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Willanzheim
Nach Gewaltvorwürfen im Kindergarten Willanzheim: Hätte der Träger früher auf den Verdacht reagieren müssen?
Die Krippe des katholischen Kindergartens St. Martin in Willanzheim ist geschlossen. Hätte das verhindert werden können? Das ist der Stand der Ermittlungen.
Im katholischen Kindergarten St. Martin in Willanzheim wurden drei Mitarbeiterinnen freigestellt, da die Staatsanwaltschaft gegen sie wegen eines möglichen Fehlverhaltens gegenüber Kindern ermittelt.
Foto: Günther Fischer | Im katholischen Kindergarten St. Martin in Willanzheim wurden drei Mitarbeiterinnen freigestellt, da die Staatsanwaltschaft gegen sie wegen eines möglichen Fehlverhaltens gegenüber Kindern ermittelt.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 10.02.2024 17:05 Uhr

Die Aufarbeitung der Gewaltvorwürfe gegen drei Mitarbeiterinnen des katholischen Kindergartens St. Martin in Willanzheim läuft. Drei Erzieherinnen sind seit Anfang Mai freigestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Vorwürfe, die sich im unteren Bereich möglicher Delikte bewegen. Was das konkret heißt, ist nicht bekannt, weitere Fragen sind noch offen. Hier der aktuelle Stand.

Wann ist mit einem Ermittlungsergebnis zu rechnen?

Die Staatsanwaltschaft Würzburg geht davon aus, dass es einige Zeit dauern wird, Zeugen zu vernehmen. Wie lange die Ermittlungen genau benötigen, ist laut Oberstaatsanwalt Tobias Kostuch offen; er rechnet mit "mindestens acht Wochen". Auf die Frage, wo die Grenze für die Aufnahme von Ermittlungen liege, sagt Kostuch, dass im Normalfall "immer ermittelt" werde, wenn eine Missbrauchsbeauftragte sich mit einem solchen Verdacht an die Staatsanwaltschaft wende.

Welche Aufgabe hat die Missbrauchsbeauftragte genau?

Eva Hastenteufel-Knörr ist sei einigen Jahren als selbständige Rechtsanwältin Ansprechperson der Erzdiözese Bamberg und somit auch "bei Verdachtsfällen körperlicher Gewalt und von Grenzverletzungen in den Kindertagesstätten unter katholischer Trägerschaft".  Wenn ein solcher Verdacht gemeldet wird, egal ob von Personal, Eltern oder Träger, führe sie oder der Präventionsbeauftragte Michael Reisbeck Gespräche, um möglichst schnell eine Einschätzung der Lage zu erhalten. Eva Hastenteufel-Knörr betont: "Solche Meldungen nehmen wir grundsätzlich ernst, insbesondere, wenn sie von verschiedenen Seiten an uns herangetragen werden." Falls diese Meldungen den strafrechtlichen Bereich betreffen könnten, informiere sie die Staatsanwaltschaft.

Wer hat sich im Fall von Willanzheim an die Behörden gewandt?

Harry Luck, Sprecher des Erzbistums Bamberg, schreibt von "verschiedenen Hinweisen zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedene Stellen". So sei zunächst Pfarradministrator Pater Adam Was von Team-Mitarbeiterinnen informiert worden, dann der Elternbeirat und über diesen das Landratsamt. Zudem habe es einen weiteren anonymen Hinweis an das Landratsamt gegeben. In dieser Zeit wandte sich auch die Kirchenstiftung an das Ordinariat des Erzbistums. Die Kirchenstiftung ist der Träger des Kindergartens, der leitende Pfarrer der rechtlich Verantwortliche.

Hätte die Kirchenstiftung Willanzheim als Träger früher reagieren müssen?

Die Frage, ob und inwieweit beim Informationsfluss zwischen Einrichtung, Träger und Aufsichtsbehörde Versäumnisse oder Pflichtverletzungen vorliegen, werde derzeit in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt geklärt, erläutert Harry Luck. 

Passiert es häufig, dass sich ein solcher Verdacht als unbegründet herausstellt?

Eva Hastenteufel-Knörr zufolge kam es schon öfter vor, dass ein solches Ermittlungsverfahren eingestellt wird. Aber dann hätten alle Klarheit und es könne mit Unterstützung wieder Ruhe in der betreffenden Einrichtung einkehren. Wichtig sei, dass die Gefahr einer Vorverurteilung "verhindert oder zumindest minimiert" werde. Die Anwältin schreibt: "Wir betonen auch, dass im Strafrecht der Grundsatz der Unschuldsvermutung gilt." Zum Wohl und Schutz der Kinder sei jedoch "eine umgehende und möglichst schnelle Prüfung und Klärung der Vorwürfe erforderlich".

Wie oft bekommt die Kita-Fachaufsicht im Landratsamt Hinweise auf Fehlverhalten? 

Solche Hinweise gibt es selten, auch wenn laut Carolin Mäder eine leichte Steigerung in den vergangenen Jahren erkennbar sei. Die Pressesprecherin des Landratsamtes schreibt von Einzelfällen, zu denen aber auch zähle, "wenn zum Beispiel Kinder untereinander Gewalt ausüben".

Können die Krippenkinder im katholischen Kindergarten St. Martin bald wieder betreut werden?

Aktuell ist die Kleinkindgruppe noch geschlossen, sagt Elternbeiratsvorsitzende Veronika Endres auf Nachfrage. Es werde aber gerade versucht, für kommende Woche ein Angebot zu machen. Der Bistumssprecher Harry Luck schreibt von "einer möglichst schnellen und tragfähigen Lösung durch zusätzliches Personal und die Erweiterung bestehender Verträge".

 
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  • H. S.
    Hätte man früher reagiert, wäre die Gruppe halt früher geschlossen worden.
    Mehr aber auch nicht.
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  • I. E.
    Die Rechtsanwältin und Missbrauchsbeauftragte des Erzbistums meint noch: "Wichtig sei, dass die Gefahr einer Vorverurteilung "verhindert oder zumindest minimiert" werde. Die Anwältin schreibt: "Wir betonen auch, dass im Strafrecht der Grundsatz der Unschuldsvermutung gilt.""
    Das, was die Mainpost mit ihrem ständigen Herumrühren in der Geschichte tut, ist allerdings genau das Gegenteil: Hier ist keine ordentliche Ermittlung und auch keine Unschuldsvermutung möglich!
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  • P. K.
    Wegen annähernd nichts, eventuell auch gar nichts, werden hier drei Erzieherinnen massiv geschädigt. Geht's noch?
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  • K. S.
    Wird vielleicht am Ende so rauskommen.
    So vertreibt man Erzieherinnen effektiv.
    Muß ein Albtraum sein , wenn da nix dahinter ist
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  • H. E.
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  • H. S.
    Im nächsten Ort werden sie dann gerne eingestellt.
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