Im Großen und Ganzen sind die regionalen Unternehmen mit dem Wirtschaftsstandort Mainfranken zufrieden. Das ist die Bilanz des aktuellen Standortreports, den die IHK Würzburg-Schweinfurt im Abstand von fünf Jahren zum zweiten Mal erhoben hat. Das heißt aber nicht, dass es keinen Anlass zu Kritik aus der Unternehmerschaft gäbe. Hier die Einschätzungen aus dem Landkreis Kitzingen.
Aus Sicht seiner Unternehmen erhält der Landkreis die Gesamtnote 2,2. Rund 70 Prozent der ortsansässigen Betriebe bewerten den Landkreis mit der Note "gut". 49 Prozent von ihnen finden überdies, dass sich die Standortqualität in den vergangenen fünf Jahren verbessert hat. Das berichtete Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, kürzlich vor dem IHK-Gremium Kitzingen.
Letzteres heißt nicht, dass die andere Hälfte demzufolge eine Verschlechterung der Verhältnisse konstatiert. Von ihnen haben einige Unternehmen entweder keine Bewertung abgegeben oder bewerten die Standortqualität nach fünf Jahren als unverändert, erklärte Genders auf Nachfrage der Redaktion. Eine Verschlechterung der Standortqualität haben ausdrücklich 13,4 Prozent der Befragten angegeben.
Große Zufriedenheit mit dem Standort im Landkreis Kitzingen
Deutlich ist das Votum der Beteiligten, die sich auch heute wieder für den Landkreis Kitzingen als Firmensitz entscheiden würden: 86 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der IHK-Umfrage aus dem Landkreis sind dieser Ansicht. Dagegen würden 16,2 Prozent aus heutiger Sicht eine andere Standortentscheidung treffen.
Zu den Stärken des Landkreises Kitzingen zählen die Befragten die Anbindung an das Fernstraßennetz, die Energieversorgung und -sicherheit, die Qualität der Hochschulen und des Studienangebots im Umfeld, das Angebot an Schulen und letztlich auch die Lebensqualität.
Zum Vergleich: In der Bewertung aller Unternehmen für den Standort Mainfranken gab es die Schulnote 2,4, etwas schlechter als die Bewertung für den Landkreis Kitzingen. Und außerdem war nur jedes dritte Unternehmen der Ansicht, dass sich die Qualität des Standorts Mainfranken in den vergangenen fünf Jahren verbessert habe.
Unternehmen fühlen sich von der Politik nicht gewürdigt
Bei den Schwächen liegt laut Genders ein immer wieder geäußertes Ärgernis an erster Stelle: Die Unternehmen beklagen ein mangelndes Verständnis der Politik für betriebliche Angelegenheiten. Dazu gehört das weite Feld der aus Sicht der Betriebe überbordenden Bürokratie und Regelungswut der Verwaltungen, aber auch das fehlende Engagement der Politik zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts.
In der Diskussion im IHK-Gremium ergänzten Unternehmer, dass sie oft das Gefühl hätten, am Pranger zu stehen oder mit Misstrauen betrachtet zu werden. Das sei, auch wenn es schwarze Schafe unter den Unternehmen gebe, eine grundsätzlich falsche Herangehensweise. Stattdessen würden von der Politik eher selten die Leistungen der Firmen für ihre Region herausgestellt oder gewürdigt.
Nachholbedarf sehen die Befragten im Landkreis auch bei den Themenfeldern Digitalisierung, Verfügbarkeit und Qualifikation von Arbeitskräften sowie Verfügbarkeit von Fach- und Führungskräften.
Die IHK hatte für ihre Umfrage 3500 Unternehmen in Mainfranken angeschrieben. 776 beteiligten sich daran und sandten ihre Bewertungen zurück.