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Volkach
Neue Chance für den Riesenbocksbeutel in Volkach? Der Investor hat eine Idee und bekommt Unterstützung
Einen neuen Anlauf für ein Ferienhaus in Form eines riesigen Bocksbeutels will Investor Peter Heidecker in Volkach wagen. Was dagegen spricht – und wer ihn dazu ermutigt.
Den Bocksbeutel in vielen Varianten gibt es in Unterfranken: in Stammheim (links oben und Mitte links), flach liegend am terroir f in Großlangheim (links unten), in Escherndorf (rechts oben), in Iphofen (Mitte rechts) und das Original in Würzburg (rechts unten). Die Idee eines ganzen Ferienhauses als Bocksbeutel (Mitte) hat Investor Peter Heidecker für Volkach.
Foto: Visualisierung: Harald Hansen, Scandinavic Woodart; Dominik Dorsch, Holger Leue, Patty Varasano, Korbinian Aßbichler (studio zudem), Silvia Gralla | Den Bocksbeutel in vielen Varianten gibt es in Unterfranken: in Stammheim (links oben und Mitte links), flach liegend am terroir f in Großlangheim (links unten), in Escherndorf (rechts oben), in Iphofen (Mitte ...
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 13.07.2024 02:35 Uhr

Unverwechselbar ist sie, die Form des Bocksbeutels. Und darum in Franken längst nicht nur im Original als 23 Zentimeter hohe, bauchige Glasflasche zu finden, sondern in erstaunlich vielen Größen und Materialien. Ob als liegender Bocksbeutel wie beim Aussichtspunkt des terroir f am Großlangheimer Kiliansberg, als bemalte Kunstobjekte am Iphöfer Stadtsee oder das große Fotomotiv in den Weinbergen bei Escherndorf: Immer wieder begegnet man der besonderen Weinflasche in überdimensionaler Größe. Aber künftig auch in Volkach?

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Am Rand der Stadt, neben dem Weingut Römmert und gegenüber dem gleichnamigen Hotel, hatte Investor Peter Heidecker ein besonders großes Exemplar von Bocksbeutel geplant. So groß, dass nicht nur ein Bett oder eine Biertisch-Garnitur hineinpassen würde wie bei dem Modell von Winzer und Tüftler Gerhard Scheller aus Stammheim, sondern gleich ein ganzes Ferienhaus.

Volkacher Bauausschuss lehnte den Riesenbocksbeutel ab

Bad, Schlafzimmer, kleine Küche und Freisitz hätten darin Platz finden sollen. Doch die mit Flaschenhals knapp 13 Meter hohe Variante lehnte der Volkacher Bauausschuss kürzlich ab.

Durchaus erstaunlich bei der Debatte: Die Gegner des Bauantrags kritisierten mit teils scharfen Worten das Aussehen, sprachen aber nicht über die Nachbarn. Die einzigen Anwohner, die den Riesenbocksbeutel in direkter Nähe hätten, wäre das Ehepaar Flammersberger.

Die früheren Eigentümer des Weinguts 

Bis 2012 waren Wolfgang Flammersberger und seine Frau Eigentümer des Weinguts Römmert. Sie wohnen heute noch in dem Einfamilienhaus direkt am Weingut. Auf Nachfrage sagt der Rentner, dass sie in ihrer Sicht davon betroffen seien, aber die Ämter über den Antrag entscheiden müssten. Flammersberger schiebt hinterher: "Mir persönlich wäre das Ding zu groß und zu hoch."

Für Peter Heidecker und seine Römmert Wein- und Ferienland GmbH ist die Idee noch nicht gestorben. Er wolle einen neuen Versuch wagen und Kompromissbereitschaft gegenüber dem Stadtrat signalisieren. Dafür müsse es aber gelingen, "den Bocksbeutel ein bisschen kleiner zu machen, ohne dass er mir aus der Form gerät". Denn niemand wolle, so Heidecker, "dass er am Ende aussieht wie eine Feldflasche". Und das sei angesichts der Proportionen nicht so einfach.

"Im Gegensatz zur Meinung des ein oder anderen in Volkach ist es nicht so, dass ich das Geld selbst drucke."
Investor Peter Heidecker

Größter Knackpunkt sind dabei die Kosten. Peter Heidecker hatte überlegt, die Rundungen des Riesenbocksbeutels nicht nur als Verkleidung um einen Wohnquader herum konstruieren zu lassen, sondern den Wohnraum selbst bauchig zu gestalten und so auch Größe und Höhe einsparen zu können. Doch das würde etwa eineinhalbmal so viel kosten. Deutlich zu viel, sagt der Investor: "Im Gegensatz zur Meinung des ein oder anderen in Volkach ist es nicht so, dass ich das Geld selbst drucke, sondern ich muss es schon selbst verdienen."

Auch den B8-Kreisel in Iphofen zieren die Umrisse von Bocksbeuteln.
Foto: Julia Lucia (Archivbild) | Auch den B8-Kreisel in Iphofen zieren die Umrisse von Bocksbeuteln.

