Der erlösende Ruf "Land in Sicht!" hallt bis heute nach. Es war Ende Januar 2020, als sich für die Kitzinger Tierfreunde alles zum Guten zu wenden schien. Bei der Sitzung des Verwaltungs- und Bauausschusses im Kitzinger Rathaus gab es einen Standort für den geplanten Tierheimneubau. Nach kräftezehrenden Monaten und vielen vergeblichen Versuchen war es endlich vollbracht: Mit 13:0 sprachen sich die Stadträte für den Bereich „Im Lailach“ in der Nähe des Golfplatzes aus.
Die teilweise verzweifelt anmutende Suche hatte begonnen, nachdem der aktuelle Standort zu bröckeln anfing: Im Sommer 2017 wurden Risse im Tierheim-Gemäuer entdeckt. Die Anlage steht auf einem – vor rund 110 Jahren stillgelegten – Stollen. Um mögliche weitere Bewegungen gleich erkennen zu können, wurde das Tierheim mit Sensoren unter Beobachtung gestellt. Das Tierheim ist sozusagen unter Vorbehalt des Bergamtes Nordbayern geöffnet. Die Zelte abbrechen zu müssen – diese Gefahr besteht immerzu. Zwischenzeitlich stand als möglicher Auszugstermin Anfang 2019 im Raum. Ganz so schnell ging es dann doch nicht. Letztlich aber sorgen die wackeligen Füße dafür, dass seit fast vier Jahren die Auszugs-Uhr unerbittlich tickt.
"Land in Sicht!" kam deshalb keine Minute zu früh. Die Freude war groß: Von einem Baubeginn im Jahr 2020 war die Rede. Daraus wurde nichts. Weil sich das Blatt wieder wendete. Weil sich zeigte, dass die Erschließung des ins Auge gefassten Feldes doch schwieriger war als zunächst gedacht – und damit vor allem auch teurer. Ein Knackpunkt ist dabei nicht zuletzt die Zufahrt: Die Straße müsste nicht nur ertüchtigt, sondern auch verbreitert werden. Gleichzeitig tat sich eine 200 000-Euro-Finanzierungslücke auf, die Kopfzerbrechen bereitete. Und, auch das gehört zur Wahrheit: Der Golfclub konnte sich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, dass seine Mitglieder auf der Terrasse entspannen – unter permanenten Hundegebell aus dem benachbarten Tierheim.
Bauantrag gilt weiter
Damit ist der anvisierte Standort zwar nicht vom Tisch und auch der Bauantrag liegt noch ganz offiziell zur Prüfung im Bauamt – aber er ist eben nur noch zweite Wahl. Oder deutlicher gesagt: Das Gebiet „Im Lailach“ hat die Stadt nur noch für den Notfall parat liegen. Derweil hinter den Kulissen geschaut und verhandelt wird, ob es nicht doch einen besseren Standort gibt.
Die Such-Parameter sind klar: möglichst ohne Nachbarn, möglichst geringe Erschließungskosten. Teuer genug wird die Sache sowieso: Bisher gehen Schätzungen davon aus, dass das neue Tierheim bis zu 2,6 Millionen Euro kosten dürfte, wobei 1,5 Millionen als Schuldendienst von den Gemeinden kommen und 300 000 Euro vom Kreis – der Rest ist Sache des Vereins.
Weshalb das weiter ging, was überwunden zu sein schien: die Hängepartie. Seit umgedacht wurde, ist nun auch schon wieder ein Jahr vergangen. An dem Land, das eigentlich in Sicht war, sind Stadt und Tierschutzverein längst vorbeigesegelt. Wann es endlich wieder den dann entscheidenden "Land-in-Sicht!"-Ruf geben wird? Möglichst schnell, hofft OB Stefan Güntner. Weil er nur zu gut weiß, dass die Warterei kein gutes Bild nach außen abgibt, ist das Thema längst Chefsache und werde "intensiv" beackert. Es werde eine "zeitnahe Lösung" geben.
Keine Alternative zum Neubau
Weil zeitnah alles sein kann, drängt sich die Nachfrage auf, wie nah zeitnah denn nun ist. Was am Ende zu einem Versprechen führt: Bis zum Sommer soll das Thema abgeräumt sein.
Eine Alternative zum Neubau gibt es jedenfalls nicht: Scheitert das Vorhaben, würde das bestehende Tierheim umgehend dicht gemacht. Und dann hieße es beim Tierschutz im Landkreis Kitzingen in vielerlei Hinsicht "Land unter!"