Zukunft ungewiss – das gilt nicht nur für die Bewohner des Kitzinger Tierheims. Auch für das Tierheim selber heißt es: Die unendliche Suche geht weiter. Zwar glaubte die Stadt zuletzt gleich zweimal, ein passendes Grundstück gefunden zu haben – doch die Hoffnung trog. Weshalb es aktuell wieder einmal heißt: Alles wieder auf Anfang.
Passenden Standort gefunden – so hieß es nach jahrelanger Suche erstmals Anfang 2020. Damals gab es ein Grundstück "Im Lailach“ in der Nähe des Golfplatzes in Kitzingen. Die Freude war groß, ebenso die Ernüchterung danach. Der Bauantrag war zwar schnell eingereicht, das Aber wurde jedoch immer größer: Die Erschließungskosten wuchsen sich zu ungeahnter Größe aus. Dazu kam, dass der Golfclub nicht unbedingt angetan war von dem möglichen neuen Nachbarn in Hörweite seiner Terrasse.
Was folgte, war ein Deal: Der entsprechende Bauantrag wurde auf Eis gelegt – dafür begab sich die Stadt wieder auf die Suche. Die zog sich hin, schließlich aber hatte die Stadt Kitzingen ein Grundstück im Auge, das sich in der Nähe der Straße nach Großlangheim befindet und Teil der früheren US-Liegenschaften ist. Zwei Dinge sprachen jedoch klar dagegen: Ein möglicher Kauf geht nicht von heute auf morgen. Zudem gilt es zu klären, inwieweit ein Fauna-Flora-Habitat Schutzgebiet (FFH) ein Eingreifen verbietet.
Giltholzgemeinschaft zum Tausch bereit
Das alles erfordert Zeit, die es eigentlich nicht gibt. Also wurde die Idee beerdigt; es ging wieder auf die Suche. Fündig wurde die Stadt nicht weit entfernt, diesmal direkt an der Straße nach Großlangheim zwischen Richthofen Circle und Corlette Circle . Dort befindet sich ein Grundstück der Giltholzgemeinschaft Kitzingen. Diese besteht aus insgesamt 220 Rechtlern, die ihren Anteil in den Kitzinger Familien weitervererben können. Das Giltholz umfasst rund 286 Hektar, mit einem Waldanteil von 256 Hektar, die zwischen der Staatsstraße am Klosterforst und der Großlangheimer Straße liegen.
Gut 7000 Quadratmeter davon befinden an der besagten Stelle und werden momentan als Feld bewirtschaftet. Ein Tausch, am besten gegen ein Waldstück, sei durchaus denkbar, so das Signal der Gemeinschaft gegenüber der Stadt. Damit schien im Frühsommer endlich eine Lösung gefunden. Von der Anbindung her ein scheinbar idealer Standort für das neue Tierheim. Die Versorgungsleitungen liegen direkt vor dem Grundstück. Alles fast zu schön, um wahr zu sein. Das Aber sollte jedoch wieder einmal – diesmal buchstäblich auf dem Fuß – folgen.
Dass die Tierfreunde nicht umgehend losjubelten, hatte einen aus ihrer Sicht entscheidenden Grund: Die mögliche Gassi-Runde ist beschwerlich bis nahezu unmöglich. Auf der einen Seite grenzt unbegehbarer Wald an das Grundstück. Rechts und links gibt es Nachbargrundstücke. Und auf der anderen Seite befindet sich die Straße nach Großlangheim. Für einen Spaziergang müsste man erst ein ganzes Stück entlang der Straße am Corlette Circle vorbei, um dann die Straße überqueren zu können, um wenigstens etwas Auslauf zu haben.
Ablehnung der Tierfreude
Während der Kitzinger OB Stefan Güntner von einem "sehr gut geeigneten Grundstück" spricht und an den großen Wurf glaubt, zeigen sich die Tierfreunde eher reserviert und lehnten schließlich nach einem Ortstermin und etwas Bedenkzeit im Sommer rundweg ab: Die "schwierige Grundstückslage" führe dazu, dass man gar nicht wisse, "wo man die Gassigeher hinschicken soll", betonte Christian Fexer auf Anfrage. Der stellvertretende Vorsitzende ist sich mit Tierschutzverein-Chef Gerd Menche und "der Mehrheit der Vorstandschaft" einig: "Wir lehnen den Standort ab!"
Bei einer derart großen Investition von bis über 2,5 Millionen Euro und einer Nutzungszeit von etwa 60 bis 70 Jahren müsse der Standort auch passen, argumentiert Fexer. Ein normales Gassigehen sei ausgeschlossen, die viel befahrene Straße vor dem Grundstück "ein Gefahrenpunkt" für Mensch und Tier.
Tierschützer: Es passt nicht
Wie es jetzt weiter geht? Weiter gesucht wird aktuell nicht. Der OB scheint noch auf Einsicht bei den Tierfreunden zu hoffen und glaubt, mit Nachbesserungen bei der Wegführung punkten zu können. Aber auch das hat den Tierschutzverein bereits mit dem Kopf schütteln lassen: Es passt einfach nicht.
Damit scheint man wieder am Ausgangspunkt angekommen zu sein: Wenn alle Stricke reißen – und genau das scheint gerade passiert zu sein – ist da ja noch das Grundstück "Im Lailach“ samt des auf Eis gelegten Bauantrages vom Frühjahr 2020. Die Stadt habe damals versprochen, "ein adäquates Grundstück zu finden", erklärt Fexer.
Nachdem es das adäquate Grundstück zumindest für den Tierschutzverein nicht gibt, könnte "Im Lailach" wieder ins Spiel kommen. Hier deutet sich jedoch bereits der nächste Knackpunkt an: Während der OB davon ausgeht, dass der Standort in Golfplatz-Nähe "an der Erschließung scheitert", pochen die Tierfreunde auf das damalige grüne Licht vom Kitzinger Bauausschuss und gehen fest davon aus, dass der Antrag genehmigungsbereit im Rathaus liegt. Die Zukunft des Kitzinger Tierheimes – sie bleibt ungewiss.