An diesem Mittwoch will der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Würzburg über die Sanierung der ersten von drei Ofenlinien am Würzburger Müllheizkraftwerk entscheiden. Nachdem die Kreistage in Würzburg und Kitzingen den Vorschlag bereits mehrheitlich gebilligt haben, gilt die Zustimmung der Zweckverbandsversammlung zu dem 30-Millionen-Projekt als gesichert. Kritik daran übten die Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Kerstin Celina, und die Würzburger Stadträtinnen Benita Stolz und Karin Miethaner-Vent am Montag in einem Pressegespräch. Sie fordern, stattdessen Überkapazitäten abzubauen und die Anstrengungen zur Müllvermeidung und Verwertung zu forcieren.
Über 200 000 Tonnen Müll verbrennt das MHKW pro Jahr. 65 000 Tonnen Restmüll stammen aus dem Verbandsgebiet, also der Stadt Würzburg und den Landkreisen Würzburg und Kitzingen. 80 000 Tonnen liefern vier Landkreise aus Mittelfranken und Baden-Württemberg zu. Der Rest sind überwiegend Gewerbeabfälle zu energetischen Verwertung.
Ende der 90er Jahre war die letzte der insgesamt drei Ofenlinien gebaut worden. Bei einem Restmüllaufkommen im Verbandsgebiet von damals knapp 100 000 Tonnen war man von einer weiteren Steigerung ausgegangen. Das Gegenteil trat ein. Die Einführung des gelben Sacks und eine bessere Wertstofferfassung ließ die Restmüllmengen sinken. Um die Anlage mit Gewerbeabfällen auszulasten, musste sich das MHKW auf den Preiskampf mit gewerblichen Entsorgern und Deponiebetreibern einlassen.
Die Verbrennungskosten für die Verbandsmitglieder stiegen in der Folge auf über 200 Euro je 1000 Kilogramm. Erst die langfristigen Verträge mit anderen Landkreisen führten zu einer schrittweisen Verbilligung auf inzwischen 80 Euro je Tonne. Dafür garantierte der Würzburger Zweckverband den Partner die Beseitigung ihres Hausmülls. Zwischenzeitlich wurden diese Verträge bis Ende des nächsten Jahrzehnts verlängert.
Der Zweckverband begründet seine Sanierungsabsicht mit dem Alter der Anlage. Die ersten beiden Öfen gingen 1984 in Betrieb und seien inzwischen verbraucht und störanfällig. Geschäftsleiter Alexander Kutscher schlägt deshalb einen Stufenplan vor, beginnend mit der Erneuerung der ersten Ofenlinie bis 2020. Die schrittweise Erneuerung stelle mittelfristig den Betrieb sicher und erlaube, bei den nächsten Sanierungsschritten auf veränderte Rahmenbedingungen und Müllaufkommen zu reagieren. „Wir verbauen uns damit nichts“, hatte Geschäftsleiter Kutscher in der jüngsten Sitzung des Würzburger Kreistags betont.
Doch Benita Stolz, langjähriges Mitglied in der MHKW-Verbandsversammlung, glaubt dieser Aussage nicht. Vielmehr fühlt sie sich an die Entscheidung zum Bau der dritten Ofenlinie im Jahr 1996 erinnert. Damals sei mit steigenden Mengenprognosen operiert worden. Stattdessen sank die Müllmenge und brachte den Zweckverband wirtschaftlich in die Bredouille. „Ich fürchte, dass durch die Sanierung der ersten Ofenlinie ein Automatismus in Gang kommt, der in ähnliche Sachzwänge führt wie damals“, so Stolz.
Landtagsabgeordnete Kerstin Celina erwartet, dass die Müllmengen durch die bevorstehenden Novellen von Wertstoffgesetzes und Gewerbeabfallverordnung erneut kräftig sinken. Grund dafür sei, dass der stofflichen Verwertung und dem Recycling künftig noch größerer Vorrang vor der Verbrennung eingeräumt werde.
Ohne gesicherte Grundlagen über eine 30-Millionen-Investition zu entscheiden, sei weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll, zumal der Zweckverband dadurch auf Dauer dem Druck ausgesetzt bleibt, zur Auslastung der Anlage Fremdmüll zu akquirieren. „Hinterher heißt es wieder, jetzt haben wir dieses Ding gebaut, jetzt müssen wir es auch voll kriegen“, so Celina. Die Entscheidung über die Sanierung der ersten Ofenlinie könne deshalb aus ihrer Sicht erst getroffen werden, wenn die künftigen Rahmenbedingung klar sind und ein Konzept für die gesamte Anlage vorliegt.
Sinnvoll, so Karin Miethaner-Vent, wäre eine Rückführung der Kapazität auf die tatsächlich im Verbandsgebiet anfallenden Mengen, beispielsweise durch die Stilllegung einer Ofenlinie. Schließlich sei der Zweckverband nur gegründet worden, um den Restmüll aus dem Verbandsgebiet zu beseitigen. „Stattdessen benimmt sich der Zweckverband wir eine Firma, der es nur ums Geldverdienen geht“, ergänzt Benita Stolz.