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Schwarzach
Offener Brief des Pastoralteams zum Flüchtlingswohnheim in Volkach: "Aus christlicher Sicht keine Alternative"
Pfarrer Matthias Eller spricht sich mit seinem Team klar für den Bau des Wohnheims für Geflüchtete aus. Volkach habe zudem längst gezeigt, wie Integration gelingen kann.
Pfarrer Matthias Eller spricht sich mit seinem Team des Pastoralen Raums Sankt Benedikt für die Ansiedlung von geflüchteten Menschen in Volkach aus.
Foto: Dominik Berthel (Archivbild) | Pfarrer Matthias Eller spricht sich mit seinem Team des Pastoralen Raums Sankt Benedikt für die Ansiedlung von geflüchteten Menschen in Volkach aus.
Bearbeitet von Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 27.09.2024 02:38 Uhr

Die Ankündigung, in Volkach einen Gebäudekomplex mit Wohnraum für bis zu 90 Geflüchtete errichten zu wollen, nimmt das Pastoralteam des Pastoralen Raums Sankt Benedikt, zu dem auch Volkach gehört, zum Anlass für eine Stellungnahme. Im Auftrag schreibt Pfarrer Matthias Eller, dass die Ankündigung "bei nicht wenigen Anwohnern Verunsicherung und Befürchtungen ausgelöst hat".

Das sei menschlich, heißt es weiter in dem offenen Brief, den der Pastorale Raum Sankt Benedikt auch auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. "Unmenschlich ist es hingegen, plakativ Ängste zu schüren, Wirklichkeit verzerrt darzustellen und Menschen allein wegen ihres Daseins als Gefahr oder Problem zu diffamieren."

Volkach habe längst bewiesen, wie Integration gelingen kann

Zudem schreibt Eller, dass durch die Erfahrung von Gewalt, Krieg oder Verfolgung in der Heimat und der Aufbruch in eine ungewisse Zukunft dafür sorgen würden, dass die Geflüchteten "alles andere als ein leichtes Gepäck mitbringen". Man habe in Volkach aber "mit dem ehrenamtlichen Engagement verschiedener Unterstützerkreise oder der Anstellungsbereitschaft ortsansässiger Unternehmer in Sachen Integration längst bewiesen: Volkach kann's!"

In dem Brief wird zudem darauf hingewiesen, dass es "aus christlicher Sicht gar keine Alternative gibt." Am Ende des Matthäus-Evangeliums werde "den Gläubigen aller Zeiten ins Stammbuch geschrieben, worauf es im Letzten wirklich ankommt: 'Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.'"

Rückzug auf die eigene "heile" Welt sei keine christliche Perspektive

Zudem wird erläutert: "Die christliche Perspektive betreibt keine naive Schönfärberei. Sie nimmt die Wirklichkeit ernst, die Menschen, alle Menschen – ausnahmslos. [...] Sie kennt keinen egoistischen Rückzug auf die eigene 'heile Welt'. Sie baut Brücken und überwindet Gräben. Sie lebt Nächstenliebe in Wort und Tat."

Unterstützt wird der offene Brief von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Volkach um den Kirchenvorstand und Pfarrerin Kathrin Tewes. Abschließend ruft Matthias Eller mit seinem Team darin auf: "Lassen wir uns nicht spalten! Und sind wir wirklich das, was wir doch so gerne sein möchten: eine gastfreundliche Gemeinde!"

 
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Kommentare
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  • Erich Spiegel
    Ich vermisse eine funktionierende politische Lösung für die Migration, zumindest eine sinnvolle Steuerung. Meiner Meinung nach fehlt es hauptsächlich am Willen und die Einsicht, dass Deutschland schon viel macht, aber nicht die Probleme der ganzen Welt lösen kann. Die deutsche Politik (vor allem Linke und Grüne) drückt sich um unbequeme aber notwendige Maßnahmen. Die Dreckarbeit überlässt man zwielichtigen Gestalten wie den türkischen Präsidenten Erdogan oder den Ungarn Orban. Ohne die beiden (und andere) müssten vermutlich 900 statt 90 Flüchtlinge in Volkach untergebracht werden. Man selbst steht mit weißer Weste da und kann vor lauter Eigenlob nicht mehr laufen. Will man warten bis die AfD die Mehrheit der Stimmen in noch mehr Wahlkreisen erringt?
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  • Fabian König
    Es ist sehr mutig, angesichts des erwartbaren Shitstorms einen in seiner Position so klaren und eindeutigen offenen Brief zu schreiben.
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  • Jochen Freihold
    Sehr geehrter Herr König,
    wie kommen Sie zu Ihrer wiederum eindimendsionalen Einschätzung von "Shitstorm", die von einer fortschrittlichen Mehrhreitsgesellsdchaft nicht geteilt wird?
    Freundliche Grüße!
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  • eva steinmetz
    Ich danke Herrn Eller für die klaren Worte und der Main Post für diesen Artikel.
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  • Erich Spiegel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (Behauptungen ohne Beleg). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Erich Spiegel
    Es werden "menschengerechte Lösungen" gesucht und das für jeden, der kommen möchte. In der Theorie toll. Bei der Praxis hapert es. "Unser Herz ist weit, aber unsere Mittel sind begrenzt". Worte des Ex-Bundespräsidenten Gauck. Der Satz ist hoffentlich unverdächtig, schließlich ist Gauck kein Nazi. Naiv wer glaubt, dass es bei der einen Unterkunft bleibt, wenn man sich Schätzungen von Experten über zukünftige Zahlen von Migranten ansieht. Zahlen nenne ich aus bestimmten Gründen nicht, aber Jeder kann sich selber schlau machen. Ist es inhuman, wenn man die Hilfe auf das Nötigste beschränkt? z.B. Essen, Bett, Kleidung, fertig? Nicht, dass ich es den Asylenten nicht gönnen würde. Aber wenn man zu viele Anreize setzt braucht man sich nicht zu wundern, wenn alle kommen. Heute weiß jeder in Afrika dank sozialer Medien genau über die Verhältnisse Bescheid. Hilfe vor Ort wäre besser. Mit 1€ in Afrika kann man so viel erreichen wie in Deutschland mit 10€.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Leider ist für manche der eine Euro Entwicklungshilfe schon zuviel.
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  • Jutta Nöther
    Lassen Sie mich Ihren Beitrag zusammenfassen:
    Statt 10 Euro für eine in Krieg und/oder Völkermord bereits dezimierte, mit nur noch dem, was sie auf dem Leib tragen, nach Europa entkommene Flüchtlingsfamilie auszugeben, sollten wir also besser einen Euro nach Syrien oder Nigeria spenden, dann hören die Massaker an der Zivilbevölkerung auf.

