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Markt Einersheim
Neuer Eigentümer für die Fritsch-Gruppe gefunden
Nach drei Monaten des Bangens besteht für die meisten Mitarbeiter des insolventen Bäckereimaschinen-Herstellers Hoffnung. Ein Investor übernimmt – aber nicht alle.
Die Markt Einersheimer Fritsch-Unternehmensgruppe bekommt nach der Insolvenz einen neuen Eigentümer. 
Foto: Andreas Brachs | Die Markt Einersheimer Fritsch-Unternehmensgruppe bekommt nach der Insolvenz einen neuen Eigentümer. 
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:52 Uhr

Vor drei Monaten der Schock – nun keimt neue Hoffnung: Nachdem das Familienunternehmen Fritsch (Markt Einersheim) im April überraschend vorläufige Insolvenz angemeldet hatte, waren Belegschaft, Kunden und Lieferanten verunsichert. Schwerwiegende Managementfehler, so hieß es damals aus gut informierten Kreisen, hätten den renommierten Bäckereimaschinen-Hersteller in finanzielle Schieflage gebracht. 

Neuer Besitzer kommt aus der Verpackungsbranche

Jetzt wird ein weltweit tätiger Maschinenbauer aus der Lebensmittel-Verpackungsbranche Fritsch übernehmen. Die Multivac SE & Co. KG aus dem bayerisch-schwäbischen Wolfertschwenden kauft alle Betriebsmittel wie Maschinen, Werkzeuge, Fuhrpark – nicht aber Grundstücke und Gebäude. Die pachtet der neue Eigentümer nur. Das erklärt Insolvenzverwalter Hubert Ampferl, nachdem er am Dienstagnachmittag die Fritsch-Mitarbeiter informiert hat.

Demzufolge wird Multivac auch einen Großteil der ehemals 600-köpfigen Belegschaft weiterbeschäftigen, allerdings nicht alle Mitarbeiter. 72 von ihnen sind in Folge eines Sozialplans, den die Fritsch GmbH mit dem Betriebsrat vereinbart hat, in eine Beschäftigungsgesellschaft ausgelagert worden. Ampferl erklärt, dass sie bis längstens Jahresende dort fortgebildet und qualifiziert werden, um anschließend wieder auf dem Arbeitsmarkt, aber eben nicht mehr bei ihrer bisherigen Firma, unterzukommen.

72 Mitarbeiter müssen gehen

Sie erhalten zurzeit 80 Prozent ihres bisherigen Lohns, finanziert von Fritsch und der Agentur für Arbeit. Ampferl lobt in diesem Zusammenhang die "exzellente" Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, der "zu 100 Prozent die Belange der Belegschaft" als auch des Betriebs im Auge habe. Ampferl betont, dass es ein Glücksfall für die Unternehmensgruppe Fritsch gewesen sei, einen Betriebsrat zu haben, der so verantwortungsvoll agiere und der auch ihm geholfen habe, sich schnell zu orientieren.

Die gute Nachricht für die gut 500 anderen Fritsch-Mitarbeiter: Sie dürfen bleiben. Ihre Verträge, Lohnniveaus und Überstundenkonten werden von Multivac im Rahmen eines Betriebsübergangs fortgeführt, sagt der Insolvenzverwalter. Der kommende Besitzer will diese Woche den Kaufvertrag unterschreiben und sich nächste Woche in Markt Einersheim vorstellen. 

Ampferl: Beschäftigte waren "fleißig und loyal"

Ampferl dankt den Beschäftigten, die "fleißig und loyal" zum Betrieb gestanden hätten. Nur wenige hätten gekündigt; stattdessen habe die Belegschaft alle Aufträge gewissenhaft abgearbeitet und sich damit selbst eine Zukunft unter dem neuen Besitzer erarbeitet. Sie erhalten nach dem Insolvenzgeld nun wieder Löhne von Fritsch, bis der neue Investor übernimmt. Multivac, bekennt Ampferl, sei in den Verkaufsverhandlungen der Favorit gewesen, weil das Unternehmen die wenigsten Mitarbeiter abbauen wollte. Dass Fritsch nicht alle Stellen würde behalten können, war nach dem Gang in die Insolvenz schnell klar. 

Der Insolvenzverwalter wird nach dem Übergang der Firma noch monatelang mit dem Insolvenzfall beschäftigt sein. Eine wesentliche Aufgabe ist die Befriedigung der Gläubiger. Nachdem der neue Besitzer den Betrieb lastenfrei übernimmt, müssen die Gläubiger aus den anderen Werten wie Grundstücken und Gebäuden entschädigt werden. 

Die Multivac Sepp Haggenmüller SE & Co. KG

Der Spezialist für Verpackungsanlagen im Lebensmittelbereich, darunter für Backwaren, wurde von Sepp Haggenmüller im Jahre 1961 in einer kleinen Garage nahe Memmingen gegründet. 1970 wurde der Standort ins nahe Wolfertschwenden verlegt. Am 25. Mai 1971 starb der Firmengründer bei einem Autounfall. Bis 2003 folgten zwei weitere Geschäftsführer. Danach ging die Leitung an den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Boekstegers über.
Außer am Hauptsitz hat Multivac noch weitere Standorte in Deutschland. International ist Multivac in Österreich, Frankreich, Schweiz, Großbritannien, den Niederlanden und den USA vertreten. Das multinationale Unternehmen hat 65 Tochtergesellschaften und Kunden in mehr als 140 Ländern und etwa 5900 Mitarbeiter. Am Standort Wolfertschwenden beschäftigt das Unternehmen auf einem Firmengelände von 50 000 Quadratmetern etwa 2800 Mitarbeiter. 2018 erzielte das Unternehmen über eine Milliarde Euro Umsatz.
 
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