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Kitzingen
Wirte im Landkreis Kitzingen beklagen sich: Weniger Gäste und höhere Preise in der Gastronomie
Die Gastronomen im Kreis Kitzingen stehen vor großen Herausforderungen: Umsatzrückgänge, hohe Kosten und zu viele Hotelbetten. Was Großkonzerne damit zu tun haben.
Ein knuspriges Schweineschnitzel in der Wirtschaft? Viele Familien können sich einen Restaurantbesuch nicht mehr leisten.
Foto: Getty Images (Symbolfoto) | Ein knuspriges Schweineschnitzel in der Wirtschaft? Viele Familien können sich einen Restaurantbesuch nicht mehr leisten.
Annett Conrad
 |  aktualisiert: 15.07.2024 21:00 Uhr

Das geliebte Schnitzel mit Pommes ist auch im Landkreis Kitzingen deutlich teurer geworden. Seitdem in der Gastronomie die alte Mehrwertsteuer von 19 Prozent gilt, sind die Preise noch einmal gestiegen. Das hat zur Folge, dass immer weniger Menschen in der Region essen gehen.

Wie die Gastronomen damit umgehen und ihre Lokale vor dem Aus retten können, war am Dienstag Thema im Hotel Cavallestro in Kitzingen. Die Kreisstelle des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga traf sich dort auf der Hauptversammlung zum Austausch. Wie dramatisch die Lage ist, machte Vorsitzender Thomas Dauenhauer gleich zum Auftakt deutlich.

Überangebot an Hotelzimmern im Raum Würzburg macht Hoteliers im Landkreis das Leben schwer

"Wir hören von Umsatz- und Besucherrückgängen von bis zu 50 Prozent und mehr bei vielen Kollegen", sagt der Hotelier. "Es ist nicht so, dass keine Gäste mehr zum Essen gehen, aber die Gäste gehen deutlich weniger häufig in Gaststätten und geben dann dort auch weniger aus." Der Pro-Kopf-Umsatz bei den Gästen sinke deutlich, viele Menschen hätten auch einfach deutlich weniger Geld zur freien Verfügung, warnt der Dehoga-Chef.

Dehoga-Kreischef Thomas Dauenhauer fordert von der Politik weniger Bürokratie, Abgaben und Steuern. 
Foto: Annett Conrad | Dehoga-Kreischef Thomas Dauenhauer fordert von der Politik weniger Bürokratie, Abgaben und Steuern. 

"Zusätzlich ist auch eine große Zurückhaltung bei Kurzurlaubs-Gästen zu verspüren. Die Übernachtungszahlen im ersten Quartal 2024 lagen so niedrig wie noch nie und die Vorbuchungen für den Sommer sind ebenfalls unzureichend", so Dauenhauer weiter.

Dazu komme noch ein extremes Überangebot an Hotelzimmern im Würzburger Raum, bedingt durch fast 2000 neue Hotelbetten, geschaffen durch Großkonzerne. Für die Gastronomie und Hotellerie im ländlichen Bereich werde es durch die Verschlechterung der Rahmenbedingungen leider immer schwerer zu überleben.

Vize-Landrats Robert Finster sieht weiterhin große Herausforderungen für die Gastronomie

Der Kitzinger Oberbürgermeister Stefan Güntner hat ähnliche Bedenken. "Wenn ein Schnitzel 19,90 Euro kosten muss, damit die Wirte keine roten Zahlen schreiben, dann können sich das auf Dauer viele Familien nicht mehr leisten", sagt er in seinem Grußwort. Auch Vize-Landrat Robert Finster betont in seiner Rede: "Hohe Energiekosten und gestiegene Rohstoffpreise machen der Gastronomie zu schaffen. Sie ist noch lange nicht über dem Berg, es gibt große Herausforderungen."

