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Iphofen
Statt "Kitchen Impossible" und Fußball-Nationalmannschaft: Sternekoch Anton Schmaus steht in Iphofen am Herd
Anton Schmaus kocht in Iphofen ein mehrgängiges Menü. Vorher verrät der Sternekoch, wie Sauerkraut den Extra-Kick bekommt und was er in einem Slum in Kenia gelernt hat.
Der Sternekoch Anton Schmaus kocht Mitte August ein 7-Gänge-Menü in Iphofen. Schmaus ist auch Koch der deutschen Fußballnationalmannschaft und posiert hier mit dem Fußballspieler Thomas Müller.
Foto: David Lotus | Der Sternekoch Anton Schmaus kocht Mitte August ein 7-Gänge-Menü in Iphofen. Schmaus ist auch Koch der deutschen Fußballnationalmannschaft und posiert hier mit dem Fußballspieler Thomas Müller.
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 07.08.2024 02:39 Uhr

Der Astheimer Starkoch Stefan Marquard war schon da, ebenso der Profikoch Wolfgang Müller und auch Küchenrebell Lucky Maurer gab sich schon die Ehre. Sie alle kochten für das Iphöfer Restaurant 99er Kulinarium in Iphofen ein mehrgängiges Menü. Dieses Jahr hat Inhaber Lukas Rönninger die Zusage vom Regensburger Sternekoch Anton Schmaus. Er steht am 14. August in Rönningers Küche. 

Schmaus Weg führte aus Viechtach im Bayerischen Wald – seine Eltern hatten ein Hotel mit Lokal – über die Schweiz nach Stockholm, New York und schließlich nach Regensburg. 2014 eröffnete der 42-Jährige das Restaurant Storstad in einem alten Regensburger Patrizierhaus. Noch im selben Jahr erhielt er einen Stern vom Guide Michelin. Seit 2017 ist er Koch der deutschen Fußballnationalmannschaft und begleitet das Team zu allen Spielen. Schmaus ist verheiratet und hat eine Tochter.

Frage: Sie kommen im August nach Iphofen und kochen im 99er Kulinarium. Sind Sie zum ersten Mal in Iphofen?

Anton Schmaus: Ja.

Aber nicht zum ersten Mal in Franken?

Schmaus: Nein. Ich kenne einige fränkische Winzer und ich mag auch gerne fränkische Weine.

Sie haben vier Lokale in Regensburg und einen Lieferservice. Aus Langeweile kommen Sie nicht nach Iphofen.

Schmaus: Ich wurde so nett vom Kollegen gefragt. Da kann ich das schon machen. Und das ist eine Möglichkeit, seine Küche woanders zu zeigen, und durchaus ein Werbeeffekt.

Der Sternekoch Anton Schmaus kocht normalerweise in Regensburg in seinem Restaurant Storstad.
Foto: Lukas Kirchgässer | Der Sternekoch Anton Schmaus kocht normalerweise in Regensburg in seinem Restaurant Storstad.
In Ihrem Iphöfer 7-Gänge-Menü verwenden Sie unter anderem Iberico-Schwein, australischen Wintertrüffel und die asiatische XO-Sauce. Ist die fränkische Zunge damit eventuell überfordert?

Schmaus: Das glaube ich nicht (lacht). Es gibt in Franken sehr viele gute Kollegen, die auch nicht nur regional kochen. Franken ist sehr weltoffen. Deswegen ist das kein Thema, wenn ich ein paar andere Produkte mitnehme.

Sie sind bekannt dafür, dass Sie klassischen Gerichte eine neue Geschmacksnote mitgeben. Was würden Sie denn bei Bratwürsten und Sauerkraut machen?

Schmaus: Sauerkraut ist etwa Fermentiertes, also durch Gärung haltbar gemacht. Den Fermentationsprozess gibt es auf der ganzen Welt. Ich kombiniere Sauerkraut gerne mit Kimchi, also fermentierten Chinakohl.

Das heißt für die fränkischen Köchinnen und Köche?

Schmaus: Man macht ein normales Sauerkraut und zum Aufmotzen gibt man etwas Kimchi rein. Das schmeckt super.

Die Franken gelten als eigensinnig, traditionsbewusst und sie feiern gerne. Sie sind im Bayerischen Wald aufgewachsen. Meinen Sie, ein Franke würde sich im Bayerischen Wald heimisch fühlen?

Schmaus: Da bin ich mit sehr sicher. Ich glaube, das ist alles sehr ähnlich, auch Niederbayern sind sehr eigensinnig.

