Einen Dienstwagen hat Volkhard Warmdt nicht. Er fährt E-Bike – dienstlich und privat. Sein umweltfreundliches Gefährt hat sich der neue Wiesenbronner Bürgermeister nach seinem Wahlsieg gekauft, täglich ist es im Gebrauch. Denn wenn er nicht unterwegs ist zur Verwaltungsgemeinschaft in Großlangheim ist, dreht er seine Runden durchs Dorf. "Als Bürgermeister bist du für alles zuständig", erklärt er sein Dienstverständnis und öffnet die Tür der öffentlichen Toiletten am Seegarten. Schnell ein Blick hinein. Die Tür schließt jetzt automatisch. Ein langer Wunsch der Wiesenbronner, den Warmdt gleich erfüllt hat. "Lauter Kleinigkeiten, die in meinem ersten Jahr umgesetzt wurden", sagt er lachend. Aber es seien eben diese Kleinigkeiten, die den Bürgern auffallen. "Rohre und Leitungen unter der Erde sieht ja keiner."
Kein grüner Bürgermeister, aber grüne Ideen
Im März 2020 wählten die Wiesenbronner den 59-Jährigen ins Amt – ohne Stichwahl, obwohl es drei Kandidaten gegeben hatte. Und das, obwohl er erst seit 2014 in Wiesenbronn wohnt und ein grünes Parteibuch hat. Er ist damit der erste Bürgermeister im Landkreis mit einem grünen Hintergrund. Auf den er aber keinen Wert legt. "Auf kommunaler Ebene möchte ich eigentlich keine Parteien haben", sagt der Gartenbautechniker, der auf der Wiesenbronner Liste stand. "Ich bin nicht als Grüner gewählt worden, aber natürlich habe ich grüne Ideen."
Weiter geht die Runde durchs Dorf zum alten Schulhaus neben der Kirche. Auf dem Weg dahin, werden die ersten Erfolge schnell abgehandelt: Krämerladen hat wieder geöffnet und für die Kläranlage gibt es auch eine Lösung. Es läuft für Volkhard Warmdt. Im ersten Amtsjahr hat er gleich zwei seiner ins Ziel gefassten Großprojekte abgearbeitet. Keine schlechte Bilanz für den Quereinsteiger, der bei Hannover aufgewachsen ist.
Mehr Bürokratie und Termine als gedacht
Das dritte Projekt liegt dem ehrenamtlichen Bürgermeister etwas im Magen. Wiesenbronn soll ein Bürgerhaus erhalten. Dagegen spricht nichts, aber Warmdt hadert mit dem Beschluss seiner Vorgängerin und dem alten Gemeinderat. Direkt neben dem Rathaus, an der viel befahrenen Hauptstraße, soll es entstehen." Nicht der ideale Standort" und auch die Größe gibt ihm zu denken "Wiesenbronn hat 1070 Einwohner", erklärt er. "Kriegen wir das Bürgerhaus ausgeschöpft? Ich bezweifle das."
Warmdt hätte gerne eine andere Lösung: das alte Schulhaus. Unten wurde es von der Kirche schon renoviert, ob steht es jetzt leer. Platz wäre für ein Archiv und Räume für Vereine. "Kirchengemeinden schwächeln ja auch. Das schreit nach einer Zusammenarbeit", sagt er. Nachhaltiger wäre es auf jeden Fall, aber für den beschlossenen Standort gibt es schon eine Förderzusage. Die will Warmdt nicht verlieren. Gerade lässt er prüfen, was möglich ist. Durch Corona verzögert sich aber alles.
Überhaupt Corona. Wie allen macht auch dem Neu-Bürgermeister die Pandemie zu schaffen. "Mit der Bürokratie – auch ohne Corona – habe ich nicht gerechnet", gibt er ehrlich zu. "Es ist viel, viel mehr Arbeit als gedacht."
Auch die Anzahl der Termine habe er unterschätzt. Mit Gesangsabenden etwa habe er gerechnet, aber nicht mit dem Mehraufwand durch Corona. Er bedauert sehr, dass er mit seinen Räten nach der Sitzung nicht zusammen sitzen kann, auch eine geplante Klausur gab es nicht. Das hätte die Arbeit im Gemeinderat, von 13 sind zehn neu ins Amt gewählt worden, nochmals verbessert. "Mit dem Gemeinderat bin ich sehr, sehr zufrieden. Die sind unheimlich motiviert", lobt er seine Räte über den grünen Klee. Auch wenn keiner wie Warmdt ein grünes Parteibuch hat, achten sie sehr auf die Nachhaltigkeit ihrer Entscheidungen. "Mit allem vernünftig umgehen, ist ja auch grüne Politik", erklärt Warmdt seine Herangehensweise.
Nicht schwafeln, sondern machen
Apropos grüne Politik. Was sagt er zur Kandidatur von Annalena Baerbock? "Ja, super! Ich bin sehr zufrieden", erklärt er. "Ich bin fürs Machen. Annalena ist genauso. Nicht schwafeln, sondern machen." Auch manchen Gedanken von Stadt-Grünen kann er nicht nachvollziehen. Sie denken, dass die Energiewende auf dem Land stattfinde. "Aber es heißt Energiewende und nicht Verkehrswende", sagt Warmdt energisch und fordert, dass in den Städten mehr getan werden muss. "Die wollen Energie sparen, aber wenn ich nach Würzburg zu fahre, ist alles hell erleuchtet", sagt er. "Wo sind in der Stadt die Solaranlagen? Warum nutzt man nicht Thermie?", fragt er. "Wir können ja auf dem Land nicht alles zu pflastern." Anfragen für Solarparks habe Wiesenbronn genug. Geplant sei erstmal nichts.
Große Pläne für die kommenden fünf Jahre hat der Bürgermeister nicht. "Das, was wir jetzt angeschoben haben, begleitet uns die nächsten Jahre. Das reicht erstmal", sagt er. Nicht, dass er keine Ideen mehr habe, aber er ist vorsichtig. Die Kanäle müssen befahren werden und er rechnet mit bösen Überraschungen. Außerdem befürchtet er, dass durch Corona den Gemeinden deutlich weniger Geld zur Verfügung steht. "Jetzt kommt erstmal eine lange Liste mit Kleinigkeiten", sagt er lachend, steigt auf sein E-Bike und dreht seine tägliche Runde.
Im Landkreis Kitzingen traten von 31 Bürgermeistern am 1. Mai vergangenen Jahres 15 zum ersten Mal ihr Amt an. Beispielhaft für alle neuen Ortschefs zieht der Wiesenbronner Volkhard Warmdt nach seinem ersten Amtsjahr Bilanz.