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Iphofen
Scharfe Kritik vom Amt für Landwirtschaft und dem Bund Naturschutz: Iphofen ebnet Fritsch auf sieben Hektar den Weg
Der Backmaschinenhersteller plant im Gewerbegebiet seine neue Zentrale und kann wohl Mitte 2025 damit beginnen. Für die Stadt gehen die externen Vorwürfe größtenteils ins Leere.
Einer der zurzeit noch fünf Standorte von Fritsch ist das Technologiezentrum in Kitzingen. In Iphofen plant der Backmaschinenhersteller jetzt seine neue Zentrale.
Foto: Andreas Brachs | Einer der zurzeit noch fünf Standorte von Fritsch ist das Technologiezentrum in Kitzingen. In Iphofen plant der Backmaschinenhersteller jetzt seine neue Zentrale.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:48 Uhr

Der Umzug eines größeren Unternehmens kommt auch an einem Standort wie Iphofen mit günstiger Verkehrslage (B8, Bahnhof), extrem niedrigen Gewerbesteuerhebesätzen (300 Prozent) und attraktiven Rahmenbedingungen wie einer schmucken Altstadt nicht allzu häufig vor. Fritsch ist so ein Fall. Der Back- und Teigmaschinenhersteller mit Hauptsitz in Markt Einersheim war 2019 in die Insolvenz gerutscht und vier Monate später vom Allgäuer Verpackungsspezialisten Multivac übernommen worden.

Im vorigen Jahr hat Fritsch verkündet, seinen bislang auf fünf Standorte verteilten Geschäftsbetrieb an einem zentralen Ort zu bündeln. Mehrere Kommunen im Landkreis kamen in Frage. Die Wahl fiel letztlich auf Iphofen – vielleicht auch deshalb, weil die Stadt in der Lage war, kurzfristig eine größere zusammenhängende Fläche anzubieten, und gleichzeitig bereit war, eine Art exklusive Planung zu schaffen.

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Ursprünglich war die Erweiterung des Gewerbegebiets "Alte Reichsstraße" so gedacht, dass sich dort auf kleinen bis mittleren Flächen Unternehmen verschiedener Größe ansiedeln können. Nun wird es mit Fritsch ein einziger Betrieb sein. Das hat den Vorteil, dass sich die Stadt bei der Erschließung an den Wünschen und Bedürfnissen des 1926 gegründeten, ehemaligen Familienunternehmens orientieren kann. Der Haken ist, dass sie keinerlei Flächen mehr in Reserve hat, wenn morgen weitere Grundstücksanfragen aus Industrie oder Gewerbe kämen. Immerhin: Es gibt noch Potenzial. Richtung Osten könnte die Stadt – in einem dann völlig neuen Verfahren und mit ein, zwei Jahren Vorlauf – neues Industrieland erschließen.

Fritsch baut im neuen Gewerbegebiet auf sieben Hektar

Auf der rund sieben Hektar großen Fläche, die jetzt erschlossen wird, gibt es für die Stadt nicht allzu viel zu tun. Sie muss eine neue Straße bauen, die Anschlüsse für Strom-, Kanal- und Wasserleitungen herrichten, der Rest ist Sache des Investors. Den Bebauungsplan "Alte Reichsstraße Teil 2" gibt es schon, er muss nur angepasst werden. Am Montagabend hat der Bauausschuss die Änderungen auf den Weg gebracht. Im zweiten Halbjahr 2025 soll Fritsch mit seinem Projekt beginnen können, wie Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer erklärt.

Nach den vor einem Jahr im Stadtrat präsentierten Plänen will das Unternehmen in Iphofen eine moderne Betriebs- und Produktionsstätte für 600 Beschäftigte errichten. Kern sind ein vierstöckiges Verwaltungsgebäude mit insgesamt 5000 Quadratmetern Bürofläche und eine 22.500 Quadratmeter große Fertigungshalle. Geplant ist, die neue Zentrale zum 100-jährigen Firmenbestehen im Jahr 2026 einzuweihen.

Der Bund Naturschutz kritisiert die hohe Flächenversiegelung

Kritik an den Erschließungsplänen der Stadt kommt vom Bund Naturschutz. Er hegt "grundsätzliche Bedenken", sieht Versäumnisse bei Natur-, Klima- und Artenschutz und bemängelt, dass Planungen heute immer noch dem "üblichen Standard" folgten, etwa was die "sehr starke Flächenversiegelung" oder die Gestaltung von Gebäuden angeht.

Die Stadt kontert, dass die "klimafreundliche Ausstattung der Gebäude" Teil der Hochbauplanung sei, die Regenrückhaltung in die Erschließungsplanung einfließe und ansonsten wohl "eine Verwechslung bezüglich der Verfahren" vorliege. Denn hier gehe es nicht um die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans, sondern nur um die Änderung einer bestehenden Planung. "Für das Gebiet", so macht die Stadt klar, "besteht bereits Baurecht durch das vorherige Verfahren."    

Auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat die Pläne der Stadt kritisch ins Visier genommen, weil Ackerböden versiegelt und dadurch der Bewirtschaftung entzogen würden. So werde die Konkurrenz um Produktionsflächen "weiter angeheizt", schreibt das Amt in seiner Stellungnahme. Die Stadt setzt andere Prioritäten und verweist darauf, dass die Interessen der Landwirtschaft "gegenüber der Notwendigkeit der städtebaulichen Entwicklung und Ausweisung weiterer Gewerbefläche" zurückstehen müssten.

 
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  • Wieland Gsell
    Ich frage mich bei solchen Vorhaben immer, warum der Wirtschaft und den Konzerneignern, dem Geldverdienen immer noch ein Vorrecht vor der Gesundheit von Mensch und Umwelt eingeräumt wird. Das Argument "Arbeitsplätze" wird da immer leicht zum Totschlag-Argument. Wie wäre entschieden worden, wenn kein Konzern, sondern die lokal verwurzelte ehemalige Eigentümer-Familie mitwirken würde? Mein Großvater Alois Fritsch, der Firmengründer von 1926 hätte sehr wahrscheinlich so gehandelt wie es jetzt beschlossen wurde. Spätestens die dritte Generation, mein Cousin und seine Familie) mit besserer Ausbildung, mehr Weitsicht und v.a. Erfahrung im Haifischbecken globaler Wirtschaft hätte nachhaltiger gehandelt.
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  • Peter Koch
    Welche Generation hat denn die Firma 2019 in die Insolvenz geführt? Das war nicht besonders nachhaltig.
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  • Wieland Gsell
    Dann schauen Sie sich mal den Ausdruck "Haifischbecken globaler Wirtschaft" an, dann verstehen Sie im Zusammenhang mit der zuvor kritisierten Denkweise "Geldverdienen vor der Gesundheit von Mensch und Umwelt" meine Aussage besser. Internationale Investoren arbeiten zu oft mit schmutzigen Tricks, um mittelständische Firmen in die Insolvenz zu treiben. Da platzen dann z.B. plötzlich Großaufträge, nachdem Personal und Material eingekauft sind. Der Tricks gibt es viele in diesem globalen Monopoly-Spiel.
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  • Peter Koch
    Dann stimmt also nicht was hier zu lesen ist.
    https://www.infranken.de/lk/kitzingen/baeckereianlagenbauer-fritsch-meldet-insolvenz-an-art-4170875

