Der 11. März 2020 wird ein denkwürdiger Tag bleiben. An diesem Datum wurde der erste offizielle Corona-Fall im Landkreis Kitzingen bestätigt. Ein Jahr später zieht das Landratsamt Kitzingen auf Anfrage der Redaktion eine vorläufige Bilanz, denn noch immer grassiert die Pandemie.
Lange galt der Landkreis als eine Insel der Seligen: Der Inzidenzwert war gering; wochenlang verharrte die Zahl der Toten bei vier. Das änderte sich in der zweiten Welle: Schwerpunkte der Pandemie gab es in der Firma Kräuter Mix in Abtswind (etwa 20 Fälle) und in einer Kitzinger Gemeinschaftsunterkunft (20). Private Feiern rund um den Kirchweihtag in Dornheim sorgten für einen größeren Ausbruch: 45 Kranke unter 320 Einwohnern.
Lange hatten die Seniorenheime Glück, so sagt es Dr. Jan Allmanritter, der Leiter des Gesundheitsamts, rückblickend. Dann traf es die beiden Häuser Phönix in Dettelbach und St. Elisabeth in Kitzingen mit voller Wucht. Die zwei Heime verzeichneten 36 Todesfälle nach Corona-Erkrankungen. 78 Tote unter 2200 gemeldeten Kranken beklagt der Landkreis bisher insgesamt. Der Inzidenzwert pendelte zeitweilig um die 150.
Nur 27 bestätigte Fälle von Mutationen
Doch weitere Schwerpunkte habe es nicht gegeben, erklärt Allmanritter. "Ein diffuses Geschehen" beschreibt die unklare Verbreitung der Viren in der Bevölkerung. Was der Gesundheitsamt-Chef ermitteln konnte: Reisen, Familienfeiern und mangelnde Hygienekonzepte können Ursachen für viele Corona-Erkrankungen im Landkreis gewesen sein. Viel mehr weiß man nicht.
Bei den Corona-Mutationen hatte der Landkreis bisher Glück: 27 Fälle der britischen Variante sind bis heute bestätigt. Es gebe keine Verbindung zu den drei rumänischen Saisonarbeitern in Iphofen, die als erste in Unterfranken offiziell daran erkrankt seien, betont der Gesundheitsamtsleiter. Andere Mutanten habe man bisher nicht registriert. Und das, obwohl jeder bestätigte PCR-Befund inzwischen automatisch auf Virusmutationen untersucht wird.
Bisher keine Impfkomplikationen bekannt
Allmanritter bestätigt, dass fast alle Verstorbenen mit Corona über 80 Jahre alt und mehrfach erkrankt gewesen seien. Dabei räumt er auch mit Verschwörungstheorien auf: An einer Corona-Schutzimpfung sei bisher niemand gestorben. Auch sind ihm keine Impfkomplikationen bekannt, die über Nebenwirkungen wie Fieber, Schüttelfrost oder Abgeschlagenheit hinausgehen – so, wie man sie von einer Grippe-Schutzimpfung auch kennt.
Das Gesundheitsamt selbst kann die auftretenden Krankheitsfälle seiner Aussage nach gut abarbeiten, berichtet Allmanritter. Die Mitarbeiterzahl sei von 17 vor der Pandemie auf aktuell 42 gestiegen. Und mit der Verbreitung des Virus habe sich das Amt immer besser auf seine Aufgaben eingestellt. Führten Mitarbeiter anfangs noch einfache Computer-Listen, so gibt es inzwischen eine leistungsfähige Software.
Landrätin lobt die Landkreis-Verwaltung
Ähnlich sieht es Landrätin Tamara Bischof: Die Pandemie sei eine völlig neue Erfahrung für die Verwaltung gewesen. Der Monate andauernde Katastrophenfall habe viel Personalaufwand erfordert, zeitweise an sieben Tagen 24 Stunden lang. Die Belastung der Mitarbeiter durch Anfragen per E-Mails oder am Telefon sei enorm groß. Aber die Bürger hätten ein Anrecht auf möglichst umfassende Information.
Dem entgegen stehe mitunter die sich teilweise widersprechende Informationsflut von Bund und Freistaat. Seitenweise müssten Mitteilungen, Verordnungen und Richtlinien gelesen und umgesetzt werden.
"Alle Landratsamt-Mitarbeiter haben ohne Murren mitgezogen", lobt die Chefin, auch in "extrem anstrengenden Phasen". Das habe die Verwaltung eng zusammengeschweißt. Dabei räumt Bischof ein, dass nicht alles fehlerfrei abgelaufen sei. Noch heute lerne man ständig dazu. Und sicherlich werde man in einer Nachbetrachtung kritisch analysieren, was man in Zukunft besser machen könne.