Der Gag war zwar nicht neu, aber dennoch machte ihn einer am Montagabend: Fritsch hat also vor, größere Brötchen zu backen. Der Back- und Teigmaschinenhersteller zieht – spätestens zum 100-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2026 – von Markt Einersheim nach Iphofen, auf eine eigens reservierte Fläche im Gewerbegebiet Alte Reichsstraße, im Schatten des Gipskonzerns Knauf. Geschäftsführer Andreas Eyd, bei Fritsch zuständig für den Vertrieb, gab im Iphöfer Stadtrat ein klares Standortbekenntnis. "Die Wahl ist eindeutig auf Iphofen gefallen."
Ein Dutzend Beschäftigte von Fritsch war am Montag mit in den Sitzungssaal des Rathauses gekommen, um – ja, was eigentlich? Um Eyd den Rücken zu stärken? Die Pläne kannten die Mitarbeiter schon, sie sind – zumindest in den Grundzügen – seit Längerem bekannt. Am Ende gab es Beifall für den Geschäftsführer. Man könnte das als Zustimmung deuten.
Für die Belegschaft von derzeit etwa 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die am Standort Markt Einersheim im Zweischichtbetrieb fertigt (100 weitere in Kitzingen), wird sich mit dem Umzug Vieles verbessern. Nicht nur dass sie auf bis zu 600 Köpfe wachsen soll, sie bekommt auch eine komplett neue, moderne und größere Betriebs- und Produktionsstätte: ein vierstöckiges Verwaltungsgebäude mit insgesamt 5000 Quadratmetern Bürofläche und eine 22.500 Quadratmeter große Fertigungshalle. Über die geplante Investitionssumme sagte Eyd nichts.
Noch verteilt sich die Produktion bei Fritsch auf mehrere Standorte
Noch erstreckt sich der Betrieb bei Fritsch auf mehrere in der Region verteilte Standorte: den Stammsitz in Markt Einersheim, den 4600 Quadratmeter großen Showroom im Kitzinger Gewerbegebiet Goldberg und drei Montagehallen in Kitzingen. Viel zu weite Wege, wie Eyd erklärte. Die Abläufe sind nicht effizient, künftig soll der komplette Betrieb am Standort Iphofen konzentriert werden.
Die Grundstücksverhandlungen mit der Stadt sind weit gediehen, 2024 soll mit dem Bau begonnen werden, 2026 der Umzug stattfinden. Die beiden Gebäude werden mittels eines gläsernen Stegs miteinander verbunden, 445 Parkplätze sind geplant, erweiterbar um 200 weitere Stellplätze. Die Produktion soll zunächst weiter im Zweischichtbetrieb von Montag bis Freitag laufen. Aber das hängt auch von den Ergebnissen ab.
Eyd sprach am Montag von "extrem vollen Auftragsbüchern", aber auf Nachfrage auch davon, dass das Ergebnis seit der Übernahme durch den Konzern Multivac "noch negativ" sei. Zu gut Deutsch: Fritsch ist noch nicht in der Gewinnzone angelangt. "In ein, zwei Jahren" sehe das anders aus. "Es läuft gut", sagt Eyd, "aber es dauert, bis die Branche das anerkennt." Fritsch hatte im April 2019 Insolvenz anmelden müssen, vier Monate später übernahm der Allgäuer Verpackungsspezialist Multivac, ein Weltkonzern mit 7000 Beschäftigten, das 1926 gegründete Familienunternehmen, erwarb Maschinen, Werkzeuge sowie den Fuhrpark – nicht aber Grundstücke und Gebäude. Seither war man auf der Suche nach einem neuen Standort. "Wichtig ist", so Iphofens Zweiter Bürgermeister Hans Brummer, "dass die Mitarbeiter durch die Ansiedlung in der Region bleiben können."
Schon bald will Fritsch in Iphofen auch Gewerbesteuer zahlen
Multivac setzte im vergangenen Jahr an 84 Standorten weltweit rund 1,5 Milliarden Euro um. Fritsch nimmt sich da mit einem Jahresumsatz von zuletzt 80 Millionen Euro bescheiden aus. Von Iphofens Drittem Bürgermeister Jörg Schanow kam die Frage an Eyd, wann die Stadt denn mit ersten Gewerbesteuereinnahmen rechnen könne. Für Eyd wird das in "ein, zwei Jahren" der Fall sein.
Fritsch fertigt heute in erster Linie für industrielle Bäckereibetriebe, also Großbäckereien. 80 Prozent der Aufträge kommen laut Eyd aus dieser Richtung. Ein Versprechen würden sie bei Fritsch (Motto: "Leidenschaft für Teig") aber jedem Kunden geben: Größere Brötchen lassen sich auf allen diesen Maschinen backen.