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WÜRZBURG
Erste Ofenlinie des Mullheizkraftwerks wird erneuert
meg MHKW       -  Zukunftstauglich? Das Würzburger Heizkraftwerk hat viele Schlote. Die erste der drei Ofenlinien wird – das hat der Zweckverband am Mittwoch beschlossen – nun saniert.
Foto: GERHARD MEISSNER | Zukunftstauglich? Das Würzburger Heizkraftwerk hat viele Schlote. Die erste der drei Ofenlinien wird – das hat der Zweckverband am Mittwoch beschlossen – nun saniert.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:50 Uhr

Sollte sich das Würzburger Müllheizkraftwerk auf die Beseitigung von Abfällen aus dem Raum Würzburg und Kitzingen konzentrieren oder ist die Verbrennung von fremdem Hausmüll sogar ein Zukunftsmodell? In der Sitzung des Zweckverbands Abfallwirtschaft am Mittwoch ging es zwar nur um die Erneuerung einer ersten Ofenlinie. Gleichwohl stand dabei auch die Grundsatzfrage nach der künftigen Ausrichtung der Anlage im Raum.

Bis zum Jahr 2020 soll die älteste der drei Ofenlinien erneuert werden. Die Kosten dafür werden auf 30 Millionen Euro geschätzt. Erst danach will man über die Zukunft der beiden anderen Linien entscheiden. Nach den Worten von Geschäftsleiter Alexander Kutscher werde so der Betrieb vorerst sichergestellt. Andererseits bleibe man flexibel, falls sich Müllmengen und rechtliche Rahmenbedingungen ändern.

„15 Jahre sind in der Entsorgungswirtschaft eine Ewigkeit.“
Tamara Bischof Verbandsvorsitzende

Die Verbandsversammlung aus Vertretern der Stadt Würzburg und der Landkreis Kitzingen und Würzburg folgte diesem Vorschlag mit großer Mehrheit, wenn auch nicht einstimmig.

Denn die Würzburger Grünen-Verbandsrätin Benita Stolz hält die Anlage nach wie vor für überdimensioniert, weil der verbrannte Müll von über 200 000 Tonnen jährlich nur zu rund einem Drittel aus dem Verbandsgebiet stammt. 80 000 Tonnen liefern vier Landkreise aus Mittelfranken und Baden-Württemberg zu.

Ende der 90er Jahre war die dritte Ofenlinie gebaut worden. Bei einem Restmüllaufkommen im Verbandsgebiet von damals knapp 100 000 Tonnen war man von einer weiteren Steigerung ausgegangen. Das Gegenteil trat ein. Die Einführung des gelben Sacks und eine bessere Wertstofferfassung ließ die Restmüllmengen sinken. Um die Anlage mit Gewerbeabfällen auszulasten, musste sich das MHKW auf den Preiskampf mit gewerblichen Entsorgern und Deponiebetreibern einlassen.

In den Augen der Kritiker ist dies umweltschädlicher Mülltourismus. Sie fordern eine Verkleinerung des Müllheizkraftwerks und mehr Anstrengungen in Richtung Müllvermeidung. Die Verbandsvorsitzende und Kitzinger Landrätin Tamara Bischof hingegen spricht von einem Paradebeispiel für die interkommunale Zusammenarbeit über Bezirks- und Landesgrenzen hinweg. Und das sei dank modernster Rauchgasreinigung sowohl wirtschaftlich wie auch ökologisch sinnvoll.

Einseitige Betrachtung und „Kirchturmpolitik“ wirft Alt-Oberbürgermeister Jürgen Weber der Grünen-Verbandsrätin vor. Das MHKW sei eben nicht nur eine Müllverbrennungsanlage, sondern auch Lieferant von Strom und Fernwärme für Teile des Würzburger Stadtgebiets. Vor diesem Hintergrund sei die Anlage keineswegs überdimensioniert, sagt Weber.

Also doch ein Modell mit Zukunft, auch über das Jahr 2030 hinaus, wenn die Entsorgungsverträge mit Mittelfranken auslaufen? So weit will sich Verbandsvorsitzende Bischof nicht auf Prognosen einlassen. „15 Jahre sind in der Entsorgungswirtschaft eine Ewigkeit“, sagt sie. Gerade deshalb sei ja ein schrittweises Vorgehen sinnvoll.

Die Grünen rechnen damit, dass die flächendeckende Einführung der Biotonne und ein verschärftes Gebot zur Müllsortierung bundesweit zu einem erheblichen Rückgang der Restmüllmengen führt und viele Verbrennungsanlagen dann nicht mehr ausgelastet sein werden.

Tamara Bischof teilt diese Einschätzung zumindest für das Würzburger MHKW nicht und argumentiert dabei unter anderem mit der Entsorgung von Klärschlamm. Wegen schädlicher Inhaltsstoffe und Medikamentenrückstände soll der künftig nicht mehr auf Äcker ausgebracht werden dürfen und müsste verbrannt werden. „Dieses Thema wird uns einholen“, so Bischof. Und dann wäre es gut, wenn es in der Region eine Lösung gäbe.

 
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