Im "Blumencafé" in der Iphöfer Altstadt ist der Frühling ausgebrochen. Es grünt so grün, wohin man schaut. Und auch sonst ist hier an einem grauen und kühlen Aprilabend viel Aufbruchstimmung zu spüren. Seit ungefähr einem Jahr treffen sich hier regelmäßig Iphofens Grüne, vor Kurzem haben sie sich zu einem Ortsverband zusammengeschlossen.
"Ist Zeit geworden", sagt Hausherrin Sibylle Schweizer, die jetzt kleine Nussecken an den Tisch bringt. Das Gespräch kreist gerade um die Frage, ob man zur Kommunalwahl 2026 mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten antritt. Nicht nur deshalb zieht die neue Gruppierung in einer der Hochburgen der Freien Wähler das Interesse auf sich.
Iphofen und die Grünen, das ist eine Kombination, über die in den vergangenen Jahren immer wieder mal diskutiert wurde. Offiziell am Start sind sie seit Anfang März 2024 – als sechster grüner Ortsverband im Landkreis Kitzingen, mit bislang 13 Mitgliedern und starker lokalpolitischer Prägung. "Noch sind wir eine kleine Gruppe, aber hochmotiviert und gut gestärkt durch einen stabilen Kreis an Sympathisanten", heißt es in einem Positionspapier.
Klassische grüne Themen, zugeschnitten auf Iphofen
Sie wollen nicht alles anders, aber manches besser machen, wollen keinen Streit und keine Verbote, sondern konstruktiv an der Stadtentwicklung mitwirken. In einer Stadt, die "schön ist und schön bleiben soll", wie es Michael Valentin aus dem fünfköpfigen Ortsvorstand formuliert. Alles im grünen Bereich also? Genau darauf wollen sie den Fokus legen, sagt Sabine Schernau.
Aus klassischen grünen Themen haben sie im Ortsverband speziell auf Iphofen zugeschnittene Ziele entwickelt. So soll der Wandel zur klimaneutralen Stadt mithilfe von Bürgerenergie-Konzepten gelingen, für bezahlbaren Wohnraum soll vorrangig die Stadt sorgen, und auch bei der Stadtentwicklung will man verstärkt grüne Akzente setzen, gerade mit Blick auf die vieldiskutierte Umgestaltung des Marktplatzes. Dass sich dort im Sommer die Hitze staut, sei ein Problem.
Lösen will man es dadurch, dass man vor dem Rathaus und am Eiermarkt Bäume oder Sträucher pflanzt und so einen natürlichen Kühleffekt schafft. Sabine Schernau bringt es auf die Formel: "Weniger Parkplätze, mehr Grün."
Zur Weinbergsbewässerung gibt es eine klare Haltung
Auch zum strittigen Thema Weinbergsbewässerung gibt es eine grüne Position aus Iphofen. So kritisch wie etwa im Kitzinger Ortsverband sieht man das Projekt hier längst nicht, im Gegenteil. "Wir befürworten eine Weinbergsbewässerung, wenn sie ein Baustein einer zukunftsfähigen Wasserbewirtschaftung ist", heißt es im Thesenpapier der Iphöfer Grünen.
Als "Chance, die man nicht verstreichen lassen sollte", sieht Michael Valentin die vom Staat bereitgestellte Pilot-Förderung von zehn Millionen Euro. Gelingt es auf diese Weise, auch in anderen Bereichen an Wasser zu kommen, könne man mit dem Projekt "etwas Gutes anstoßen", ergänzt seine Vorstandskollegin Dagmar Haiduga.
Zwei Jahre bleiben den Iphöfer Grünen jetzt bis zur nächsten Kommunalwahl, um in regelmäßigen Runden für sich und ihre Positionen zu werben. Im Stadtrat sind sie bislang zwischen Freien Wählern, CSU, SPD und Bürgerliste nicht vertreten. Doch zu Kampfansagen lassen sie sich im neuen Ortsverband allenfalls bewegen, wenn es um den Schutz der Demokratie und um ein Signal gegen rechts geht.
Ansonsten ist ihnen an pragmatischer Politik gelegen, mit ein bisschen mehr Vielfalt hier und ein wenig mehr Grün dort. "Wir suchen die Lösung im Kompromiss und sind überzeugt davon, dass es diesen Weg auch in der Politik gibt", sagen sie. Nach einem eigenen Bürgermeisterkandidaten sieht es derzeit nicht aus. "Wir sind nicht unzufrieden mit unserem Bürgermeister", erklärt Sabine Schernau und lächelt.