
Weihnachtssterne auf den Ratstischen, ein Stück Stollen auf dem Teller – zwei untrügliche Zeichen, dass sich der Kreistag zu seiner Jahresschlusssitzung zusammengefunden hat. Für die Neulinge im Gremium war die Sitzung im Landratsamt eine Premiere, zuletzt hatte der Kreistag in den schlimmsten Corona-Zeiten mit Abstand in der Wiesentheider Steigerwaldhalle getagt. Nun also ging es wieder etwas heimeliger zu – wenn da nur die ernsten Themen nicht alles überlagert hätten.
In ihrer traditionellen Jahresschlussrede kam Landrätin Tamara Bischof gar nicht umhin, sich mit dem Grauen auseinanderzusetzen: Wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine alles verändert hat. Wie der Landkreis in einem Kraftakt um die 1100 Kriegsflüchtlinge aufnahm und dabei "auf viele engagierte Ehrenamtliche" habe zählen können.
Die Blackout-Pläne bleiben hoffentlich in der Schublade
Dann die weiteren Folgen des Krieges: eine kaum für möglich gehaltene Energiekrise und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Probleme. Steigende Ausgaben, Inflation. Und wer hätte gedacht, dass im Landratsamt mit Hochdruck Blackout-Pläne geschmiedet werden müssen – in der Hoffnung, "diese Pläne niemals aus der Schublade ziehen zu müssen", so die Landrätin.
Immerhin gelte für den Landkreis: Viele Hausaufgaben wurden erledigt, bevor die Krise kam. Das mache die aktuelle Situation zumindest etwas erträglicher. Als Beispiel nannte Tamara Bischof die Sanierung des Armin-Knab-Gymnasiums: Was vor gar nicht allzu langer Zeit noch 13 Millionen Euro kostete, käme heute wohl auf das Dreifache.
Auf die wesentlichen Bereiche konzentrieren
Man profitiere jetzt von der "seriösen und soliden Finanzpolitik der vergangenen Jahre". Weshalb der Landkreis trotz unerwarteter Ausgaben aktuell einen Jahresabschluss ohne Defizit hinbekomme. Zudem werde der niedrige Schuldenstand helfen, auch in den kommenden Jahren "die laufenden Aufgaben zu erfüllen und wichtige Investitionen zu tätigen", so der Ausblick der Landrätin. Gleichzeitig gelte aber auch, dass man sich "stärker auf die wesentlichen Bereiche und Ausgaben beschränken" müsse.
Künftig sei zudem das Gebot der Stunde, verstärkt die erneuerbaren Energien in den Mittelpunkt zu rücken. Das Landratsamt gehe hier gerade voran: Seit November läuft eine CO2-neutrale Pelletheizung in der Kreisbehörde. Mehrere PV-Anlagen wurden für die Schuldächer des Gymnasiums Marktbreit und der Realschule Dettelbach beschlossen. Zudem legte man eine Förderung von Stecker-Solargeräten sowie von Photovoltaikanlagen auf Dächern in Kombination mit Batteriespeicher und Inselbetriebsfähigkeit für Privathaushalte auf. Die Nachfrage in der Bevölkerung erwies sich als so groß, dass die Gelder "nach wenigen Stunden ausgeschöpft" waren, wie die Landrätin hervorhob.
Auch habe "die Nachfrage nach Energieberatung sprunghaft zugenommen". In Kooperation mit der Verbraucherzentrale Bayern wurde 2022 das Beratungsangebot auf 21 Beratungstage angehoben, was einer Steigerung um mehr als 400 Prozent entspreche.
18 Prozent weniger Baugenehmigungen
Wie sehr die Krise in einigen Bereichen durchschlägt, zeige beispielsweise der Blick auf die Baugenehmigungen. So registrierte das Amt zuletzt 18 Prozent weniger Anträge im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig gelte aber auch: Der Arbeitsmarkt im Landkreis zeigt sich "trotz multipler Krisen robust". Das Problem der überall fehlenden Arbeitskräfte lässt derweil auch die Landrätin rätseln: "Wo sind denn die vielen Menschen, die wir brauchen?"

Und das steht 2023 konkret an: Die Gründung und Ansiedlung eines Technologietransferzentrums (TTZ) im Innopark wird weiter in Angriff genommen. Insgesamt beteiligen sich 16 Unternehmen aus dem Landkreis daran. Im ersten Halbjahr 2023 wird für die Mainschleifenbahn das Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Analyse erwartet. Dann stehe fest, woran man sei und es könnten erste Baumaßnahmen umgesetzt werden.
Eigenes Personal im Wertstoffhof
Der Landkreis übernimmt zum 1. Januar 2023 den Wertstoffhof mit eigenem Personal. Hierfür wurden 2022 entsprechende personelle Weichen gestellt. Auch die Generalsanierung der Berufsschule Kitzingen für 27 Millionen Euro steht in den Startlöchern, voraussichtlich wird die Schule in den kommenden vier Jahren bei laufendem Betrieb saniert.
Und dann ist da noch die laufende Sanierung der Klinik Kitzinger Land: Hier müsse man "wachsam sein, damit die Entwicklung beherrschbar bleibt", so Bischof abschließend.