
Gewünscht war ein klares Bekenntnis, und das hat der Iphöfer Stadtrat wie auf Bestellung geliefert: Sein einstimmiges Votum für das Naturparkzentrum Steigerwald war am Montagabend das vom Freistaat Bayern verlangte und von der eigenen Tourismuschefin erhoffte politische Statement: Ja, wir möchten dieses Zentrum am Schwanberg! Welche Bedeutung und Dringlichkeit das Thema hatte, zeigte sich schon daran, dass Bürgermeister Dieter Lenzer eine Sondersitzung einberufen hatte. Am Ende dieser Sitzung war klar: Iphofen und der Landkreis Kitzingen sehen sich im Rennen mit den drei Mitbewerbern gerüstet und durch ein Gutachten in ihrer Position gestärkt. Jetzt heißt es warten auf die Entscheidung des Umweltministeriums, die eigentlich schon im vergangenen Oktober hätte fallen sollen.
Vieles, was Iphofens Tourismuschefin Claudia Bellanti den Räten vorstellte, war bekannt – die Rahmendaten des vom Naturpark Steigerwald e.V. getragenen Millionenprojekts ebenso wie die Standortfaktoren der anderen Kommunen, die es in die Endauswahl geschafft hatten. Eines aber war neu: Das Ergebnis der Standortanalyse, die eine Fachkommission von Frühjahr bis Herbst 2020 für alle vier Bewerbungsorte durchgeführt hatte. Bellanti zitierte aus dem Abschlussbericht, wonach Iphofen der „am besten geeignete Standort für die Errichtung eines Naturparkzentrums“ ist: besser als Gerolzhofen mit seiner ehemaligen Stadthalle, besser als Scheinfeld mit seinem alten Amtsgerichtsgebäude und besser auch als die Haßberge-Gemeinden Knetzgau und Oberaurach mit ihrem Neubau auf Freifläche.
Den Gutshof hat die Stadt eher nebenbei mitgekauft
Ausschlaggebend für diese Bewertung waren laut Bellanti zwei Kriterien: einmal die enge Verbindung des Gutshofs zum Wald und dann dessen Potenzial, in die Regionen hineinzustrahlen und möglichst viele Besucher zu erreichen. Beides könne mit einem Besucherzentrum auf dem Schwanberg gelingen. Den Gutshof hat die Stadt vor vier Jahren beim Kauf von 146 Hektar Wald- und Wiesenfläche am Schwanberg miterworben, er ist umgeben von Naturräumen, die beispielhaft für den Steigerwald stünden, so Bellanti: lichte Eichenwälder, hohe Biodiversität, vielfältige Fauna.

Nicht nur Bellanti sieht damit die Vorgabe des Freistaats erfüllt, der mit dem Naturparkzentrum den Auftrag verbindet, Besucher für die Natur und die Region zu begeistern und dafür breites Umweltwissen zur Verfügung zu stellen. Benötigt werden mindestens 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Aber der Gutshof könnte noch viel mehr bieten und hätte im Obergeschoss ausreichend Platz für eine Galerie und vor allem Räume für gastronomische Konzepte, die seit der Schließung des beliebten Schwanbergcafes im November 2019 stets in Leere liefen. Der Flächenwert orientiert sich laut Bellanti an der Zielmarke von jährlich 20 000 Besuchern, wobei Iphofen bei dieser Zahl „deutlich optimistischer“ sei als andere Landkreise. Der Schwanberg hätte aus Sicht der Tourismuschefin den großen Vorteil, dass diese Besucherströme nicht erst aufwändig generiert oder gelenkt werden müssten, sondern bereits vorhanden seien.
Bringt das Zentrum einen Schub für den Landkreis?
Bellanti hatte auch Antworten auf die drängende Frage, warum das Naturparkzentrum – offiziell eine Einrichtung des Landkreises – für die Stadt so interessant wäre: weil es weitere Besucher anziehe, weil es den Besuch in der Region intensiviere, weil es die Verbindung von Wein- und Naturtourismus stärke und weil es eine Chance sei, das Gebäude passgenau und nachhaltig zu nutzen. Für den Landkreis könne so ein Leuchtturmprojekt einen Innovationsschub auslösen und auf umliegende Gemeinden ausstrahlen.

Rasch aber wurde im Stadtrat klar, dass man die Strahlkraft des Projekts in erster Linie für Iphofen nutzen wolle. Die Rede war von einer „Riesenchance“ und einem „zweiten Standbein“ neben dem Wein. Otto Kolesch erklärte, man müsse das Zentrum „intensiv an Iphofen andocken“. Es könne nicht sein, dass etwa die Anrainergemeinde Rödelsee am Ende „den Rahm abschöpft“. Bellanti machte klar: Wer sich nicht an Kosten beteilige, könne auch nicht erwarten, dass im Zentrum groß für ihn geworben werde.
Freistaat fördert das Projekt mit bis zu zwei Millionen
Fest steht: Auch wenn das Naturparkzentrum beim Landkreis angesiedelt ist, wird sich die Stadt an den Kosten für Bau und Betrieb beteiligen müssen. Weil bislang keine belastbaren Zahlen vorliegen, musste Bürgermeister Lenzer auf Angaben zurückgreifen, die der Freistaat publiziert hat: Das Umweltministerium fördert den Bau mit höchstens zwei Millionen Euro und steuert jährlich 200 000 Euro zum Unterhalt bei. Die Frage ist, ob diese Summen reichen werden. Bellanti bezifferte die Betriebskosten auf 300 000 Euro im Jahr. Den Fehlbetrag, so ist geplant, sollen die beteiligten Landkreise übernehmen.
Für Bürgermeister Lenzer ist die Sache angesichts der hohen Förderquote ein gutes Geschäft: „Wir hätten am Ende ein rundum saniertes Gebäude und eine langfristige, interessante Nutzung.“ Stadtrat Kolesch forderte, den Landkreis „deutlich stärker in die Pflicht zu nehmen“. Immerhin habe der einen „sehr großen Nutzen von der Sache“. Da reiche es nicht, „wenn die Landrätin zur Einweihung kommt und den Schlüssel übergibt“.
Für Stadtförster Rainer Fell, der das Projekt neben Bellanti seit der ersten Idee im Jahr 2018 intensiv begleitet hat, geht es darum, den Schwanberg touristisch zu stärken und die Besucher an Stadt und Region zu binden. Bisher sei der Schwanberg vor allem bei Übernachtungsgästen beliebt. Bekommt Iphofen den Zuschlag, könne man das Programm weiten und auch den Tagestourismus stärken. Zweiter Bürgermeister Hans Brummer sagte: „Wir wollen unseren Gästen als zweites Standbein neben dem Wein noch etwas bieten. Die Krone dieses Angebots wäre das Naturparkzentrum.“