
Es gibt nicht viele Themen, die es seit nunmehr 30 Jahren verlässlich immer wieder auf die Agenda des Kitzinger Stadtrats geschafft haben – und die in all der Zeit trotzdem ein Wunschtraum geblieben sind. Die Sehnsucht nach einer Stadt- oder Veranstaltungshalle gehört definitiv dazu. Während in umliegenden Gemeinden des Landkreises solche Hallen längst Standard sind, ist in der Großen Kreisstadt noch immer jeder gut gemeinte Vorstoß abgebügelt worden oder im Sande verlaufen.
Wenigstens an Selbstkritik dazu fehlt es manchem nicht. "Ich finde es lächerlich", sagte Timo Markert (CSU) am Donnerstagabend in der Stadtratssitzung, "dass Kitzingen es nicht geschafft hat, so etwas hinzustellen. Jedes Dorf um uns herum hat seine Veranstaltungshalle. Und wir müssten aus Prestigegründen eigentlich die größte haben." Eigentlich. Immerhin zeichnet sich in der schier endlosen Geschichte jetzt eine Lösung ab.
Um eine Kitzinger Stadthalle ranken sich Pleiten, Pech und Pannen
Das Ringen um eine Veranstaltungshalle in Kitzingen ist eine Geschichte voller Pleiten, Pech und Pannen. Anfang der 1990er-Jahre präsentierte der damalige Oberbürgermeister Erwin Rumpel dem Stadtrat die ehrgeizigen Pläne eines Investors für Hotel, Yachthafen und Stadthalle, vereint auf einem Grundstück neben der B8 in Etwashausen. Dann kam ein massives Hochwasser, und mit ihm gingen die Träume von einer Stadthalle unter. Später kam eine große Mehrzweckhalle im Deusterpark ins Spiel; sie scheiterte an den Kosten und an möglichen Lärmproblemen.

Fast zur gleichen Zeit gab es die Idee, den Hangar des US-Flugplatzes als Stadthalle herzunehmen. Eigentümer Markus Blum zeigte sich aufgeschlossen, der heutige OB Stefan Güntner (CSU) im Frühjahr 2018 begeistert. "Die Halle ist einmalig und könnte vom Ambiente her überregionalen Kultstatus erlangen", so Güntner damals. Im Gespräch war, dass sich die Stadt für zwei Jahrzehnte einkauft: mit jeweils zehn Veranstaltungen und 45.000 Euro im Jahr. Dem Stadtrat ging das zu weit.
Stets in der Schublade lagen in all den Jahren die Pläne für die Florian-Geyer-Halle. Sie waren der Evergreen und wurden immer dann herausgezogen, wenn gerade mal wieder eine Lösung geplatzt war. Auch jetzt kommen diese Pläne wieder auf den Tisch. Bisher galt die 1935 erbaute Halle nach der Versammlungsstättenverordnung als reine Sporthalle, Veranstaltungen waren dort nur vereinzelt möglich – mittels Ausnahmegenehmigung des jeweiligen OB wie im Februar 2020 bei der KiKaG-Sitzung mit Markus Söder. Dies hängt mit Vorgaben des Brandschutzes, aber auch mit fehlenden Toiletten zusammen. "Grenzwertig" sei das alles gewesen, sagt Güntner heute. Heißt: Es durfte nichts passieren. Jetzt soll mit dieser Gratwanderung Schluss sein. Der Stadtrat hat am Donnerstag beschlossen, aus der Zwischenlösung, wie sie noch 2019 angedacht war, eine Dauerlösung zu machen und die Florian-Geyer-Halle zu ertüchtigen.
Mit dem Upgrade erfüllt die Halle wenigstens den Mindeststandard
Doch auch diese Sache hat einen Haken: Weil es schon in der Vergangenheit Lärmbeschwerden gab, sind maximal zehn Veranstaltungen im Jahr vorgesehen, höchstens 600 Menschen dürfen pro Veranstaltung in die Halle. Zudem gibt es kaum Parkplätze in der Umgebung, und die bisher veranschlagten Gelder reichen bei weitem nicht. 300.000 Euro hatte die Stadt für das Upgrade vorgesehen – damit sollte wenigstens der Mindeststandard für Veranstaltungen erreicht werden. Inzwischen ist klar: Es braucht weitere 520.000 Euro, um die vom Gesetzgeber geforderten zusätzlichen Toiletten zu schaffen, das Foyer zu erweitern und notwendige Brandschutzkonzepte zu erstellen. Es ist der "kleinste gemeinsame Nenner", wie Andreas Moser (CSU) sagte. Und doch barg auch diese Lösung gewisse Sprengkraft.

Eine "Kostensteigerung von 270 Prozent" geißelte Jens Pauluhn (ÖDP). Gisela Kramer-Grünwald (Grüne) meinte: "Wir haben keine Gelddruckmaschine." Die Prioritäten der Stadt sollten woanders liegen, etwa auf der Schaffung dringend benötigten Wohnraums. Und Andrea Schmidt (Grüne) bat zu überlegen, ob das Dekanatszentrum "nicht die bessere Veranstaltungshalle" wäre. Baulich nicht umzusetzen, hieß es, und viel zu teuer. "Wir kriegen für relativ wenig Geld eine Halle, die sich für Veranstaltungen eignet", sagte Stephan Küntzer (CSU). Wichtig auch, um "touristische Highlights" wie die Faschingssitzungen der KiKaG nicht an andere Orte zu verlieren. Wolfgang Popp (KIK) bezweifelte, dass die 800.000 Euro reichen werden, um den Ansprüchen an eine Veranstaltungshalle gerecht zu werden. Was Bauamtschef Oliver Graumann umgehend mit der Aussage konterte, das seien belastbare und seriöse Zahlen.
Den "Fehler" bei der Deusterhalle will die Stadt jetzt ausmerzen
Auch Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU) sprach sich für den Ausbau der Florian-Geyer-Halle aus. Den "Fehler", den der Stadtrat bei der Deusterhalle gemacht habe, indem er eine Mehrzwecknutzung ausgeschlossen habe, könne man jetzt "heilen". Und: "Jede andere Lösung würde Millionen verschlingen." So wird Kitzingen nach mehr als 30 Jahren doch noch seine Veranstaltungshalle bekommen. Die Abstimmung im Stadtrat fiel mit 25:3 deutlich aus. Popp bat, bei der Sanierung auch die bislang miserable Akustik im Blick zu behalten. "Das ist der Florian-Geyer-Hall. Der wirkt noch nach aus dem Bauernkrieg." Der Humor scheint manchem trotz des jahrzehntelangen Trauerspiels noch nicht verloren gegangen zu sein.
Wenn 3 davon auf die KiKaG entfallen bleibt nicht mehr viel um überregional Bedeutung zu erlangen.
Schade das die Stadt nicht die 10 Millionen € des Auf dem Platz daneben zu errichtenden Haus der Familie… dazu mit verwendet eine richtige Halle ohne die vorprogrammierten Probleme (Lärm, Akkustik, Parken, Veranstaltungshäufigkeit) zu bauen.