Als Josef Mend am Donnerstagmorgen in den ICE nach München steigt, ist der erste Sturm schon wieder abgeebbt. "Welcher Sturm?", fragt Mend. Der Mann, der seit 29 Jahren und sechs Monaten Iphofen als Bürgermeister vertritt, hat schon ganz andere Debatten geführt als jene, die sich am späten Dienstagabend im Netz aufbaute.
Mit seinen Aussagen zu Fertighäusern hat er offenbar einen Nerv getroffen und eine ganze Klientel gegen sich aufgebracht. Von "Hundehütten" war die Rede und davon, dass er sich nicht von Fertighaus-Firmen die Struktur der Baugebiete diktieren lasse. Die Netzgemeinde warf ihm daraufhin Arroganz und Unwissenheit vor, andere lobten ihn für seinen Mut und seine Weitsicht.
Am Donnerstagnachmittag sitzt Mend wieder im ICE Richtung Heimat, er ist zu einer Besprechung in der Landeshauptstadt gewesen. Ob er irgendetwas zurückzunehmen habe? "Nichts", sagt er. Und man muss sich etwas länger mit ihm unterhalten, um seinen Unmut in dieser Sache besser zu begreifen. Seit Monaten kämen Bauherrn zu ihm ins Rathaus, die sich wenig um Bebauungspläne und gutgemeinte Ratschläge scherten. Die Verträge für ihr Haus unterschrieben hätten und nun sehen müssten, wie sie die vielen Abweichungen gegenüber den städtischen Festsetzungen durchbekämen.
Warum nicht ein eigener Baustil für Franken?
Für Mend ist das ein spezifisches Problem der Fertighaus-Branche, weil Häuser dort oft "von der Stange" kämen, egal ob sie in Flensburg oder Oberammergau stehen. "Warum", fragt Mend, "entwirft man nicht für Franken einen anderen Stil als für Oberbayern?" Im Alpenraum seien breite Dachüberstände üblich, in Franken bereiten sie immer wieder Probleme, weil sie in vielen Bebauungsplänen nicht vorgesehen seien.
Kleine Änderungen aber ließen sich die Firmen oft teuer bezahlen, oder sie setzten Bauherren unter Druck. "Das ist doch das eigentliche Dilemma", so Mend. Er würde nichts sagen, wenn es sich bei dem, was da vielfach angeboten werde, um gute Architektur handle. Zweifellos gebe es auch hochwertige Fertighäuser. "Aber das Meiste sind doch Schuhschachteln." Das fange schon damit an, dass man Häuser in Franken eigentlich rechteckig baue, viele Gebäude aber heute in quadratischer Form entstünden.
Dass der Bauausschuss nun für das neue Baugebiet Ost IV, wo frühestens im Herbst 2020 etwa 30 Grundstücke zur Verfügung stehen sollen, so restriktive Vorgaben gesetzt habe, sei auch als "Zeichen" zu verstehen, sagt Mend. Dass man Fehler wie im aktuellen Baugebiet "Geiersberg II" nicht wiederhole. Viele Bürger hätten ihn kritisiert, weil die Stadt dort in der hinteren Baureihe Flachdächer zugelassen habe. "Die Leute sagen mir, das sieht einfach nicht schön aus."
Andere Städten kultivieren eine liberalere Linie
Doch es gibt auch andere Stimmen. Etwa die von Hans Brummer. "Erst muss es funktionieren, dann kann es schön sein", sagt der Mann, der als Leiter der Stadtverwaltung in Mainbernheim und Stadtrat in Iphofen eine ambivalente Sicht auf das gerade so hochkochende Thema hat. Auch in Mainbernheim sei man anfangs etwas strenger gewesen und habe auf eingeschossige Gebäude mit ausgebautem Spitzdach gedrungen. Dann aber habe die Stadt ihre Linie der Realität angepasst, und die sehe eben so aus, dass "sehr viele Leute" heute zweigeschossig mit flachem Dach bauen wollten.
Er teile ja den Unmut von Bürgermeistern wie Mend, dass viele Fertighaus-Hersteller sich nicht die Mühe machten und Baugebiete besuchten, sondern Standardhäuser aus dem Katalog anböten. "Dass einem da der Kragen platzen kann, ist klar", sagt Brummer. Aber der Druck aus der Bevölkerung werde angesichts immer weiter steigender Baupreise groß. Wenn man da durch eng gefasste Vorschriften, etwa eines niedrigen Kniestocks, wertvollen Raum verliere, sei das schwer zu vermitteln. "Ich tue mir schwer damit, wenn ich bürgerfreundlich sein will und etwas nur auf Kosten der Optik dann nicht zulasse." Auch Fertighäuser würden nicht nur nach dem Prinzip "billig und Hauruck" gebaut.
Fertighäuser machen in der Praxis wenig Probleme
Für Petra Krist, die nun auch schon mehrere Jahre das Sachgebiet Bauverwaltung in Iphofen leitet, ist das Thema bei weitem "nicht so heiß, wie es gerade gekocht wird". Klar sei: Festsetzungen müssen eingehalten werden, denn Abweichungen würden nicht mehr genehmigt. Aber die Fertighaus-Produzenten wüssten das und bekämen Vieles auch hin. "Sonst dürften wir ja Fertighäuser gar nicht zulassen." Tatsächlich bewege sich der Anteil der Fertighäuser an den Neubauten in Iphofen bei mindestens 50 Prozent, Brummer schätzt die Quote für Mainbernheim gar auf 70 bis 80 Prozent.
Im Internet-Portal dieser Zeitung stößt Mend mit seiner restriktiven Linie, der übrigens der Bauausschuss mit großer Mehrheit gefolgt ist, nicht nur auf Ablehnung oder Kritik ("Politik für ein bestimmtes Klientel mit dem entsprechenden Kleingeld"). Einer schreibt: "Wenn ich mir die liberalen Baugebiete anschaue, wo jeder bauen kann, was er will, da kannst du kotzen." Und ein anderer: "Besonders Süddeutschland wurde im 21. Jahrhundert mit Wegwerfhäusern überzogen. Schauen Sie sich heute mal den stark wachsenden Alpenraum an. Da wünscht man sich nur noch eine Planierraupe!"
Ich habe in über Jahre hinweg immer wieder Diskussionen und auch Streitgespräche mit Bürgermeister Mend geführt. Aber es ging immer nur um die Sache und wurde auf zivilisierter Ebene geführt, getragen von gegenseitigem Respekt. Die Art und Weise Ihres Diskussionsbetrages hat nicht im geringsten ist mit Respekt und Anstand zu tun und ich wundere mich das die Main-Post diesen Kommentar überhaupt veröffentlicht hat.
Ich verstehe auch die Bauherren, die ihre individuellen Wünschen umsetzen möchten.
Aber ein bisschen Liebe in die Gegend , in der man leben möchte , sollte da jeder investieren.