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Marktsteft
Inklusives Restaurant im Alten Hafen Marktsteft: Das macht den Gastro-Betrieb mit Hotel so besonders
Die Inklusion Catering GmbH hat in Marktsteft ein Schmuckstück bezogen: Aus einer alten Fabrik wurde ein Gastronomie- und Beherbergungsbetrieb. Blick hinter die Kulissen.
Das inklusive Restaurant 'Alter Hafen' hat im August in Marktsteft eröffnet und freut sich über den Zulauf.
Foto: Anja Gropp | Das inklusive Restaurant "Alter Hafen" hat im August in Marktsteft eröffnet und freut sich über den Zulauf.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 25.11.2024 14:15 Uhr

Thomas Reichert hatte recht: "Das Ding wird uns vom Erfolg her überwältigen." Das prophezeite der Bürgermeister von Marktsteft vor einem Jahr beim Baustellenbesuch im Alten Hafen. Dort hat die Stadt mit beträchtlichem Aufwand das verfallene Areal und seine Gebäude saniert. Zumindest für den neuen, inklusiven Gastronomie- und Beherbergungsbetrieb "Alter Hafen" trifft Reicherts Aussage zu.

Die Inklusion Catering GmbH (InCa), ein Tochterunternehmen der Mainfränkischen Werkstätten, hat große Teile der von Grund auf renovierten ehemaligen Fabrikgebäude für die nächsten 15 Jahre von der Stadt gepachtet. Damit ist sie direkte Nachbarin der Umweltstation des Landkreises Kitzingen. Beide haben in diesem Jahr im Alten Hafen am Main Seit an Seit den Betrieb aufgenommen.

Das InCa-Restaurant mit angegliedertem Hotel öffnete am 1. August und wird seither förmlich überrannt, wie Lukas Mania, Abteilungsleiter Gastronomie bei InCa, freudestrahlend berichtet. Die Gasträume und die Hafenterrasse würden von den Gästen "super angenommen". Man erhalte "ein sehr positives Feedback" auf das Ambiente und das Essensangebot mit dem Motto "moderne, fränkische Küche".

Gäste kommen bereits bis von Hamburg in den Alten Hafen

Der Alte Hafen von Marktsteft ist nach der Generalsanierung zum Schmuckstück geworden. Im Vordergrund das Restaurant mit 'Hafenterrasse'.
Foto: Anja Gropp | Der Alte Hafen von Marktsteft ist nach der Generalsanierung zum Schmuckstück geworden. Im Vordergrund das Restaurant mit "Hafenterrasse".

Eine erste Firmen- und eine Hochzeitsfeier fanden auch schon statt. Viele Rad-Touristen haben im Sommer übernachtet; seit Herbst kommen verstärkt Gäste und Monteure von umliegenden Betrieben. Ein Hamburger, der im Internet auf das Angebot aufmerksam geworden sei, habe gleich gebucht und sich auf den Weg nach Marktsteft gemacht, erzählt Mania von den ersten drei Monaten nach der Öffnung. 

So sehr sich InCa über den Zulauf freut – die Anfangszeit war für das neue Team herausfordernd. Der "Alte Hafen" ist ein inklusiver Betrieb, in dem Angestellte mit und ohne Handicap zusammenarbeiten. Wie an jeder neuen Arbeitsstätte musste man sich erst finden, Arbeitsabläufe einüben, Routine entwickeln. 

Mitarbeiter mit und ohne Handicap sind im Alten Hafen beschäftigt

Platz für die ganze Familie: das größte Zimmer des Hotels im Alten Hafen.
Foto: Anja Gropp | Platz für die ganze Familie: das größte Zimmer des Hotels im Alten Hafen.

Das sei mittlerweile gelungen. Über das Winterhalbjahr, sagt Mania, werde man am Feinschliff feilen. Das Team, das im Sommer an sieben Tagen in der Woche gearbeitet hat, im Winter aber auf fünf Tage reduziert, besteht aus 23 Angestellten. Von ihnen haben zehn ein Handicap. Neun davon sind sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, erhalten also den üblichen Arbeitslohn in der Gastronomie. Ein Mitarbeiter der Mainfränkischen Werkstätten ist über einen Außenarbeitsplatz integriert. 

