Nun geht es aus eigener Kraft doch nicht mehr: Die Fritsch GmbH, ein weltweit aktiver Bäckereimaschinen- und -anlagenhersteller, hat am Dienstagnachmittag Insolvenz angemeldet. Der Unternehmensgruppe, deren rund 600 Mitarbeiter überwiegend am Stammsitz in Markt Einersheim (Lkr. Kitzingen) beschäftigt sind, droht die Zahlungsunfähigkeit.
Aus diesem Grund trat die Geschäftsführung am Dienstag den Gang zum Amtsgericht an, "um größeren Schaden vom Unternehmen abzuwenden", wie es heißt. Die Belegschaft erhielt zeitgleich eine schriftliche Information. An diesem Mittwoch folgt eine Mitarbeiterversammlung.
Üblicherweise wird das Gericht nun ein vorläufiges Insolvenzverfahren anberaumen. In den folgenden drei Monaten zahlt der Staat die Löhne, um die Firmenkasse zu entlasten. Im Umkehrschluss rückt ein vom Gericht benannter vorläufiger Insolvenzverwalter an die Spitze. Seine wichtigste Aufgabe: das Unternehmen in der Übergangsphase wieder flott bekommen und eine Regelinsolvenz abwenden.
Alle deutschen Niederlassungen sind betroffen
Wie aus gut unterrichteten Unternehmenskreisen verlautet, sind alle deutschen Standorte der Fritsch-Gruppe betroffen: die Fritsch GmbH als operativer Kern, die Holding, die Vertriebsgesellschaft, die Bakery Systems (alle Markt Einersheim) und die Service GmbH (Heilbad Heiligenstadt, Thüringen). Ausländische Vertriebs- und Technik-Niederlassungen in den USA, in Großbritannien, Russland und Polen sind außen vor.
Die Gründe für den Liquiditätsengpass sind wohl vielfältig. Den Kardinalfehler sehen Insider übereinstimmend darin, dass in der Vergangenheit gravierende Managementfehler gemacht worden seien. Der Vorgänger des heutigen Vorstandsvorsitzenden habe zu schnell auf zu großes Wachstum gesetzt. Der Bäckereimaschinen-Hersteller habe Anlagen unter Druck gebaut und ausgeliefert, die Belegschaft habe schneller zugenommen als der Umsatz, strukturelle und organisatorische Probleme seien hinzugekommen.
Wann das Fass bei Fritsch überlief
Als schließlich ein Großauftrag mit einem Volumen von 30 Millionen Euro ins Jahr 2019 verschoben werden musste, war das Fass am Überlaufen. Am Ende musste die Fritsch-Gruppe für das Jahr 2018 "dramatische Umsatzeinbrüche" verzeichnen, wie es aus Unternehmenskreisen heißt.
Der Aufsichtsrat um seinen Vorsitzenden und Unternehmensinhaber Klaus Fritsch zog im Juni 2018 die Notbremse, nachdem die Firmenleitung die Unternehmensziele verfehlt habe. Der bisherige Vorstandsvorsitzende und der kaufmännische Leiter sind mittlerweile gegangen.
Im Januar 2019 kam der neue Chef, Alexander Schmitz. Die kreditgebenden Banken verlangten parallel einen Sanierungsplan. Mit Hilfe externer Gutachter, die heute noch im Hause sind, setzt die Fritsch-Gruppe seither auf Umstrukturierung.
Es geht wohl nicht ohne Personalabbau
Doch schon jetzt ist absehbar, dass das nicht ohne Entlassungen zu stemmen sein wird. Die Belegschaft ist überwiegend jung oder im mittleren Alter; mit vorgezogenen Ruhestandsverträgen lässt sich da wenig erreichen. Wie viele Mitarbeiter wann entlassen werden müssen, werden die Verhandlungen zwischen vorläufigem Insolvenzverwalter und Betriebsrat klären. Das gilt auch für die Bedingungen eines zu erwartenden Sozialplans.
Bislang hat das Unternehmen seine Lieferanten und seine Mitarbeiter bezahlen können, wie gut unterrichtete Kreise bei Fritsch wissen ließen. Deshalb sei die Hoffnung groß, das Steuer noch einmal herumreißen und die meisten Beschäftigen und Kunden bei der Stange halten zu können. Wie aus dem Unternehmen weiter zu hören war, könnte ein Weg aus der aktuellen Liquiditätskrise sein, einen finanzkräftigen Investor zu finden, der sich in die Gruppe einkauft. Noch gehört sie allein der Familie Fritsch.
Dabei sieht die Branche an sich gute Zukunftschancen: Wachstumsraten von drei bis vier Prozent in Europa und von bis zu zehn Prozent in den USA sind nach Ansicht von Branchenkennern realistisch. An Aufträgen sollte es also nicht mangeln.
...die Suppe auslöffeln muss der Arbeitnehmer