
Was ein Polizeibeamter zu einem Einsatz am Tag vor Weihnachten 2023 sagte, lässt aufhorchen: "Das kommt leider immer öfter vor in den letzten Jahren." Da endete ein Notfalleinsatz für eine "hilflose Person" in der Kitzinger Siedlung mit Beleidigungen und dem Angriff auf Vollzugsbeamte.
Betroffen waren nicht nur vier Polizisten, sondern auch zwei Rettungssanitäter. Die wollten einen 25-Jährigen vor dem Erfrieren retten, ernteten Beleidigungen und mussten sich wehren.
"Hilflose Person auf dem Gehsteig." Als der Notruf einging, wurde ein Rettungswagen losgeschickt. Die zwei Sanitäter trafen auf einen tief schlafenden Mann. Der war nur mit einem Schmerzreiz zu wecken, konnten sich kaum auf den Beinen halten.
Der Mann stößt wüste Beleidigungen aus
"Dann wurde er zunehmend aggressiv", sagte einer der Helfer. Es fielen Beleidigungen der Marke "Hurensöhne" oder auch "Krapfengesicht". Dann kam der Mann einem der Sanitäter zu nahe. Um sich zu schützen, brachten die beiden den Mann zu Boden.
Wenig später war die Polizei mit zwei Steifen vor Ort. Die vier Beamten hatte alle Hände voll zu tun, um den Mann, begleitet von Beleidigungen, zu fixieren. Die unschönen Ausdrücke setzten sich auf der Fahrt zur und in der Dienststelle fort. Am Ende hatte der 25-Jährige sechs Leute beschäftigt. In der Anklage stand: Beleidigung in mehreren Fällen, versuchte und vorsätzliche Körperverletzung und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte.
Gut ein Jahr später saß die "hilflose Person" auf der Anklagebank in Kitzingen. "Die Situation ist komplett weg", sagte er dem Gericht. Den Grund für den Blackout lieferte die Blutprobe: 2,48 Promille plus Cannabis. Eine Gutachterin wollte eine "verminderte Schuldfähigkeit" zumindest nicht ausschließen. Das spielte im Urteil eine Rolle.
Richterin Ilka Matthes verurteilte den Mann zu einer einjährigen Bewährungsstrafe. "Sie haben helfende Hände angegriffen, die sie vor dem Erfrieren retten wollten." Die Staatsanwältin hatte 15 Monate ohne Bewährung gefordert. Das hielt der Verteidiger für überzogen, weil es nach etlichen Geldstrafen die erste Freiheitsstrafe für den Mann war.
Bewährungshelfer soll den Mann begleiten
Wie es mit dem 25-Jährigen weitergeht, ist völlig offen. Kein Schulabschluss, keine Lehre, kein Familienkontakt, Gelegenheitsjobs, ein massives Alkohol- und Drogenproblem, dazu obdach- und arbeitslos. Das Gericht hat dem Mann einen Bewährungshelfer verordnet, der ihn die nächsten drei Jahre begleiten soll – und 240 Arbeitsstunden.
Die Beteiligten haben den Abend nicht vergessen haben: Deutlich wurde das, weil nur ein Sanitäter die Entschuldigung des Mannes annahm. Der Rest nahm das "Es tut mir leid" – mehr oder weniger genervt – zur Kenntnis. Einer fragte: "Tut Ihnen der Vorfall leid oder dass sie dafür jetzt hier sitzen?" Keine Antwort.