Der Riesenbocksbeutel wäre in seinen Augen ein Hingucker – und wichtiger Anziehungspunkt, um Menschen weiterhin nach Volkach zu locken. Bei Instagram kam der Entwurf sehr gut an, in den 55 Kommentaren zum Bild findet sich fast ausschließlich Lob. Das außergewöhnliche Ferienhaus wird als "supercooles Objekt" und "Touristenmagnet" bewertet.

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Wobei sich vor der Anziehungskraft eines solchen Bocksbeutel-Hauses andere anscheinend fürchten. So lautet ein Kommentar unter dem Artikel: "Volkach ist von Touristen derart überlaufen, dass es nicht auch noch 'Trojanische Pferde' zum Übernachten braucht."

"Wenn wir die Marke Volkacher Mainschleife voranbringen wollen, müssen wir progressiver sein."
Tourismuschef Sebastian Karl

Und was sagt Volkachs neuer Tourismuschef dazu? Die Meinung von Sebastian Karl ist klar: "Ich fände es cool, so was zu haben. Wenn wir die Marke Volkacher Mainschleife voranbringen wollen, müssen wir progressiver sein." Es gehe dabei nicht darum, die Massen nach Volkach zu locken, sondern vielmehr den Bestand zu sichern, "damit man die nächste Krise auch gut übersteht". 

Den "größten bewohnbaren Bocksbeutel der Welt" hält er für super Marketing und kann die Ablehnung des Bauausschusses nicht nachvollziehen: "Man sollte froh sein, dass ein externer Investor das macht."

Sogar einen Weihnachtsbaum aus Bocksbeuteln hat die Mainschleife schon: In Nordheim werden dafür 1100 kleine Bocksbeutel an eine 5,4 Meter hohe Stahlkonstruktion gebaut.
Foto: Hans Will (Archivbild) | Sogar einen Weihnachtsbaum aus Bocksbeuteln hat die Mainschleife schon: In Nordheim werden dafür 1100 kleine Bocksbeutel an eine 5,4 Meter hohe Stahlkonstruktion gebaut.

Ähnlich klingt Bürgermeister Heiko Bäuerlein, der sich schon in der Sitzung des Bauausschusses für die ungewöhnliche Idee ausgesprochen hatte. "Gerade da oben würde es passen", bezieht er sich auf die Lage außerhalb der Stadt im Osten von Volkach. Zudem sehe das Landratsamt keine Probleme.

Auch für ihn ist das Thema noch nicht beendet. Bäuerlein baut darauf, dass Peter Heidecker dem Stadtrat eine neue Variante des Riesenbocksbeutels vorstellt. Dann könnte der größte bewohnbare Bocksbeutel der Welt vielleicht doch noch in Volkach entstehen.

 
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Kommentare
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  • Jochen Freihold
    Ein Riese von stolzen fast 13 Metern Höhe soll´s nun richten, zur sicheren Zukunft des Mainschleifen- Tourismus über mögliche Krisen hinweghelfen. Und natürlich als besondere Attraktion, als Hingucker und Anziehungspunkt Gäste nach Volkach locken - so Investor Peter Heidecker.

    "Der größte bewohnbare Bocksbeutel der Welt", wenn das kein durchschlagendes Argument ist. Das auch die Medien lockt. "eine super Marketing-Idee", cool und progressiv, ein Touristen magnet. Schwärmen auch die Befürworter. Stoff für das Guiness-Buch der Rekorde.

    Über Ästhetik, Stilistik und diskutable Einbindung in harmonische Kulturlandschaft des kantigen Ungetüms dürfte das zuständige Landratsamt Kitzingen wohl kaum befinden im Vollzug baurechtlicher Vorschriften.

    Skepsis ist also angesagt. Die historische Weinstadt Volkach hat ganz andere Vorzüge und noch mehr Chancen für eine erfolgreich lebendige Zukunft.
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  • Jochen Freihold
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  • Manfred Fleischmann
    Wer redet denn von einem direkten Nachbarn? Es geht darum, ob man dieses große Bauobjekt sieht. Und eben dieses empfindet nunmal nicht jeder als "supercooles Objekt" sondern einfach als optisch störend und nicht in die Landschaft passend.
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  • Peter Koch
    Nach paar Jahren würde der hölzerne Bocksbeutel auch irgendwie vergammelt aussehen. Wenn schon ein Bocksbeutelhaus sein muss, dann aus grünem Glas.
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  • Manfred Fleischmann
    Bei der geplanten Höhe sind das Eherpaar Flammersberger sicher nicht die einzigen Nachbarn, die dieses Gebilde dann sehen dürfen bzw. müssen. Ich denke da an die restlichen Erlachhöfe, die Rimbacher-, Lessingstraße und auch den Erlachweg.

    Ich kann nicht verstehen, wie immer weiter gemacht wird, auch wenn klarer Gegenwind kommt. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Einwohner immer mehr gegen die Touristen gehen.
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  • Georg Ries
    Nur weil man ein Bauwerk sieht ist man noch lange kein Nachbar im Sinne des Baurechts, geschweige denn beeinträchtigt! Wenn man dem folgen würde, wäre moderne Architektur gestorben.
    Einen Kompromiss darf man suchen! Warum nicht??
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