Barbershops schießen – insbesondere in den Städten – in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden. Im Landkreis Kitzingen werden laut Handwerkskammer für Unterfranken aktuell 109 Friseurbetriebe geführt. Wie viele davon "klassische" Friseurläden und wie viele Barbershops sind, darüber hat die Handwerkskammer auf Anfrage keinen Überblick.
Bei Barbershops handelt es sich um Friseurbetriebe, die auf Haar- und Bartschnitte von Herren spezialisiert sind, erklärt Daniel Röper, Pressesprecher der Handwerkskammer Unterfranken: "Der Unterschied liegt im Leistungsangebot." Bei der Eintragung in die Handwerksrolle unterscheide die Kammer nicht zwischen klassischen und spezialisierten Betrieben. Grundsätzlich handelt es sich also in beiden Fällen schlicht um Friseurbetriebe.
Hiesige Barbershops entstammen dem arabischen Kulturraum
Dass in den vergangenen Jahren vermehrt Barbershops eröffnen, führt die Handwerkskammer maßgeblich auf den Zuzug von Geflüchteten aus dem arabischen Raum seit 2015 zurück, erklärt Röper. Diese Art von Friseurdienstleistungen anzubieten sei gängig in deren Herkunftsländern.
Um einen solchen Betrieb eröffnen zu dürfen, gelten laut Röper grundsätzlich die gleichen Anforderungen wie bei klassischen Friseurgeschäften. Gemeint ist der Meisterbrief in ebendiesem Handwerk. Allerdings können auch Ausnahmebewilligungen erteilt werden. Etwa dann, wenn "meistergleiche Kenntnisse" mittels entsprechender Sachkundeprüfung, oder eine mehrjährige Tätigkeit mit Gesellenbrief – darunter mindestens vier Jahre in leitender Position – nachgewiesen werden können.
Doch wie blicken klassische Friseurinnen und Friseure auf das Phänomen Barbershop, das für die Branche plötzlich für Konkurrenz sorgen dürfte?
Klassische Branche hat sich Herrenbereich aus der Hand nehmen lassen
"Leben und leben lassen", sagt etwa Obermeisterin Sabine Hack von der Friseurinnung Kitzingen, die selbst einen Laden in Albertshofen betreibt. Die Betreiber der Barbershops betrachte sie als Kollegen. Auch wenn sich diese in der Regel nicht in den gängigen Berufsverbänden organisieren würden. Das aber würde sich Hack wünschen.
Dabei gehe es auch um Betriebssicherheit, den Zugang zu Weiter- und Fortbildungen und schlicht den Austausch in der Branche. Die Innung habe diesbezüglich bei den Betreibern geworben, doch alle hätten abgelehnt. Das Phänomen Barbershop solle aber nicht unter dem Radar laufen, meint sie.
Die Sorge um Konkurrenz herrsche bei den Friseuren auf jeden Fall. Hack wäre ein Miteinander lieber als ein Gegeneinander. Andererseits, sagt die Friseurin, habe sich die klassische Branche "den Herrenbereich auch ein wenig aus der Hand nehmen lassen." Ohnehin hätten die meisten Betriebe Schwierigkeiten damit, Personal zu finden. Geschweige denn Personal, das speziell den Herrenbereich bedienen könnte.
Was Hack aber ärgert ist, dass sich Barbiere "eigentlich" auf Bartpflege und -schnitt fokussieren, hinterm Vorhang jedoch auch andere Leistungen anbieten würden – wie etwa das Strähnen färben bei Frauen.
Barbiere konkurrieren in größeren Städten auch untereinander
Tatsächlich dürften Barbiere laut Handwerkskammer auch Frauen bedienen, sofern die entsprechende Qualifikation nachgewiesen werden kann. Emre Pirbudak betreibt einen von mindestens sechs Barbershops in Kitzingen. Im "Old Barbers" bedient er ausschließlich Männer, wie er sagt. Darauf ist sein Geschäft auch ausgerichtet. Er begreift Barbershops als eine Art Wohlfühlort für Männer.
Pirbudak ist in Deutschland geboren und hat einen türkischen Migrationshintergrund. Seine Friseur-Ausbildung hat er im Kitzinger Friseursalon "zweiwielewring" absolviert, später die Meisterschule besucht. Im Dezember 2020 hat er sich selbstständig gemacht. Inzwischen hat er einen Mitarbeiter. Dass die "klassische" Branche die Barbershops als Konkurrenz wahrnimmt, kann er bei der Fülle an Neueröffnungen durchaus verstehen.
Wenn sich der Preisdruck erhöht
Ihn selbst störe es auch, dass je nach Ausnahmegenehmigung Friseure ohne offizielle Qualifikation in den Geschäften Haare schneiden. Ungelernte Angestellte kosten weniger Geld, der Preisdruck erhöhe sich damit nicht nur für "klassische" Friseure, sondern auch für die Barbiere. In Kitzingen sei das noch nicht der Fall, sagt Pirbudak. In größeren Städten wie Würzburg aber durchaus.
Pirbudak bestätigt, dass auch er von der Friseurinnung angeschrieben worden sei. Er sieht allerdings schlicht keinen Nutzen in einem Beitritt: "Offen und ehrlich: Das bringt mir nichts", sagt er. Noch im laufenden Jahr plant er einen Auszubildenden einzustellen. Dann, so sagt er, könne ein Beitritt für ihn möglicherweise sinnvoll sein.