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Volkach
So bedrohlich sieht es nicht nur in Volkachs Seniorenheimen aus: "Jeden Tag 20 Anrufe von verzweifelten Menschen"
Personalmangel, Kostendruck, Insolvenzgefahr: Das Bild in der Altenpflege sieht düster aus. Ein Blick auf die Situation in Volkach mit den wichtigsten Antworten.
Eine Pflegerin reicht einer 97-jährigen Seniorin ein Glas mit Kaffee (Symbolbild).
Foto: Monika Skolimowska, dpa | Eine Pflegerin reicht einer 97-jährigen Seniorin ein Glas mit Kaffee (Symbolbild).
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Die Worte, mit denen die Verantwortlichen schon seit Längerem die Situation in der Altenpflege beschreiben, klingen bedrohlich. Von einer "katastrophalen Situation" spricht auch Georg Sperrle, Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH. Der gelernte Krankenpfleger wird nicht müde, auf diese Zustände hinzuweisen – wo man ihm zuhört.

Das war am Montagabend im Volkacher Rathaus der Fall, wo er zusammen mit den Leiterinnen der beiden Volkacher Seniorenheime in der Stadtratssitzung einen – erschreckenden – Blick auf die Lage insgesamt und die Versorgung in Volkach warf. Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie erlebt der unterfränkische Caritas-Geschäftsführer den Pflegenotstand?

Georg Sperrle ist Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH, zu denen auch das Bürgerspital Volkach gehört.
Foto: Thomas Obermeier | Georg Sperrle ist Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH, zu denen auch das Bürgerspital Volkach gehört.

Zur Caritas Unterfranken gehören 17 Senioreneinrichtungen an zehn Standorten, die nach Angaben der gemeinnützigen GmbH "für eine höhere Lebensqualität von über 1600 älteren Menschen und deren Angehörigen" sorgen. Georg Sperrle weiß, wie groß die Nachfrage nach Pflegeplätzen überall ist – und wie wenige freie Plätze dem gegenüberstehen: "In jedem Haus haben wir jeden Tag 20 Anrufe von verzweifelten Menschen." Er nennt es "unbefriedigend, so viele Familien im Stich lassen zu müssen".

Wegen des großen Personalmangels sei auch in den Caritas-Häusern die Belegung auf durchschnittlich 90 Prozent gesunken, bei gleichbleibend hohen Kosten. Die Folgen davon sind laut Sperrle eine steigende Zahl insolventer Häusern, vor allem privater Träger. Die dadurch wegfallenden Plätze erhöhten den Druck auf die anderen Einrichtungen zusätzlich.

Ist die Lage bei gemeinnützigen Trägern entspannter?

Bettina Süß ist seit September die Leiterin des Bürgerspitals Volkach.
Foto: Elisabeth Moser | Bettina Süß ist seit September die Leiterin des Bürgerspitals Volkach.

Diese "Abwärtsspirale" sieht auch Bettina Süß, die seit September das Volkacher Bürgerspital der Caritas leitet. Ähnlich wie Sperrle kritisiert sie, dass die Politik dieses Problem nicht ausreichend angehe. "Man sieht das erst, wenn man selbst einen pflegebedürftigen Angehörigen hat", sagt Süß. Genauso klingt das bei ihrer Kollegin Helga Vierrether, Einrichtungsleiterin des ASB-Seniorenzentrums in Volkach. Dieses gehört zum ebenfalls gemeinnützigen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB).

Vierrether verweist auf die enorm gestiegenen Kosten bei Energie, Lebensmitteln und Personal. "Wir Wohlfahrtsverbände können da noch was auffangen", erläutert die Leiterin – unter zustimmendem Nicken ihrer Kollegen.

Können in Volkach alle Pflegeplätze in den zwei Seniorenheimen belegt werden?

Helga Vierrether ist die Leiterin des ASB-Seniorenzentrums in Volkach.
Foto: Martina Geerdes | Helga Vierrether ist die Leiterin des ASB-Seniorenzentrums in Volkach.

Das ASB-Seniorenzentrum hat (noch) eine sehr gute Auslastung von 97 Prozent: Von 60 Betten sind dort aktuell 58 belegt. Möglich sei das, sagt Helga Vierrether, allerdings nur dank des Einsatzes dreier Fachkräfte über eine Zeitarbeitsfirma. Diese kosteten sie aber 40.000 Euro pro Monat.

Im Bürgerspital Volkach sind von 85 Betten aktuell 73 belegt, zum Jahresende werden es nur noch 70 sein. Macht auf das ganze Jahr bezogen eine Auslastung von 89 Prozent.

Was unternehmen die Einrichtungen, um Personal zu gewinnen?

Im Bürgerspital Volkach gehen laut dessen Leiterin 30 Prozent des Personals in den nächsten Jahren in Rente. Bettina Süß versichert: "Wir machen alles, was möglich ist, um Personal zu holen und zu halten." Darum sei man auch dabei, internationale Pflegekräfte zu rekrutieren, auch für Volkach. Eine Erfahrung, die ihre Kollegin Helga Vierrether im ASB-Seniorenzentrum schon gemacht hat. Drei junge Leute von den Philippinen arbeiteten dort bereits ab 2021, seien dann aber abgeworben worden. Nun gebe es seit Februar denselben Versuch; die Prüfung dieses Trios stehe bald an.

Zudem habe man die Tarife "enorm erhöht" und zahle eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro. Das sei auch notwendig, da man noch dazu mit der Uniklinik Würzburg in Konkurrenz um Arbeitskräfte stehe und selbst zu klein sei, um völlig flexible Arbeitszeiten anbieten zu können.

Haben die Verantwortlichen konkrete Wünsche an die Stadt Volkach?

Auf die Frage von CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner, was der Stadtrat oder die Stadt denn konkret tun könne, um die beiden Einrichtungen zu unterstützen, antwortet Georg Sperrle: kostenlose Parkplätze, günstiger Wohnraum, freier Eintritt ins Freibad. Er tut das zwar mit einem Lachen, doch sofort ist klar: Die auch in Volkach fehlenden, bezahlbaren Wohnungen sind ein weiterer Knackpunkt.

 
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  • Andreas Brachs
    Hallo, Frau Wiesner,
    schreiben Sie doch bitte konkret, was Sie meinen. So kann ich mit Ihrem Hinweis nichts anfangen.

    Freundliche Grüße

    Andreas Brachs
    Main-Post Kitzingen
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  • Rita Wiesner
    Vielen Dank für den Hinweis, wir haben das korrigiert.
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  • Andreas Brachs
    Hallo Frau Wiesner,
    danke für den Hinweis, eine Verwechslung beim Nachnamen ist inzwischen beseitigt. Freundliche Grüße
    Main-Post, Redaktion Kitzingen
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  • Rita Wiesner
    Hallo, die Namen sind immer noch nicht alle richtig. Jetzt noch die Vornamen, dann haben wir es...
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  • Rita Wiesner
    Ich würde den Artikel noch mal lesen und auf die Namen der Personen achten. Evtl. fällt da ein bisschen was auf.
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