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Marktheidenfeld
Container-Dorf in Wertheim: Warum Main-Spessarter Firmen profitieren
Im März eröffnen in Wertheim Boardinghouse-Quartiere. Dort können Arbeiter bis zu sechs Monate in aufgehübschten Frachtcontainern leben. Das Konzept ist einzigartig in Deutschland.
So sehen die Boardinghouse-Quartiere in Wertheim aus.
Foto: Felix von Knobelsdorff | So sehen die Boardinghouse-Quartiere in Wertheim aus.
Martin Hogger
Martin Hogger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:12 Uhr

Die Arbeitswelt wandelt sich gerade. Sie wird flexibler, projektbezogener und ortsunabhängiger. Mit diesem Wandel müssen die Arbeiter mitgehen. Von einem Projekt zum anderen, von einem Hotel zum nächsten: Für immer mehr Menschen in Deutschland ist es keine Ausnahme mehr, alle paar Monate den Arbeitsort wechseln zu müssen. 

So haben auch Felix von Knobelsdorff und seine beiden Gesellschafter-Kollegen Clemens Müller und Nicolas de Fejer lange gelebt. Sie mussten beruflich viel reisen, erzählt Knobelsdorff. Zwischen dunklen Fluren und einengenden Zimmer vieler Hotels in ihnen die Überzeugung gereift: "Man kann bestimmt besser wohnen."

  • Weitere Bilder zu den Wertheimer Boardinghouse-Quartieren finden Sie hier.

Was ist ein Boarding-House und für wen ist es gedacht?

Am Ende dieser Überlegung steht nun etwas, was es, laut Knobelsdorff, in Deutschland so noch nicht gegeben hat. Aus umgebauten Hochseefrachtcontainern sind im Wertheimer Stadtteil Reinhardshof 21 Wohnapartments entstanden. Bei der Besichtigung der Apartments erklärt Knobelsdorff, dass die langfristige Zielgruppe dieser Boardinghouse-Quartiere vor allem die Berufstätigen sind, die nur für wenige Monate ein Apartment suchen. Trotzdem können auch Urlauber darin übernachten. Maximal sechs Monate kann man in den Countainer-Wohnungen wohnen – je länger man bucht, desto niedriger wird der Preis pro Nacht. Im März werden die ersten Gäste einziehen.

"So etwas hat bisher in Wertheim gefehlt", sagt Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Die Ansiedlung des Boardinghouses sei eine sinnvolle Ergänzung des Übernachtungsangebots. "Wir sehen hier keine Konkurrenz zum bestehenden Hotelgewerbe", sagt Herrera Torrez. Vielmehr werde eine Lücke geschlossen. 

Warum Main-Spessarter Firmen profitieren können

Das Containerdorf ist lediglich 15 Minuten von Altfeld und 20 Minuten von Marktheidenfeld entfernt. Besonders für Arbeiter in den vielen Marktheidenfelder Industrie-Unternehmen sind die Wertheimer Boardinghouses eine Überlegung wert. Für Lohr könnten vor allem die Erfahrungen, die die Wertheimer mit ihren Boardinghouses machen, interessant sein. Auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei sollen – zusätzlich zu Rewe, DM, Tagespflege und betreutem Wohnen – auch „Boardinghouse-Appartements“ entstehen. 17 davon soll es im etwas zurückgesetzten Dachgeschoss geben, betrieben vom Hotel Bundschuh. 

So sehen die Boardinghouse-Quartiere in Wertheim aus.
Foto: Felix von Knobelsdorff | So sehen die Boardinghouse-Quartiere in Wertheim aus.

Wie sieht es in den Container-Wohnungen aus? 

Die alten Schiffscontainer in Wertheim sind von außen in mattem Schwarz gestrichen und mit unbehandeltem Holz verkleidet. "Ferienhauscharakter", wie Knobelsdorff das Ambiente der Container nennt,  passt gut als Beschreibung. Die Boardinghouses sind zwölf Meter lang, 2,20 Meter breit und 2,40 Meter hoch. Die Wohnfläche beträgt etwa 26 Quadratmeter. Die Aufteilung erinnert an ein Tinyhouse oder eine sehr schmale, aber hochwertig eingerichtete Studentenwohnung. Matt-Grau aktzentuierte Möbel und das Poster eines riesigen Frachtcontainers verleihen dem Innenbereich einen relativ modernen Flair.

Es gibt eine vollausgestatte Küchenzeile mit Mikrowelle, Herd und Spüle, eine eigene Terrasse, eine ausziehbare Couch, ein Doppel-Bett, einen Fernseher und einen Stellplatz direkt an der Unterkunft. Im ganzen Raum wird eine Fußbodenheizung die Füße warm halten, sogar in der Dusche. Auch WLAN soll bald kommen. Auch um die Reinigung brauchen sich die Besucher keinen Kopf machen. Das übernimmt der Betreiber. 

Auf etwa 1,5 Millionen Euro beziffert Felix von Knobelsdorff das Investitionsvolumen. Kommt das Boardinghouse gut bei den Gästen an, hat der Unternehmer auf dem Nachbargrundstück die Option, bis zu 24 weitere Wohneinheiten zu schaffen. Die Zeichen dafür stehen jetzt schon nicht schlecht: Von Kanada bis Indien gebe es bereis Mietanfragen.

 
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  • joroma
    Ich frage mich, was könnten die Würzburger Container mit den Wertheimer Containern zu tun haben? Sollen die Menschen, die das Wertheimer Angebot nutzen möchten, zig Kilometer mehr fahren?
    Sind sie froh, ein solches Angebot nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Ich bin es und weiß, dass ausländische Arbeitnehmer für teures Geld schon zu mehreren in einem engen Zimmer ohne ordentliche Kochmöglichkeit und Hygienische Verhältnisse hausen mußten.
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  • attheendoftheday
    Vielleicht ist es ein Ansporn für investigativen Journalismus der Sache in Würzburg nachzugehen, war doch das Thema Container-Dorf der Aufhänger.
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  • attheendoftheday
    Das Konzept mag einzigartig sein.
    Es gibt aber genug Containersiedlungen: Z.B. im Würzburger Industriegebiet Neuer Hafen auf WVV-Gelände in der Nähe vom DPD. Dort hausen bulgarische / rumänische Arbeiter, die morgens vor 7 irgendwo zur Arbeit gebracht werden und irgendwann abends zurück gebracht werden. Is irgendwie sehr ghettomäßig dort. Irgendwann war das erste Dorf mal weg, ein halbes Jahr später standen wieder Container dort aber nur einstöckig. Ich möchte dort nicht leben müssen. Ist dort überhaupt Wohngebiet ausgewiesen?
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