Wie enttäuscht die Gastronomen von der Politik sind, berichtet Dauenhauer. Ende 2023 hatte der Verband lautstark dafür gekämpft, nicht wieder zum allgemeinen Mehrwertsteuersatz zurückzukehren. Für Speisen in Restaurants oder Cafés war der Satz in der Corona-Pandemie zur Entlastung der Branche vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Diese Ausnahmeregelung wurde wegen der Energiekrise mehrmals verlängert, zuletzt bis Ende 2023.

Dehoga-Chef Dauenhauer findet die unterschiedlichen Steuersätze ungerecht

Der Frauenanteil in der Gastronomie liegt bei 30 Prozent. Auch im Landkreis gibt es viele starke Fachfrauen (von links):  Eva Maria Dauenhauer vom Dettelbacher Hotel Franziskaner Dettelbach, Marion Neubauer vom Wiesenbronner Gasthof Schwarzer Adler, Sabine Maul vom Landhotel Geiselwind und Claudia Schwanfelder vom Abtswinder Gasthaus zur Ölmühle.
Foto: Annett Conrad | Der Frauenanteil in der Gastronomie liegt bei 30 Prozent. Auch im Landkreis gibt es viele starke Fachfrauen (von links):  Eva Maria Dauenhauer vom Dettelbacher Hotel Franziskaner Dettelbach, Marion Neubauer vom ...

"Ich kann gar nicht aufzählen, in wie vielen Veranstaltungen, Wahltalks, Diskussionen, bei denen ich selbst dabei war, Politiker aller Couleur uns versprochen haben, die sieben Prozent unbedingt zu erhalten", erinnert sich der Hotelier.

Er nennt es "nicht gerecht", dass seit 1. Januar wieder unterschiedliche Steuersätze auf Speisen in der Gastronomie und zum Mitnehmen erhoben werden. "Die Erhöhung trifft vor allem den einfachen Bürger hart. Den Rentner, der mit seinen Enkeln eine Bratwurst im Biergarten genießen möchte oder die junge Familie, die sonntags mit den Kindern mal essen gehen möchte", sagt Dauenhauer.

Die Gastronomen aus dem Landkreis wollen nicht vom Tropf des Staates leben

Die Gastronomen seien sich einig, dass sie keine Subventionen und nicht vom Tropf des Staates leben wollen. "Wir wollen aber in die Lage versetzt werden, aus eigener Kraft unser Geld und unsere Existenz zu erarbeiten." Der Staat und die Politik müssten dafür die Bedingungen setzen und die Gastwirte nicht "kaputtgängeln"!

Für die Zukunft macht Dauenhauer trotzdem Mut: "Diese schöne Gegend hat eine funktionierende Gastronomie und Hotellerie verdient, dies wird auch in Zukunft hier möglich sein. Ich bin mir sicher, wir werden auch diese Krise überstehen."

 
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Kommentare
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  • Rasa Keller
    Jedesmal werden die hohen Energiepreise angesprochen...welche hohen Energiepreise?
    Diese Preise sind auf "Vorkriegsniveau"oder wieder darunter.
    Lohnkosten: wenn die Mitarbeiter 1 oder 2 Euro mehr Stundenlohn bekommen, warum soll dann jedes einzelne Essen 3 € teurer werden?
    Für mich alles faule Ausreden, die der DeHoGa schon seit Monaten befeuert!
    Und als die MwSt. auf 7% gesenkt wurde, ist auch kein Essen günstiger geworden.
    Statt ständig die Schuld woanders zu suchen, sollte sich jeder Gastrounternehmer mal an die eigenen Nase packen, was er denn besser machen könnte. Wenn er meint, einfach immer nur Preise zu erhöhen, weil es gerade "In" ist, dann muss er sich nicht wundern, dass am Ende keiner mehr kommt.
    Ein Schnitzel mit Pommes für 19,90€ ist einfach nur frech.
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  • Martin Heberlein
    Ich kann den Vorschreibern nur zustimmen: Ich kenne selbst in der Würzburger Innenstadt Lokale, die hervorragend laufen, weil das Preis-Qualitätsverhältnis stimmt. Und die zahlen aucn noch saftige Mieten.
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  • peter Honecker
    Die Wirte kaufen im Großhandel ein und bezahlen 7% Mehrwertsteuer, ein Lump der Schlechtes dabei denkt!
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  • Elisabeth Hofmann
    Die in Bericht genannten 19,90 sind doch im Dettelbacher Franziskaner schon überholt. Mit 22,90 für Schnitzel und das typische fränkische Schäuferle für 23,90 ???