    Ist egal, hauptsache es geht trotz Dolchstosslegende vom globalen Haifisch weiter.
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  • Wieland Gsell
    Tja, wenn man so einfach denken will! Glauben Sie man baut aus Spaß eine hohen Personalstand auf? Ich bleibe beim Haifischbecken zur Unterstützung des großen globalen Monopolys.
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  • Erich Spiegel
    Notwendig sind vernünftige Kompromisse. Man muss Wirtschaft und Umweltschutz bestmöglich unter einen Hut bringen. Bodenversiegelung und schwere Landmaschinen verdichten den Boden, so dass er kein Wasser speichern kann (siehe Main-Post Bericht kürzlich). Firmen kann man aber auch nicht verbieten neu zu bauen, sonst wandern noch mehr Arbeitsplätze ins Ausland ab. Gut bezahlte Jobs in der Industrie werden aktuell im großen Stil verlagert. Wenn die Jugend zukünftig nicht nur in der Dönerbude oder bei Mc Donalds arbeiten soll, darf man den Firmen keine Knüppel zwischen die Beine werfen.
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  • Stefan Schmitt
    Liebe Mainpost-Redaktion.
    Es ist für mich unglaublich, wie man eine so gute Nachricht für den Erhalt und die Zukunftssicherung von Arbeitsplätzen mit so einer negativen Überschrift versehen kann.
    Bei allem Respekt und Bedenken für die Umwelt die wir sicherlich alle haben und diskutieren sollten, sehe ich es als immens wichtig an, dass wir in unserer Region sichere und zukunftssichere Arbeitsplätze haben und erhalten. Hier investiert ein deutsches Unternehmen aus dem Allgäu (MULTIVAC) fast 100 Mio. € und wir haben nichts besseres zu tun als uns über Flächenversiegelung zu unterhalten? Ich warte schon darauf, dass wieder irgendein Schlaumeier von den Grünen auftaucht und nach einem Feldhamster sucht.... Liebe Mainpost - Redaktion: Wir FRITSCH´ler sind einfach nur froh, dass mit MULTIVAC ein internationaler Konzern aus dem Allgäu unsere Arbeitsplätze mit dieser Investition sichert und das kann man auch mal etwas positiver darstellen!!
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  • Peter Koch
    Mir gefällt es auch, dass Fritsch im Lande bleibt. Dass dafür ein bestehendes Industriegebiet genutzt wird ist auch positiv.
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  • Silke Müller
    Natürlich ist es gut, wenn Fritsch und die Arbeitsplätze in der Region bleiben. Mein Kommentar zielte darauf ab, dass die Bauern mit zweierlei Maß messen.
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  • Barbara Meyer
    Auf eigenen Wunsch gesperrt.
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  • Dietmar Eberth
    Die CSU hat schon in ihrem Regierungsprogramm 2018 den Flächenverbrauch in Bayern auf 5 Hektar pro Tag begrenzt und auch im Landesplanungsgesetz noch mal die Begrenzung auf 5 Hektar pro Tag wiederholt.
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  • Ulrike Schneider
    Weder CSU noch FW lassen ihrem Versprechen, täglich (!) nicht mehr als 5 ha Land zu verbrauchen , Taten folgen. Wenig nachhaltig und wenig glaubwürdig und für Natur und Mensch fatal !
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  • Georg Schulz-Hertlein
    "Die Stadt setzt andere Prioritäten und verweist darauf, dass die Interessen der Landwirtschaft "gegenüber der Notwendigkeit der städtebaulichen Entwicklung und Ausweisung weiterer Gewerbefläche" zurückstehen müssten" ... tja, soviel zum Thema Bedeutung der regionalen Landwirtschaft... für Landwirte geklatscht am Straßenrand ist schnell...
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  • Friedrich Angene
    @ Georg Wohlfart-Mitznegg, wenn Sie den Bericht in der Main-Post richtig gelesen und auch verstanden haben steht hier eindeutig, dass die Regenrückhaltung in die Erschließungsplanung einfließt. Kanalseitig werden hier nur anfallende Abwässer der Kläranlage zugeführt die nicht mehr nutzbar sind. Auch anfallendes Grauwasser aus der Gebäudeentwässerung kann
    jederzeit für Industriewasser / WC-Spülungen wieder verwendet werden. Bei geplanten 600
    Beschäftigten fällt auch hier entsprechender Bedarf an. Zum Schluss wäre anzumerken, dass Sie sich offfensichtlich in Iphofen nicht richtig auskennen. Der Standort der geplanten Gewerbeansiedlung ist von den Iphörer-Weinbergen genauso weit entfernt, wie die Ortsgrenze von Mainbernheim nach Iphofen.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Wenn Sie meinen Kommentar richtig gelesen und verstanden hätten, dann wäre Ihre Belehrung durchaus überflüssig.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Mit dem da auf den versiegelten Flächen anfallenden Regenwasser ließen sich prima ein paar Weinberge bewässern.
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  • Silke Müller
    Die Verknappung von landwirtschaftlichen Flächen führt zur Erhöhung der Pachtpreise für die Landwirte. Wo bleibt der Bauernaufstand mit riesigen Traktoren und wüsten Parolen?
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  • Willi Rößner
    Die gewerbliche und öffentliche Flächenversiegelung ist besorgniserregend. Der Wohnungsbau stagniert, benötigt aber auch Fläche.
    Eine besondere Form der Flächenversiegelung ist der Radwegebau. Tausende Kilometer Radweg entlang von Landstraßen dienen im wesentlichen nur der Freizeitgestaltung. Man fährt zum Vergnügen, vorwiegend mit dem E-Rad durch die Landschaft. Der gedachte Zweck, nämlich Autofahrer auf das Rad zu verlagern funktioniert auf dem Land nicht. Die Entfernungen sind zu groß. Zum Einkauf braucht man das Auto. Vor allem ältere Menschen. Im Winter und bei Schlechtwetter sind die Radwege als Freizeiteinrichtung leer. Die Bevölkerung nutzt bei diesen Wetterlagen erst recht das Auto.
    Fazit: Werden bei Gewerbebauten wenigsten noch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen generiert, sind Radwege lediglich steuerverzehrende Einrichtungen. Das vom (flächenversiegelnde) Gewerbe abgelieferte Steuergeld könnte besser verwendet werden.
    Der Radwegebau ist die absurdeste Flächenversiegelung!
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  • Dietmar Eberth
    <Ironie aus>
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  • Roland Albert
    Das erklären Sie mal schlüssig den Grün-Verblendeten aus der Grosstadt-Blase. Aber sehr treffend formuliert.
    Wie bei so vielem in unserer Gesellschaft haben wir die Wahl zwischen Pest und Cholera. Einen Tod sterben alle.
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