Das breite Grinsen ist ein Markenzeichen von Anton Schmaus.
Foto: Lukas Kirchgässer | Das breite Grinsen ist ein Markenzeichen von Anton Schmaus.
Ihre Eltern hatten ein Hotel mit Lokal. Warum haben Sie das nicht übernommen?

Schmaus: Ich war viel unterwegs in der Welt. In Viechtach war es mir zu eng und ich wollte nicht in diese vorgetretenen Fußstapfen. Man entwickelt sich und merkt für sich selbst, dass es nicht funktionieren würde. Ich wollte meine eigenen Sachen machen, meinen eigenen Weg finden.

Haben Ihre Eltern Ihre Entscheidung verstanden?

Schmaus: Natürlich war es ein schwieriger Prozess. Jetzt sind sie froh, dass ich es so gemacht habe und sehen, dass es der richtige Weg für mich war. Es ist eine sehr persönliche Geschichte und es gibt viele Kollegen, die das Elternhaus übernommen haben und es funktioniert super. Für mich war’s halt nichts. Das muss jeder für sich entscheiden.

Sie haben in Stockholm oder New York gearbeitet. 2009 haben Sie sich in Regensburg niedergelassen. Warum gerade da?

Schmaus: Ja, Regensburg ist ein größeres Dorf (lacht). Ich habe in Regensburg meinen Zivildienst gemacht und hatte dort sehr viele Freunde. Mein bester Freund damals hat gefragt, ob ich mich nicht in Regensburg selbstständig machen wolle. Durch Zufall hat mir hier jemand mein erstes Lokal angeboten. Ich bin diesen Weg gegangen und der war wirklich gut.

Das heißt, Sie bleiben bis zur Rente in Regensburg?

Schmaus: Im Moment habe ich keine Pläne, wegzuziehen. Aber: Never say never. Ich habe mir angewöhnt, nie länger als drei Jahre zu planen.

In der Regensburger Altstadt liegt das Storstad, das Restaurant von Anton Schmaus. Storstad ist das schwedische Wort für Großstadt.  
Foto: Michael Krug Photography | In der Regensburger Altstadt liegt das Storstad, das Restaurant von Anton Schmaus. Storstad ist das schwedische Wort für Großstadt.  
Sie waren in der 2024er Staffel „Kitchen Impossible“ dabei. Tim Mälzer schickte Sie nach Griechenland und Kenia, um dort an Original-Schauplätzen Gerichte nur anhand des Geschmacks nachzukochen. Konnten Sie Ihr Fernweh stillen?

Schmaus: Das ist man nicht mehr als ein paar Tage weg. Und Fernweh habe ich in dem Sinne eigentlich nicht. „Kitchen Impossible“ ist eine tolle Möglichkeit, etwas Neues kennenzulernen. Das waren für mich zwei komplett neue Küchen und auch Dinge, mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe im Leben. Es war eine superspannende Reise.

In Kenia haben Sie in einer Hütte in einem der größten Slums der Welt gekocht. Was haben Sie da für sich gelernt?

Schmaus: Die Reise nach Kenia hat mich sehr geerdet. Es ist eine Erfahrung, die einen nicht so schnell loslässt.

Treffen Sie Ihre Entscheidungen aus dem Bauch oder aus dem Kopf heraus?

Schmaus: Ich bin ein totaler Bauchmensch.

Kocht man besser mit dem Kopf oder mit dem Bauch?

Schmaus: Grundsätzlich ist Kochen immer etwas aus dem Bauch heraus. Der Kopf ist da, um das Gefühl zu unterstützen. Kochen ist eine rein emotionale Geschichte.

Ihr Nachname ist Schmaus. Sehr passend für einen Koch. Können Sie die Wortspiele noch hören?

Schmaus: Ach, so viele gibt’s da gar nicht und tatsächlich ist es ja schön. Ich habe Glück gehabt, dass ich meinen Namen und meinen Beruf so verknüpfen konnte. Da gibt es kein Grund, sich zu beschweren.

Sie sind der Koch der deutschen Fußballnationalmannschaft. Können Sie Fußball spielen?

Schmaus: Ich habe so mittelmäßig, mit wenig Erfolg Fußball gespielt, aber ich bin großer Fußballfan.

Das Iphöfer Restaurant 99er Kulinarium wird 25 Jahre und veranstaltet vom 14. bis 18. August ein Jubiläumssommerfest. Am Mittwoch, 14. August, kocht Sternekoch Anton Schmaus. Karten für das 7-Gänge-Menü gibt es unter info@99er-kulinarium.de. 

 
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