    Tut mir leid, mit Getränken und evtl Nachspeise sind für eine 4 köpfige Familie an die 150€ fällig. Ich gebe gerne Trinkgeld, aber da sind nach gängiger Rechnung nochmal 15€ fällig ?
    Das hat mit der MwSt nichts zu tun
    gez L Hofmann
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  • Peter Koch
    Ja mei, wenn der Herr Dauenhauer meint, dass bei ihm ein Paar Bratwürschd mit Kraut und Brot € 16,90 kosten müssen, dann hat er natürlich ein Problem. Warum sollte deshalb jemand aus Würzburg auf's Land fahren?
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  • Waldemar Thurn
    In Zella Mehlis gibt es das Schnitzel mit Pommes in der Gastwirtschaft für 8 Euro
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  • Elke Wallmeier
    Mag sein. Aber da will ich nicht hin. Und sonst wohl auch kaum einer.
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  • Jutta Nöther
    Doch, da ist das hochinteressante Meeresaquarium. Ein Besuch lohnt sich sehr.
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  • Klaus - Peter Eschenbach
    Ich frage mich jedes Mal, warum das Preisniveau in Unterfranken so hoch ist. 19 Euro für ein Schnitzel, dass ich in Oberfranken für 12 Euro bekomme. Wo ist die Begründung. Den Gastronomen in Oberfranken geht es nicht schlecht. Und auch in unsrer Gegend (Rhön Grabfeld) gibt es Write die meinen die allgemeine Abzocker Mentalität leben zu müssen. Es gibt aber auch die die zu fairen Preisen ein qualitativ gutes Essen anbieten. Ich denke die Frage welche Gaststätte läuft und gerne besucht wird braucht man nicht zustellen. Aber leider sind es nicht nur die Gastwirte, die in das Jammern des armen Unternehmers mit einstimmen und dem Preiswahnsinn eine Rechtfertigung zu geben. Mit fadenscheinigen Argumenten Preise erhöhen und dann schimpfen, dass die Politik alles teuer macht. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man meinen es sei Satire.
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  • Harald Bach
    Es gibt noch genügend Gaststätten, in denen das Schnitzel m. Pommes und Salat zu normalen Preisen (12 - 15 €) zu haben ist. Mittlerweile haben ja selbst im beschaulichen Unterfranken die Preise für Getränke und Essen das Apres-Ski-Niveau Österreichs erreicht. Das kann und will sich keine Familie leisten. Irgendwann ist halt mal das Ende der Fahnenstange erreicht. Die MwSt-Senkung von 19% auf 7% haben alle Gastronomen gerne als Gewinnmaximierung mitgenommen ohne den Kunden daran teilhaben zu lassen. Jetzt, wo es lediglich wieder auf ursprüngliches Steuerniveau zurückgeht, ist der Aufschrei groß. Solange die Flasche Wasser (0,7) soviel kostet wie im Einzelhandel der ganze Kasten, braucht mir keiner die Ohren voll zu jammern. Lohnkosten hin oder her.
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  • Stefan Krug
    das Schnitzel auf dem Symbolfoto
    ist aber mit Sicherheit Convenience Produkt..

    ein "richtiges" Schnitzel hat Blasen in der Panade
    und schaut auch viel saftiger aus
    dafür gebe ich gerne Geld aus

    aber nicht für Fertigware
    das kann ich mir günstiger auch selber kaufen...,
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  • Anton Müller
    Das ist doch genau der Punkt! Was bekomme ich für meine 20€?

