So schnell dreht sich der Wind: Gab es zu Corona-Zeiten noch einen völlig überhitzten Boom in der Camping-Branche mit monatelangen Wartezeiten für Wohnmobil-Käufer, so scheint sich der Trend gerade umzukehren. Die Nachfrage nach den teils luxuriösen Gefährten ist zurückgegangen: einerseits, weil der Markt nach dem Boom gesättigt wirkt; andererseits, weil die Kundschaft in wirtschaftlich unsicheren Zeiten Konsumzurückhaltung übt. Und wenn gespart werden muss, dann an vermeintlichen oder tatsächlichen Luxusgütern wie den Wohnmobilen.
Ein Opfer dieses aktuellen Trends in der Region ist die Camping Center Mainfranken (CCM) GmbH in Iphofen im Landkreis Kitzingen. Der Betrieb, der sich vor einiger Zeit vor Nachfrage nicht retten konnte, musste am 10. Juni vorläufige Insolvenz anmelden, wie der dafür eingesetzte Verwalter, Matthias Reinel von der HWR Insolvenzverwaltung (Würzburg), auf Anfrage bestätigt.
Reinel zufolge hat sich der Camping-Boom deutlich abgeflacht. Für einige Camper gelte in Krisenzeiten wie jetzt: "Als Letztes kaufe ich mir ein neues Wohnmobil." Da die Fahrzeuge, die Händler wie CCM auf dem Hof stehen haben, oft über Kredite finanziert würden, sei die Kapitalbindung der Betriebe oft riesig, ein Spezifikum dieser Branche. Verkaufsausfälle könnten dann schnell existenzgefährdend werden, erklärt Reinel.
Inwieweit es bei CCM außer den branchen- und konjunkturbedingten Ursachen auch selbstgemachte Strukturprobleme gebe, kann Reinel so kurz nach Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens noch nicht sagen. Selten habe eine finanzielle Schieflage aber nur eine einzige Ursache.
Vorläufiger Insolvenzverwalter: "Der Betrieb läuft weiter"
Erfreulich sei immerhin, dass der Betrieb mit rund 25 Beschäftigten im Gewerbegebiet "Alte Reichsstraße" in Iphofen seine Geschäfte fortführen könne. "Der Betrieb läuft weiter", erklärt Reinel. Es handele sich bei CCM um "ein eingeführtes, etabliertes Geschäftsmodell" mit Struktur und Substanz. Der vorläufige Insolvenzverwalter macht sich nun auf die Suche nach Möglichkeiten für eine dauerhafte Fortführung des Unternehmens.
Dafür gewährt der Gesetzgeber zunächst drei Monate Zeit, in denen die Beschäftigten Löhne und Gehälter von der Bundesagentur für Arbeit beziehen, was die finanzielle Lage eines Betriebs in Schieflage stabilisieren soll. In diesem Zeitraum lotet der eingesetzte Verwalter unter anderem aus, welchen Weg Gläubiger bereit sind mitzugehen und wer das Unternehmen in welcher Form weiterführen könnte.
Übernachtungszahlen steigen und die Neuzulassungen der Freizeitfahrzeuge sind prozentual zweistellig (laut den neuesten Zahlen des Verband CIVD im April 2024 noch bei Wohnwagen und Wohnmobilen über 20% im Plus) und der Verfasser spricht vom nachlassenden Wohnmobilboom.
Das was nachlässt sind die Lieferzeiten, Teile sind wieder verfügbar und die Hersteller haben ihre Kapazitäten aufgestockt um sich das Geschäft nicht entgehen zu lassen. Wenn man die Situation hinterfragt sieht es also anders aus.
Für die Insolvenz gab es ganz klar auch irgendeine Ursache aber keinen nachlassenden Boom.
Der Druck auf die Händler ist zudem hoch. Die Hersteller geben neue Ausstattungsvarianten zum gleichen Preis heraus wie die Vorlauf- oder Lagerfahrzeuge. Das drückt auf die Preise der Fahrzeuge am Hof des Händlers, da bleibt dann wenig übrig.
Aber es bleibt dabei: die reißerische Überschrift „Opfer des nachlassenden Wohnmobil-Booms“ ist schlicht falsch.
https://www.northdata.de/CCM+-+Camping+Center+Mainfranken+GmbH,+Iphofen/Amtsgericht+W%C3%BCrzburg+HRB+12717
https://www.automobilwoche.de/agenturmeldungen/freizeitmobil-branche-erzielt-umsatz-rekord
Z.B gibt es bekanntlich Handwerkerbetriebe, die nach Rechnungslage zwar viel Umsatz , aber nur Verluste gemacht haben.
Bei vielen GMBHs kann man sich die Bilanzen der Vorjahre im Bundesanzeiger anschauen, oft ein Indiz für die Entwicklung, bei der drastischen Veränderung der Rahmenbedingungen wie bei Corona natürlich weniger. Wenn es dann vorher schon knapp war - gute Nacht! Leider.
Hoffen wir, das die Sanierung klappt.