    Richtig?
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  • Matthias Eller
    Ergänzende Klarstellung: Der Offene Brief maßt sich keinerlei Urteil über die Eignung der aktuell geplanten Baumaßnahme als solcher an. Es ist nicht Aufgabe der Kirche, eine politische Lösungsfindung zu ersetzen. Es ist aber sehr wohl Auftrag der Kirche, sich für die Werte des Evangeliums in Wort und Tat einzusetzen und sie der Gesamtgesellschaft als tragfähiges Fundament des Zusammenlebens anzubieten.
    Es geht um Offenen Brief nicht um eine bestimmte Immobilie; es geht um innere Herzenshaltung und darum, wovon wir unser Denken, Reden und Tun leiten lassen.
    Damit hat man noch keine (oder gar eine einfache) Lösung für die Herausforderungen unserer Zeit. Aber man hat eine Grundlage dafür, eine ausgewogene und menschengerechte Lösung zu finden.
    Pfr. Dr. Matthias Eller
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  • Erich Spiegel
    Sie sind für menschengerechte Lösungen. Ich auch. Allerdings für keinen Luxus, sondern für das Nötigste. Es fehlt an Wohnungen, die Arztpraxen sind übervoll, etc. Auf Deutsch: Die Gesellschaft und Kommunen sind am Limit. Auch die Akzeptanz der Bevöälkerung (siehe Wahlen in Thürigen). Wer Forderungen stellt, sollte bei sich beginnen. Mit wieviel Geld möchte sich die Kirche an den Kosten füe das Wohnheim in Volkach beteiligen?
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  • Matthias Eller
    Nur zum letzten Satz: Soweit bekannt, besteht für die Errichtung des Gebäudes keine Finanzierungslücke.
    Bedarf ist jedoch vor allem an engagierten Menschen, die ein solches Projekt begleiten. Diesbezüglich leisten (zusammen mit vielen anderen) nicht zuletzt Mitglieder beider Kirchen schon jetzt einen wertvollen Dienst (auch in Volkach).
    Aber natürlich versteht sich der Offene Brief auch als eine kirchliche Selbstaufforderung nach innen. Er möchte alle Christinnen und Christen ermutigen, ihren Glauben nicht allein mit den Lippen zu bekennen, sondern auch im eigenen Tun konkret werden zu lassen.
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  • Jochen Freihold
    Christliche Nächstenliebe und gelebter Hmanismus haben in unserer werteorientierten westlichen Kultur große Vorbildfunktion. Ergänzt durch gute Integration, dann gibt es keine Probleme. Eine Gemeinschaftsaufgabe!
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  • Erich Spiegel
    Die Botschaft höre ich gerne. Allein mir fehlt der Glaube. Mein Nachbar stammt aus dem "Pulverfass Balkan". Sein Vater wurde bei ethnischen Unruhen zwischen Serben und Albanern im Bürgerkrieg getötet. So einfach ist es halt nicht zu sagen, es wird schon, wenn alle guten Willens sind. Es ist leider immer Politik im Spiel. Den Begriff "Pulverfass" Konnte jeder Politiker schon in seiner Jugend im Geschichtsbuch lesen. Nur gelernt hat er nichts. Alle Parteien haben versäumt Migration duch kluge Politik zu steuern. Hoffentlich Lesen zukünftige Schüler in Deutschland nicht mal vom "Pulverfass Deutschland".
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  • Peter Koch
    Die Volkacher Bevölkerung ist allerdings zu etwa 80% katholisch und deshalb nicht unbedingt zu christlicher Nächstenliebe verpflichtet.
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  • Jochen Freihold
    Geehrter Herr Koch, Ihre Logik verstehe ich nicht.
    Bitte klären Sie uns gerne auf!
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  • Peter Koch
    Was die katholische Kirche vorlebt, zum Beispiel im Umgang mit Missbrauchsopfern, interpretiere ich so.
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  • Jutta Nöther
    Sehr gut.
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