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München
Warum Wohnmobil und Wohnwagen wieder in Mode sind
Die Übernachtungszahlen auf bayerischen Campingplätzen waren im vergangenen Jahr so hoch wie nie zuvor. Wie ein Betreiber aus der Region diesen Ansturm erlebte.
Campingplatz.jpeg       -  Immer mehr Menschen machen Urlaub im Wohnmobil oder im Zelt. Das beliebteste Bundesland bei den Camperinnen und Campern ist Bayern.
Foto: Jan-Philipp Strobel, dpa (Symbolbild) | Immer mehr Menschen machen Urlaub im Wohnmobil oder im Zelt. Das beliebteste Bundesland bei den Camperinnen und Campern ist Bayern.
Leonie Behr
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:18 Uhr

Dass Camping mehr kann als Gartenzwerg- und Birkenstock-Romantik, ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. 7,67 Millionen Camping-Übernachtungen gab es 2022 allein in Bayern– Dauercamping nicht mitgerechnet. Das ist ein Anstieg um mehr als 25 Prozent, ergab eine Auswertung des Buchungsportals camping.info. Damit haben im Freistaat so viele im Wohnwagen, Wohnmobil oder Zelt Urlaub gemacht wie nirgendwo sonst in Deutschland. "Das sind mehr Übernachtungen als je zuvor in der Camping-Geschichte", bestätigt Thomas Reimann, Sprecher von Pincamp, dem Campingportal des ADAC. Was sind die Gründe für den Boom in Bayern? 

Bereits vor der Pandemie sind die Übernachtungszahlen in Bayern gestiegen

"Bayern hat die meisten Campingplätze in Deutschland und ist traditionell ein sehr beliebtes Camping-Land", erklärt Reimann. Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, kann spontan sein und ist auf niemanden angewiesen. Das hat vor allem während der Pandemie viele überzeugt. "Man kann eben sehr gut selbst bestimmen, mit wie vielen Leuten man in Kontakt kommt", sagt der Pincamp-Sprecher. In dieser Zeit hätten deshalb viele Urlauberinnen und Urlauber das Campen wieder für sich entdeckt. Zudem konnten durch die Möglichkeit zum Homeoffice Camping-Begeisterte ihre Arbeit mit Urlaub verbinden, sagt Konstantin Sepp, Geschäftsleiter des Landesverbands der Campingwirtschaft in Bayern. 

Aber schon vor der Pandemie ist die Zahl der Übernachtungen gestiegen, erklärt er. "Es ist dieser Drang nach Unabhängigkeit und Flexibilität", der nach Sepps Einschätzung das Campen immer begehrter macht. Zudem spielen die geburtenstarken Baby-Boomer-Jahrgänge eine Rolle, erklärt Thomas Reimann. Viele von ihnen gingen nun in Rente und nutzten die freie Zeit für Urlaub im Wohnwagen oder Wohnmobil.

"Glamping" ist vor allem für Menschen ohne Campingausrüstung interessant

Doch längst ist Camping auch bei jüngeren Menschen in Mode. "Die Zielgruppe hat sich um zehn Jahre nach unten verschoben", sagt er. Junge Menschen ziehe vor allem der Trend "Vanlife" an – mit einem meist älteren umgebauten Van, in dem man schlafen und kochen kann. Auch dadurch hätte Camping seinen etwas angestaubten Charakter verloren und gelte stattdessen als "trendy". 

Ein weiterer Trend, den immer mehr Campingplätze für sich entdecken, ist das sogenannte "Glamping", Glamorous Camping. "Das hat sicherlich noch mal dazu geführt, dass Leute Campen attraktiv finden, die eigentlich nicht in einem Fahrzeugübernachten wollen", erklärt Reimann. Denn beim "Glamping" schlafen die Urlauberinnen und Urlauber in Zirkuswägen, Tipis oder Baumhäusern – häufig inklusive eigener Sanitäranlage. Dadurch wird Campen auch für Menschen interessant, die selbst keine Campingausrüstung besitzen, findet Konstantin Sepp. 

Wer Urlaub auf dem Campingplatz macht, braucht Glück mit dem Wetter. "Und 2022 war einfach ein trockener Bade- und Wandersommer", erzählt Tatjana Anders, Junior-Chefin des Campingplatzes Zeh am See in Waltenhofen. Auch auf dem Oberallgäuer Campingplatz war der Boom letztes Jahr deutlich zu spüren. Bereits im Winter erreichten Anders viele Übernachtungsanfragen. Eine große Überraschung war das aber nicht. "Insgesamt kann man sagen, dass die letzten zehn Jahre ein Zulauf da war." Die Saison 2022 war zudem die erste, die wieder unter gewohnten Bedingungen stattfand – ganz ohne Testpflicht oder Kontaktbeschränkungen, sagt sie. 

Der Camping-Boom kann nicht unendlich lange anhalten

Karfreitag etwa. Normalerweise ist da noch wenig los. "Von null auf Hundert kam einer nach dem anderen und mittags um zwölf Uhr war der Campingplatz dann voll. Da haben sogar unsere Dauercamper große Augen gemacht", erzählt die Junior-Chefin. "Das war ein ganz spezieller Charme." Gibt es auf dem Campingplatz andere Vorbereitungen, wenn so viele Urlauberinnen und Urlauber kommen? "Wir haben nichts speziell umgestellt", sagt Anders. Aber während der Hauptsaison im Juni und Juli konnte der Campingplatz auf kein Personal verzichten. Besonders in der Gastronomie sei dann jede helfende Hand gefragt. Wenn dort jemand abspringt, könne es brenzlig werden. 

In diesem Jahr hat die Camping-Saison am 31. März begonnen. Tatjana Anders hofft mindestens auf den gleichen Andrang wie 2022. Falls es im Sommer viel regnen sollte, werde der Campingplatz die Zahlen jedoch nicht knacken können. Und auch wenn die Camping-Begeisterung seit Jahren anhält – ins Unendliche können die Übernachtungszahlen ohnehin nicht steigen: "Wir als Campingplatz wachsen ja nicht“, erklärt die Junior-Chefin. Nachlassen wird der Boom aber ebenso wenig, ist sich Thomas Reimann sicher. Er plädiert dafür, Campen einfach auszuprobieren: "Denn wenn man es gut vorbereitet, macht Camping unheimlich viel Spaß."

 
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