Damit ist es InCa gelungen, fast alle offenen Stellen zu besetzen. Geholfen hat dabei, dass das Mutterunternehmen, die Mainfränkischen Werkstätten, in Unterfranken gut vernetzt ist. Auch konnte InCa Mitarbeitende auffangen, die vorher im inklusiven In-Hotel der AWO im benachbarten Marktbreit gearbeitet hatten. Die AWO hatte ihr Hotel 2023 geschlossen. Gesucht wird allerdings noch ein Koch, um das Küchenteam zu verstärken.

Inklusionsbetrieb 'Alter Hafen': Die Servicekräfte Daniela Weißenberger (links) und Romy Schmieder arbeiten zusammen an der Theke.
Foto: Andreas Brachs | Inklusionsbetrieb "Alter Hafen": Die Servicekräfte Daniela Weißenberger (links) und Romy Schmieder arbeiten zusammen an der Theke.

Die halbe Miete für InCa ist das behutsam renovierte Fabrikareal. Wo immer möglich, hat das Architekturbüro Friedrich Staib aus Sommerhausen die alte Bausubstanz erhalten oder Reminiszenzen an die Zeiten der ehemaligen Farbenfabrik ins moderne Ambiente eingebaut. Überall erinnern Details und Fotos an die Vergangenheit. Im Verborgenen arbeitet hingegen die moderne und umweltfreundliche Technik, die Sonnenenergie und Umgebungsluft in Wärme und Strom wandelt.

Im Biergarten – der "Hafenterrasse" – sitzen die Gäste bei schönem Wetter mit Blick auf den idyllischen Hafen. Im Obergeschoss können sie in Einzel-, Doppel- oder Familienzimmern übernachten. Selbst jetzt im November ist das Haus oft ausgebucht. 

Zusammenarbeit ohne Barrieren (von links): Küchenhilfe Eva Platia, Koch Ryan Durmann und Küchenchefin Renate Geis.
Foto: Andreas Brachs | Zusammenarbeit ohne Barrieren (von links): Küchenhilfe Eva Platia, Koch Ryan Durmann und Küchenchefin Renate Geis.

Und was sagen die Beschäftigten zum Start? Daniela Weißenberger aus Marktbreit arbeitet im Service. Sie kam vom In-Hotel zum InCa-Betrieb. "Ich finde es sehr gut, dass der Arbeitgeber meine Stärken und Schwächen kennt und darauf Rücksicht nimmt. Alle arbeiten hier auf Augenhöhe. Ich hätte nicht gedacht, dass es noch einmal so einen Arbeitsplatz für mich gibt."

"Das liebe und freundliche Team" loben die Küchenhilfe Eva Platia (Lengfeld) und Koch Ryan Durmann (Würzburg). "Wir arbeiten gern hier", sagen sie übereinstimmend. Und auch Reinigungskraft Charlotte Thielmann, die sich um die Hotelzimmer kümmert, lässt nichts auf die Kolleginnen und Kollegen kommen: "Hier sind einfach alle nett."

InCa-Restaurant

Der "Alte Hafen", inklusiver und barrierefreier Gastronomie- und Beherberungsbetrieb, ist im Winterhalbjahr bis 15. März für Restaurantbesucher von Mittwoch bis Sonntag, von 11.30 bis 22 Uhr, geöffnet. Mittags gibt es eine kleine Tageskarte, abends die größere Speisekarte. Hotelgäste können an sieben Wochentagen übernachten und erhalten auf Wunsch ein Frühstück.
Das Inklusionsunternehmen InCa, Teil des Unternehmensverbunds der Mainfränkischen Werkstätten, betreibt Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe sowie Catering und Einzelhandel in Würzburg und in den umgebenden Landkreisen.
Der Unternehmensverbund will behinderten Menschen, ihren Fähigkeiten gemäß, unterschiedliche Arbeitsformen anbieten: vom Arbeitsplatz in einer der Werkstätten, über Außenarbeitsplätze in Firmen und Behörden bis zu Inklusionsbetrieben. Tätigkeitsfelder sind unter anderem Gastronomie, Garten, Pflege und Hauswirtschaft.
Inklusionsbetriebe beschäftigen Menschen mit und ohne Behinderung und behandeln sie arbeits- und tarifrechtlich gleich. Mindestens 30, oft 50 Prozent der Beschäftigten haben eine Behinderung. Inklusionsbetriebe erhalten staatliche Förderung.
Quelle: abra/InCa
 
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  • Johannes Metzger
    Das klingt ja alles sehr gut. Ein ähnliches Konzept wäre ja in Marktbreit (Schloß) auch denkbar. Aber dazu müßte der Stadtrat mal über seinen lokalpolitischen Suppentellerrand blicken.
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