Ein beliebiger Freitag während der Schulzeit in den 2000er-Jahren. Rhön-Gymnasium Bad Neustadt, Unterrichtsfach in diesem Zusammenhang zweitrangig. Ich sitze auf meinem Stuhl im Klassenzimmer und freue mich. Nein, nicht nur auf das bevorstehende Wochenende. Sondern vor allem auf das Mittagessen bei Oma. Im Laufe der Jahre wurde es zu einem liebgewonnenen Ritual, dass es an den meisten Freitagen nach der Schule bei Oma Schnitzel mit Pommes gab.
Wie und wann es genau dazu kam, dass es an diesem Wochentag sehr häufig dieses Essen gab, kann ich gar nicht mehr sagen. Es müsste aber mindestens 20 Jahre her sein. Wichtig ist zu erwähnen, dass meine Oma sehr gläubig war. Und in vielen katholischen Haushalten gibt es am Freitag kein Fleisch. Doch für ihr "Büble", wie sie mich nannte, machte Oma gerne eine Ausnahme, denn Fisch gehört nun wirklich nicht zu meinen Lieblingsgerichten. Und aus Sicht der meisten Omas ist es unglaublich wichtig, dass der Enkel genügend isst.
"Goggellich", Pommes und Curry-Gewürzketchup
Ich kann mich aber noch erinnern, dass es am Anfang noch kein Schweineschnitzel gab. Sondern, wie Oma sie nannte, "Goggellich": Hähnchenbrustfleisch in Hähnchenform. Erst später wurden es Schweineschnitzel in der gewöhnlichen Form. Dazu gab es Pommes - egal welcher Art - und unbedingt Curry-Gewürzketchup. Seit einem Urlaub im Bayerischen Wald in den 1990er-Jahren ist das mein absoluter Lieblingsketchup.
Als ich bei Oma ankam, stand das Essen meistens schon auf dem Tisch. Nicht selten war ich unpünktlich. Damit es nicht kalt wurde, fing ich schnurstracks an. "Garniert" wurde das Essen mit Gesprächen mit Oma und in jüngeren Jahren mit Zeichentrickserien, später dann mit dem üblichen Nachmittagsprogramm im Fernsehen.
Lieber zu viel als zu wenig gekocht
Mit den Portionen meinte es Oma so gut wie immer sehr großzügig. Obwohl ich meistens guten Hunger mitgebracht hatte, blieb fast immer noch etwas übrig. Wäre ja schlimm gewesen, wenn jemand möglicherweise nicht satt geworden wäre. Anschließend stand das Lesen der Zeitung an. Damals war es aber noch nicht wirklich absehbar, dass ich später einmal bei einer Zeitung arbeiten werde. Nach im Durchschnitt geschätzt zwei Stunden machte ich mich wieder auf den Nachhauseweg. Satt, zufrieden und mit Essen für abends oder den nächsten Tag im Gepäck.
Auch heute noch, im Jahr 2021, erinnere ich mich beim Essen von Schnitzel mit Pommes an viele Freitage und ein bevorstehendes Wochenende zurück. Und vor allem an meine Oma.
In einer kleinen Serie stellen Mitarbeiter dieser Zeitung in losen Abständen ihr Lieblingsgericht vor und erzählen ihre ganz eigene Geschichte dazu. In diesem Bericht verrät Andreas Greubel sein Lieblingsrezept und was er damit verknüpft. Er ist 32 Jahre alt, seit August 2019 Volontär bei der Heimatzeitung und lebt in Strahlungen.
Schnitzel mit Pommes
Während die Pommes im Ofen sind, Fett in einer Pfanne erhitzen, anschließend die schon panierten Schweineschnitzel in heißem Fett unter mehrmaligem Wenden braten, bis sie goldbraun und durch sind.