Wein aus einem Bocksbeutel zu trinken, ist normal in Franken. Aber auch in einem Bocksbeutel zu übernachten? Diese Idee ist neu und hätte in Volkach am Weingut Römmert, gegenüber dem gleichnamigen Sonnenhotel, entstehen können. Es wäre, so sieht es jedenfalls Investor Peter Heidecker, eine tolle Ergänzung gewesen für die "rappeldicht ausgebuchten" Weinfass-Suiten. Aber, um passend zur Europameisterschaft Fußball-Philosoph Lothar Matthäus zu zitieren: "Wäre, wäre, Fahrradkette!"

Denn im Volkacher Bauausschuss kam der Entwurf nicht besonders gut an, sondern wurde mit 5:4 Stimmen abgelehnt. Dabei schienen sich die Gegner des Projekts mit markigen Sprüchen geradezu übertreffen zu wollen.

Riesenbocksbeutel wird als "Klotz" und "planerischer Klamauk" bezeichnet

Felix Engert (FWG) nannte es "einen Klotz, der dort nicht hinpasst". Sein Fraktionskollege, Architekt Tobias Thum, sagte: "Das ist eine Albernheit und ein planerischer Klamauk, das brauchen wir hier nicht." Ähnlich klang das bei Elmar Datzer (Bürgerliste), der den Riesenbocksbeutel als "reines Spektakel" und sogar als "Beleidigung fürs Auge" bezeichnete.

Vor allem dessen Gesamthöhe von knapp 13 Metern sah Moritz Hornung (Grüne) als problematisch an. Peter Heidecker, der mit der Römmert Wein- und Ferienland GmbH hinter dem Projekt steht, begründete die Höhe auf Nachfrage dieser Redaktion mit der besonderen Form des Bocksbeutels. Der eigentliche Korpus sei nur rund sechs Meter hoch und 6,5 Meter breit und damit vergleichbar mit einem Einfamilienhaus – plus Rundungen. "Der Rest ist Schornstein", ergänzte Heidecker. Zudem sei das besondere Ferienhaus insgesamt niedriger als das Weinhotel auf der anderen Straßenseite.

Wendeltreppe im Inneren hätte bis in den Flaschenhals geführt

Der Entwurf des Riesenbocksbeutels mit Holzverkleidung sah vor, Bad und Schlafzimmer im Erdgeschoss unterzubringen. Eine Wendeltreppe sollte zu Wohnraum und Freisitz im ersten Stock und bis zum lauschigen Platz für Zwei im Flaschenhals führen – mit Dachfenster und Sternenblick. Auf "eine Attraktion, die man fotografieren wird", setzte Peter Heidecker mit der Idee.

Doch der Volkacher Bauausschuss machte ihm einen Strich durch die Rechnung. "Schade" nannte der Investor das im Nachgang. Er betonte: "Kein einziger Mensch wäre dort in seiner Sicht beeinträchtigt worden." Als Zuhörer im Bauausschuss vermisste der 66-Jährige von den Stadtratsmitgliedern  "ein nüchternes Abwägen, was Vor- und Nachteile für die Stadt Volkach sein könnten".

Simon Rinke lobt die "interessante Idee" und den Tourismus

Aus Heideckers Sicht hätte der Riesenbocksbeutel ein Highlight werden können, "das andere Leute anzieht und auch in den sozialen Medien punkten kann". So sah das auch Simon Rinke (CSU), der sich bei der Bauausschuss-Sitzung neben Bürgermeister Heiko Bäuerlein als einziger laut für das Projekt aussprach. Als "interessante Idee" lobte Rinke den Bauantrag und wunderte sich, immer wieder sagen zu müssen, wie wichtig der Tourismus für Volkach sei.

Dieser, erläuterte Heidecker gegenüber dieser Redaktion, sei aber auch in Volkach kein Selbstläufer. Das 2019 eröffnete Weinhotel Römmert, das die Sonnenhotel-Gruppe betreibt, werde gut angenommen, "aber man muss halt schon viel dafür tun".

Das Weingut Römmert setze angesichts sinkender Weinverkäufe auf besondere Führungen, Krimi-Weinproben und ausgefallene Events – plus Übernachtung im Weinfass hinterher. Drei davon stehen bereits, drei weitere auf dem Boden plus jeweils zwei obendrauf sind schon lange genehmigt und sollen im Sommer kommen.

Für den Investor hätte dieses überdimensionale Fasslager zusammen mit dem Riesenbocksbeutel eine "tolle Szenerie und Einheit" ergeben. "Eigentlich müsste das begrüßt werden", hatte er im Vorfeld der Sitzung gehofft. Aber nun ja: "Wäre, wäre Fahrradkette!"