Am Würzburger Müllheizkraftwerk nagt der Zahn der Zeit. Nach 30 Jahren Betrieb sind die beiden ältesten Ofenlinien inzwischen an der Altersgrenze angelangt. Die Folge sind zunehmende Stillstandszeiten, während derer Hausmüll für teures Geld in andere Müllheizkraftwerke umgeleitet werden muss. Das belastet den Jahresbericht 2014, den der Geschäftsleiter des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Würzburg, Alexander Kutscher, jetzt den Mitgliedern der Verbandsversammlung vorstellte.
Stillstandszeiten für geplante Revisionen und Reparaturen sind im rauen Betrieb des MHKW keine Seltenheit. Die täglichen Müllströme, die aus den angeschlossenen Städten und Landkreisen den Regionen Würzburg und Kitzingen sowie aus dem mittelfränkischen ins MHKW gekarrt werden, werden dann zwischengelagert oder planmäßig in andere Verbrennungsanlagen gefahren. Man hilft sich gegenseitig.
Teuer wird's, wenn ein Ofen außerplanmäßig ausfällt und auf die Schnelle ein anderer, kostenpflichtiger Entsorgungsweg gefunden werden muss. Weil dies im vergangenen Jahr häufiger als sonst der Fall war, wurden insgesamt 7000 Tonnen ausgelagert. Das sind rund drei Prozent der insgesamt verbrannten Abfallmenge und mehr als doppelt so viel wie 2013. Außerdem mussten viele gewerbliche Entsorger, die Abfälle zur thermischen Verwertung anliefern wollten, während der Stillstandszeiten abgewiesen werden, so Kutscher. An insgesamt 274 Tagen stand im vergangenen Jahr mindestens einer der drei Ofenlinien still.
Störanfällige alte Öfen
Hauptgrund ist der Zustand der alten Ofenlinien. Die beiden ersten wurde 1984 in Betrieb genommen. Seitdem wurden zwar viele Millionen in die Anlagen investiert, vor allem in die Rauchgasreinigung. Ihr Kern stammt aber noch aus der Bauzeit und wird von Jahr zu Jahr störanfälliger. Im letzten Jahr bereits hatte die Verbandsversammlung deshalb Werkleiter Werner Grüttner mit der Recherche nach einer zukunftsfähigen Lösung beauftragt. In den nächsten Jahren müssen die beiden ältesten Ofenlinien vermutlich von Grund auf erneuert werden.
Den technischen Problemen zum Trotz attestiert Geschäftsleiter dem zurückliegenden Jahr einen zufriedenstellenden Verlauf. Das MHKW habe seinen Entsorgungsauftrag sicher erfüllt. Mit 208 000 Tonnen lag die insgesamt verbrannte Abfallmenge sogar leicht über dem Vorjahr (206 000 Tonnen). Rund 61 000 Tonnen davon waren Gewerbeabfälle zur energetischen Verwertung. Der Rest ist Hausmüll aus dem Verbandsgebiet und aus den vertraglich verbundenen Städten und Landkreisen.
Der hohe Anteil an feuchtem, weniger energiereichem Müll drückt sich im hohen Ölverbrauch der Anlage aus. Rund eine halbe Million Liter Heizöl wurde im vergangenen Jahr verfeuert, davon 356 000 Liter für die Stützfeuerung der Kessel. Im Jahr zuvor mussten nur 233 000 Liter Heizöl im Ofen mitverbrannt werden. Diese Stützfeuerung tritt in Aktion, wenn die Ofentemperatur auf unter 850 Grad sinkt und Schadstoffe im Müll dann nicht mehr ausreichend verbrannt würden.
Erlöse auf dem Strommarkt sinken
Die Wärmeenergie, die das Müllheizkraftwerk 2014 ans Fernwärmenetz der Würzburger Stadtwerke abgegeben hat, sank von 85 Millionen Kilowattstunden (kWh) im Jahr 2013 auf 76 Millionen kWh. Der Grund dafür ist schlicht der mildere Winter. Dafür stieg die ins öffentliche Netz eingespeiste Stromproduktion von 83 Millionen kWh auf 87 Millionen kWh. Weniger erfreulich ist lediglich der Erlös auf dem Strommarkt von durchschnittlich 3,6 Cent, das ist weniger als im Vorjahr.
Durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Dampf fürs öffentliche Netz, die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung, erreicht das Würzburger MHKW eine hohe Energieeffizienz. Nach der Abfallrahmenrichtlinie der EU müssen vom Heizwert des Mülls mindestens 60 Prozent als Strom und Dampf in öffentliche Netze eingespeist werden. Mit einem Anteil von knapp 70 Prozent habe die Würzburger Anlage diese gesetzliche Hürde locker übertroffen, sagt Geschäftsleiter Alexander Kutscher.
Das Würzburger MHKW
Betreiber des Müllheizkraftwerks (MHWK) am Würzburger Faulenberg ist der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Würzburg, dem die Stadt und der Landkreis Würzburg angehören. Die ersten beiden Ofenlinien wurden 1984 in Betrieb genommen.
Neben dem Hausmüll der rund 300 000 Einwohner im Verbandsgebiet verbrennt das MHKW Siedlungsabfälle aus den Landkreisen Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Weißenburg-Gunzenhausen, Bad Kissingen, der Region Ansbach, dem schwäbischen Ostalbkreis.
Im Jahr 2014 wurden 138 000 Tonnen Hausmüll insgesamt im MHKW verbrannt. Hinzu kamen 69 000 Tonnen Gewerbeabfälle zur thermischen Verwertung und 5600 Tonnen Klärschlamm aus der Großkläranlage Würzburg.