    Wenn das Schnitzel von einem Stück Fleisch geschnitten wird und eine klassische Panierstraße zu Gesicht bekommen hat und die Pommes gegen richtige Bratkartoffel mit anständig Röstaromen getauscht werden, bin ich schon bereit dafür mehr als 12,50€ zu bezahlen. Aber die Kombination Convenience und Pommes und 20€ geht halt nicht. Das macht man dann ein Mal - ärgert sich - und geht beim nächsten Mal wieder dahin wo das P/L-Verhältnis passt. Das sind nicht mehr so viele Betriebe - in der Tat - aber die sind auch gut gebucht, spontan geht das meist nix. Es wird seinen Grund haben...
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  • Jürgen Huller
    Genau so sieht's aus. Wenn das Angebot stimmt, bezahlt man auch gerne den Aufpreis.

    Heute könnte man dank Convenience Food ein Restaurant völlig ohne Kochkenntnisse betreiben. Das Zeug ist heutzutage so gut, dass man den Unterscheid fast -aber nur fast- nicht mehr bemerkt. Vielleicht sollte man mal die eigene Kundschaft nicht für dumm halten. Großer Fehler!

    Für einen "All you can Eat - Friss dich tot-Geschmack egal-Hauptsache große Portion" Lokal mag das OK sein. Nur wird man dadurch austauschbar, weil es dann irgendwo überall das Gleiche gibt.

    Die Lokale, die hier mehr Aufwand investieren, sind diejenigen, die auch mehr verlangen können und trotzdem gut gebucht sind. Die haben das Problem erst gar nicht.
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  • Jürgen Huller
    Langsam sollte man sich bei der Dehoga mal neue Begründungen für die hohen Preise ausdenken:

    Strom und Gas jedenfalls haben wieder das Vorkriegsniveau erreicht.

    Sicher sind auch die Einkaufpreise vieler Waren teurer geworden. Das sollte jedoch durch die ohnehin erhöhten Preise auch schon vor der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung bereits abgefangen sein.

    Ich kann daher nicht verstehen, warum man mit den jetzigen Preisen nicht auskommen kann (oder will?). Sicher haben auch Gastronomen das Recht, an ihren Dienstleistungen etwas zu verdienen, das ist unbestritten. Wenn man jedoch den Bogen überspannt, braucht man sich nicht wundern, wenn die Gäste fernbleiben. Wenn es der Markt eben nicht hergibt, muss man was am Angebot ändern.

    Jetzt hier reflexartig nach dem Staat zu rufen, ist Unsinn. Es ist nicht die Aufgabe des Staates, Preise zu subventionieren, die am Markt nicht durch zu setzen sind. Auch wenn das die Ampel dummerweise bei Sprit und Gas gemacht hat.
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  • Irmgard Engert
    Schon seltsam - die Senkung der Mehrwertsteuer auf 7% wurde gerne angenommen - aber die Preise entsprechend gesenkt hat damals so gut wie keiner, den größeren Gewinn gerne mitgenommen!
    Jetzt muss natürlich der Preis angepasst werden, weil ja plötzlich mehr Steuern anfallen, obwohl nur ein Zustand wieder hergestellt wird, der schon einmal da war!
    Klar ist seit Corona vieles teurer geworden, aber dafür gibt es auch Inflationsausgleichdptämien, gerade in diesem Jahr Lohnsteigerungen in Bereichen, wo einem fast schwindlig wird!
    Ich verstehe es einfach nicht!
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  • Heiner Schmidt
    Ja, so geht´s mir auch. Eine Preiserhöhung von 3,60 € auf 5,50 € für ein 0,5 L-Glas Bier ist einfach nur Wucher. So gesehen in einem Lokal im LK Kitzingen.
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  • Silke Müller
    Und die Mehrwertsteuer auf Getränke wurde ja gar nicht angehoben....
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