Der jüngst erschienene Bericht über Preiserhöhungen für ein Gastronomie-Schnitzel im Landkreis Kitzingen schlug hohe Wellen. "Einfach nur Wucher!", "Abzocker-Mentalität" und "Ein Schnitzel mit Pommes für 19,90 Euro ist einfach nur frech", kommentierten einige Leser auf der Homepage dieser Redaktion.
Thomas Dauenhauer, Vize-Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Unterfranken, ärgert sich sehr darüber. Das beliebte Gericht steht auch in seinem Akzent-Hotel Franziskaner in Dettelbach auf der Speisekarte. "Der Schnitzel-Preis ist bei uns, wie in der Gastronomie leider aktuell üblich, sogar zu niedrig angesetzt", erklärt der Hotelier. Etwa einen Euro teurer müsste das Gericht in seinem Hotel verkauft werden, damit alle Kosten gedeckt würden.
Wie der Preis für einen Schnitzel-Teller zustande kommt, rechnet der Gastronom offen vor. "Der Warenaufwand ist relativ gering: Er liegt etwa bei rund vier Euro netto für Fleisch, Pommes, Garnitur und so weiter", sagt Dauenhauer.
Schnitzel-Preis: Das Personal kostet das meiste Geld
Der größte Teil des Verkaufspreises geht für Personalkosten drauf, argumentiert der Gastronom. "Diese machen allein oft über 50 Prozent aus", erklärt der Dehoga-Vize. Gemäß Tarifvertrag verdient ein Koch nach drei Jahren 3441 Euro im Monat. Inklusive des Arbeitgeberanteils, der Sozialkosten und der Berufsgenossenschaft-Beiträge belaufen sich die monatlichen Kosten für diese Arbeitsstelle auf 4473,30 Euro. "Ein Kellner verursacht ähnliche Lohnkosten", erklärt Dauerhauer.
Für ein Schnitzel braucht der Koch etwa zehn Minuten Zeit, inklusive Vorbereitung, Einkauf, zubereiten, garnieren und nachbereiten. Für den Kellner kalkuliert ein Gastronom insgesamt acht Minuten. Tisch decken, spülen, kassieren und aufräumen sind eingerechnet. "Insgesamt stecken durchschnittlich 18 Minuten Arbeitszeit in einem Schnitzel. Das ergibt Lohnkosten von 10,50 Euro", rechnet Dauenhauer vor. "Die Summe wird natürlich weniger, je mehr Schnitzel der Koch gleichzeitig zubereiten kann."
Dauenhauer: Der Schnitzel-Preis wird oft niedriger angesetzt als nötig
Zu den 10,50 Euro Lohnkosten und den vier Euro Wareneinsatz kommen noch die Ausgaben für Strom und Gas, Maschinen, Geräte, Miete, Zinsen, Steuerberater. In einer großen, modernen Gastronomie summieren sich diese Nebenkosten auf insgesamt rund 5,50 Euro, hat der Hotelier überschlagen.
Unter dem Strich ergeben sich so Ausgaben in Höhe von rund 20 Euro für den Schnitzel-Teller. Plus 19 Prozent Mehrwertsteuer ergibt das einen theoretischen Verkaufspreis von 23,80 Euro. "Weil das viele Gäste aber nicht mehr zahlen wollen und können, setzten die Gastronomen den Preis oft niedriger an", erklärt Dauenhauer.
Auf der Kreisversammlung des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes in Kitzingen hatte der Gastronom darum die Rückkehr zum allgemeinen Mehrwertsteuersatz für Speisen in Restaurants scharf kritisiert. "Seitdem", so sagte der Hotelier, "hören wir von Umsatz- und Besucherrückgängen von bis zu 50 Prozent und mehr bei vielen Kollegen."
Liebe Leserinnen und Leser, ist diese Schnitzel-Preis-Berechnung für Sie nachvollziehbar? Welchen Preis halten Sie für angemessen? Schreiben Sie gern hier einen Kommentar!
Es kommt bei den Fixkosten immer darauf an, wie ausgelastet ein Restaurant ist. Wenn wenig Leute da ist wird es für das einzelne Produkt teurer, wenn mehr Besucher kommen wird es günstiger.
3500 Euro pro Monat für einen Kellner ist schon viel. Arbeiten die nicht meist Teilzeit ?
Bei dieser Formulierung stellen sich mir die Nackenhaare auf...
Wie blöd kann man als Verbandspräsident eigentlich sein, potentielle Mitarbeiter abzuschrecken??
Der Bericht heißt nicht: Die Verbraucher beschweren sich über die Preise. Hier melden sich lediglich Kommentarschreiber, die eine durchsichtige Erklärung dieser Milchmädchenrechnung im Bericht - zu Recht - erkannt haben.
L. Hofmann
Aber ..., wollen wir wie früher, weiter auf Kosten des Personals unser Schnitzel genießen, uns an der Ausbeutung Andere beteiligen?
Wir haben für uns entschieden, lieber auf andere, oft überflüssige Waren zu verzichten und stattdessen für Fairness zu sorgen.
Man sollte auch nicht vergessen, daß zu dem Preis und den Getränken ja normalerweise noch ein Trinkgeld kommt.
Schauen sie sich mal an , was eine Flasche Wasser mitlerweile in einer Gaststätte kostet !
Es ist aber leider nicht nur in der Gastronomie so, das viele Preise einfach überteuert sind ,
auch die so " armen " Handwerker " in allen Gewerken langen zur Zeit sehr kräftig hin.
Und dann geht die große Jammerei wieder los und der Staat soll mit Steuergelder
alle unterstützen . Frage ist nur woher diese Steuergelder eigentlich kommen :)
Die einhellige Meinung aus den vielen Kommentaren muss Ihnen doch auch zu denken geben:
Hat Sie der Chef der DEHOGA Unterfranken da wirklich richtig informiert? Steckt da vielleicht noch ein "größerer" Rechenfehler drin? Rechnet man in der Gastronomie einfach anders? Ober ist es wirklich "Abzocke" was aus den vielen Kommentaren zu vernehmen ist?
Wäre gespannt auf eine Anschluß-Recherche mit einer Stellungnahme des H. Dauenhauer.
Bestätigen kann ich auch, dass ohne Reservierung kaum noch ein Platz in der Gastronomie zu haben ist.
Könnte aber auch daran liegen, dass so viele schon geschlossen haben ??!!
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/steigende-lebensmittelpreise-fakten-ursachen-tipps-71788
—-„Wirte im Landkreis Kitzingen beklagen sich: Weniger Gäste und höhere Preise in der Gastronomie“——
Und dennoch schaffen es einige auch hier noch, großkotzig mit dem Stigma „Geiz“ bzw. „arme Schlucker“ aufzuwarten.
Es geht v.a. um Preis-Leistung und dem „Wert“ eines Gastronomiebesuchs, der nunmal kein „Muss“ ist sondern immer noch „Luxus“.
und ne große Schüssel Kartoffelsalat..