
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie prägen den Tourismus in Franken: Lockdowns, Reisewarnungen und Beherbergungsverbote haben das Reisen verändert. "Das hat die Branche vor schwierige Herausforderungen gestellt – auch die kommende Zeit wird nicht einfach werden", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der virtuellen Pressekonferenz des Tourismusverbands Franken. Nur halb so viele Gäste kamen 2020 nach Franken und auch die Anzahl der Übernachtungen habe sich halbiert.
Von Januar bis Dezember 2020 haben 5,3 Millionen Gäste Franken besucht – das sind 48,9 Prozent weniger als im Vorjahr. "Bei den Übernachtungen bewegen wir uns bei 13,3 Millionen, im Jahr 2019 lagen wir bei rund 23 Millionen Übernachtungen", so Herrmann, der bis zum Jahreswechsel 2020/21 Vorsitzender des Tourismusverbands Franken war. Vor allem der Städte-Tourismus habe durch Corona gelitten: In Würzburg ist die Zahl der Gäste massiv eingebrochen, 57,1 Prozent weniger Menschen übernachteten in Hotel und Pensionen.

Die Mainschleife profitierte vom "Urlaub daheim"
Es gibt auch gute Nachrichten: Im Corona-Jahr kamen an den Altmain und in die Altstadt von Volkach (Lkr. Kitzingen) so viele Besucher wie nie zuvor – bei den Übernachtungszahlen konnte man sich sogar bis November auf Vorjahresniveau bewegen – am Jahresende bleibt ein Minus von 5,2 Prozent. "Wir sind eine der wenigen Regionen mit sehr geringen Verlusten im Jahr 2020", sagte Marco Maiberger, Leiter der Touristinformation in Volkach. Die Region rund um die Mainschleife erfreue such schon seit einigen Jahren großer Beliebtheit. "Aber im letzten Jahr sind die Leute länger geblieben", sagte Maiberger. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sei von 2,4 auf 2,7 Tage gestiegen. In Sommerach blieben die Touristen sogar im Durchschnitt 3,9 Tage.

Im Sommer kamen mehr Tagesgäste als sonst den Main zum Abkühlen, Schwimmen oder Boot fahren: "Es waren sehr viele Leute auf dem Gewässer unterwegs", so der Tourismuschef. Durch den zeitweiligen Besucheransturm werden am Altmain zusätzliche Parkplätze benötigt. "Aktuell schaffen wir mehr Fahrradparkplätze in der Altstadt von Volkach und schaffen Infrastruktur auf den Wohnmobil-Stellplätzen", sagt er. Insgesamt werden dort 15 Rundwanderwege neu erschlossen.
Gravelbiken im Naturpark Haßberge
Doch nicht überall lief das Jahr so gut wie an der Mainschleife: In die Region Haßberge und den Steigerwald kamen im Corona-Jahr etwa 40 Prozent weniger Gäste. "Wir setzen 2021 auf Naturerlebnisse mit der ganzen Familie", sagte Susanne Volkheimer von Haßberge Tourismus. Im Naturpark Haßberge wurde letztes Jahr eine Rangerin eingestellt. "Die Naturerlebnis-Führungen der Rangerin waren ein Renner." Zudem gibt es dort für E-Bikes und Tourenräder über 20 Routen vom Abt-Degen-Weintal über den Deutschen Burgenwinkel bis ins Fränkische Grabfeld.
Auch in die Rhön kamen durch die Pandemie 35 Prozent weniger Besucher. "Es war ein toller Winter, umso schmerzlicher traf es Beherbergungsbetriebe, Gastronomen und Wintersportanbieter", sagt Johannes Metz von der Rhön GmbH. Dennoch habe die Rhön Aufmerksamkeit erfahren und man hoffe auf viele Gäste im nächsten Winter. "Durch die Weite und die Natur punkten wir das ganze Jahr unter dem Aspekt Sicherheit", so Metz. Im Vergleich zu den Vorjahren kamen kaum Gäste aus dem Ausland, dafür haben viele Einheimische ihre Heimat neu entdeckt und auch Übernachtungsmöglichkeiten genutzt. Ein Höhepunkt 2021 werden die "Sternenpark-Wochen" im August sein, bei denen man die Region bei Nacht erleben kann. Außerdem feiert "Der Hochrhöner"-Wanderweg, der von Bad Salzungen nach Bad Kissingen führt, 15-jähriges Jubiläum.
Kampagne #endlichwiederraus
Im Spessart lautet die Kampagne #endlichwiederraus: Geplant sind dort neue Angebote für Camper und Wohnmobilisten und eine neue Übersicht zu den Europäischen Kulturwegen, sagt Michael Seiterle vom Tourismusverband Spessart-Mainland. "Auf den drei großen Spessart-Wanderwegen steht akkustisches Wandern im Mittelpunkt. Dazu wurden 42 Hörstationen geschaffen, die Geschichte und Geschichten des Spessarts erzählen", so Seiterle.
Acht neue Wanderrouten durch die Stadt Würzburg
Auch die Stadt Würzburg setzt 2021 auf naturnahe Angebote im Freien: "Dafür haben wir acht reizvolle Wanderrouten im Stadtgebiet entwickelt, die für alle Altersgruppen geeignet sind", sagt Jürgen Ludwig, Marketingleiter des städtischen Eigenbetriebs "Congress - Tourismus - Würzburg". Das Würzburger Kultur-Highlight wird zweifellos das 100. Jubiläum des Mozartfests vom 28. Mai bis 27. Juni sein. "Die Organisatoren werden auch 2021 auf die Rahmenbedingungen reagieren und Mozarts Musik in die Straßen Würzburgs und in die Köpfe und Herzen der Menschen tragen."
Derzeit ist noch völlig offen, wann Hotels wieder öffnen, Reisewarnungen aufgehoben und Flugzeuge wieder abheben werden. Auch welche Voraussetzungen notwendig sein werden, um überhaupt zu verreisen, steht nicht fest. Dennoch plant bereits jetzt fast die Hälfte der Bundesbürger, dieses Jahr noch zu verreisen. Jeder Fünfte will sogar mehrmals die Koffer packen, das zeigt die Deutsche Tourismusanalyse 2021. Innenminister Herrmann bleibt zuversichtlich, dass sich der Tourismus in Franken erholen wird, sobald Reisen wieder möglich ist. "Unser Ziel muss es sein, dass an Ostern Gaststätten und Hotels wieder geöffnet sind."