Vor drei Monaten der Schock – nun keimt neue Hoffnung: Nachdem das Familienunternehmen Fritsch (Markt Einersheim) im April überraschend vorläufige Insolvenz angemeldet hatte, waren Belegschaft, Kunden und Lieferanten verunsichert. Schwerwiegende Managementfehler, so hieß es damals aus gut informierten Kreisen, hätten den renommierten Bäckereimaschinen-Hersteller in finanzielle Schieflage gebracht.
Neuer Besitzer kommt aus der Verpackungsbranche
Jetzt wird ein weltweit tätiger Maschinenbauer aus der Lebensmittel-Verpackungsbranche Fritsch übernehmen. Die Multivac SE & Co. KG aus dem bayerisch-schwäbischen Wolfertschwenden kauft alle Betriebsmittel wie Maschinen, Werkzeuge, Fuhrpark – nicht aber Grundstücke und Gebäude. Die pachtet der neue Eigentümer nur. Das erklärt Insolvenzverwalter Hubert Ampferl, nachdem er am Dienstagnachmittag die Fritsch-Mitarbeiter informiert hat.
Demzufolge wird Multivac auch einen Großteil der ehemals 600-köpfigen Belegschaft weiterbeschäftigen, allerdings nicht alle Mitarbeiter. 72 von ihnen sind in Folge eines Sozialplans, den die Fritsch GmbH mit dem Betriebsrat vereinbart hat, in eine Beschäftigungsgesellschaft ausgelagert worden. Ampferl erklärt, dass sie bis längstens Jahresende dort fortgebildet und qualifiziert werden, um anschließend wieder auf dem Arbeitsmarkt, aber eben nicht mehr bei ihrer bisherigen Firma, unterzukommen.
72 Mitarbeiter müssen gehen
Sie erhalten zurzeit 80 Prozent ihres bisherigen Lohns, finanziert von Fritsch und der Agentur für Arbeit. Ampferl lobt in diesem Zusammenhang die "exzellente" Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, der "zu 100 Prozent die Belange der Belegschaft" als auch des Betriebs im Auge habe. Ampferl betont, dass es ein Glücksfall für die Unternehmensgruppe Fritsch gewesen sei, einen Betriebsrat zu haben, der so verantwortungsvoll agiere und der auch ihm geholfen habe, sich schnell zu orientieren.
Die gute Nachricht für die gut 500 anderen Fritsch-Mitarbeiter: Sie dürfen bleiben. Ihre Verträge, Lohnniveaus und Überstundenkonten werden von Multivac im Rahmen eines Betriebsübergangs fortgeführt, sagt der Insolvenzverwalter. Der kommende Besitzer will diese Woche den Kaufvertrag unterschreiben und sich nächste Woche in Markt Einersheim vorstellen.
Ampferl: Beschäftigte waren "fleißig und loyal"
Ampferl dankt den Beschäftigten, die "fleißig und loyal" zum Betrieb gestanden hätten. Nur wenige hätten gekündigt; stattdessen habe die Belegschaft alle Aufträge gewissenhaft abgearbeitet und sich damit selbst eine Zukunft unter dem neuen Besitzer erarbeitet. Sie erhalten nach dem Insolvenzgeld nun wieder Löhne von Fritsch, bis der neue Investor übernimmt. Multivac, bekennt Ampferl, sei in den Verkaufsverhandlungen der Favorit gewesen, weil das Unternehmen die wenigsten Mitarbeiter abbauen wollte. Dass Fritsch nicht alle Stellen würde behalten können, war nach dem Gang in die Insolvenz schnell klar.
Der Insolvenzverwalter wird nach dem Übergang der Firma noch monatelang mit dem Insolvenzfall beschäftigt sein. Eine wesentliche Aufgabe ist die Befriedigung der Gläubiger. Nachdem der neue Besitzer den Betrieb lastenfrei übernimmt, müssen die Gläubiger aus den anderen Werten wie Grundstücken und Gebäuden entschädigt werden.