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Kitzingen
Mit Hochdruck und Hingabe: Das A-3-Ausbau-Wunder und warum bei der größten deutschen Autobahnbaustelle vieles einfach klappt
Im Mai 2020 startete der Ausbau der A3 zwischen Biebelried und Fürth. Mit einer großen Frage: Lassen sich in fünf Jahren 76 Kilometer ausbauen? Die Antwort: ein klares Ja.
Die Hochdruck-Baustelle: So sah es im September bei Mainsondheim aus.
Foto: Silvia Gralla | Die Hochdruck-Baustelle: So sah es im September bei Mainsondheim aus.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 04.01.2025 02:36 Uhr

Ein Wunder. Genau das ist es. Genau ein Jahr noch, dann ist der A-3-Ausbau zwischen Biebelried und Erlangen geschafft. Alles schick, alles neu. Durchgehend sechs Streifen. Man könnte durchaus von einem Wunder sprechen. 76 Kilometer. 89 neue Bauwerke, darunter zwei Großbrücken über das Aurachtal mit 295 Metern und im Aischgrund mit 127 Metern. Dazu zwei Grünbrücken für Tiere bei Wiesentheid und bei Erlangen. Täglich sind bis zu 1000 Menschen am Werk. Diese verbauen – ebenfalls täglich – bis zu einer Million Euro. Mehr Wunder, noch dazu in der heutigen Stillstand-Zeit, geht kaum.

Das Wunder erklärt sich zu einem großen Teil damit, dass die öffentliche Hand aus dem Spiel ist. Hinter der Ausbau-Wucht steckt  das mit Abstand größte ÖPP Infrastrukturprojekt in Deutschland. Das bedeutet: Der Ausbau erfolgt über eine Öffentlich-Private Partnerschaft, also das Zusammenspiel von öffentlichem Auftraggeber, dem Staat, und privaten Auftragnehmern.

So kam es zur A3 Nordbayern GmbH & Co. KG. Dahinter verbirgt sich eine Projektgesellschaft, die 50:50 aus den Gesellschaftern Eiffage (Frankreich) und Johann Bunte (Deutschland) besteht. Geschäftsführer ist Thomas Schwenzer, der seine Zuhörer regelmäßig in Staunen versetzt, wenn er von dem Projekt berichtet. So wie kürzlich in Dettelbach vor dem Regionalausschuss der IHK Würzburg-Schweinfurt.

Nie dagewesene Dimensionen

Deren Mitglieder schlackerten teilweise mit den Ohren, als Schwenzer über die nie dagewesenen Dimensionen sprach. Da ist die Bausumme von etwa 1,5 Milliarden Euro. Diese wird zu 50 Prozent durch die Gesellschafter vorfinanziert. Die Projektgesellschaft erbringt alle Leistungen aus einer Hand – was die Beschleunigung bringt. Neben Planung und Bau geht es anschließend auch noch um Betrieb und Erhalt. Insgesamt 30 Jahre hält das Konsortium die Fäden in der Hand, danach übernimmt der Staat wieder.

Während die Planung schon vor über zehn Jahren begann, ist die Bauzeit auf fünf Jahre festgezurrt. Start war im Mai 2020. Geplante Fertigstellung ist Ende 2025 – und dabei wird es auch bleiben, wie Schwenzer bei der IHK-Veranstaltung versprach. Das in acht Bauabschnitte unterteilte Projekt wird also – trotz aller Widrigkeiten wie Corona, Lieferengpässen und Fachkräftemangel – genau zum geplanten Zeitpunkt fertig.

Eine durch und durch erstaunliche Punktlandung

Die Punktlandung ist um so erstaunlicher, weil zu den 76 Kilometern und Dutzenden Brücken und Unterführungen auch noch 60 Kilometer nachgeordnete Straßen mit acht Anschlussstellen kommen. Dazu neue Parkplätze. Dazu eine durchgehende Einzäunung. Dazu 137.000 Quadratmeter Lärmschutzwände. Dazu 76 Kilometer Leitplanken in die eine und 76 Kilometer Leitplanken in die andere Richtung. Dazu die Beschilderung, sämtliche Betriebstechnik wie Zählschleifen. Und ganz am Ende noch die Markierungen.

Thomas Schwenzer, Geschäftsführer des A-3-Konsortiums (rechts), erstaunte den Kitzinger IHK-Ausschuss bei der Herbsttagung in Dettelbach mit seinem Vortrag über den A-3-Ausbau.
Foto: Radu Ferendino | Thomas Schwenzer, Geschäftsführer des A-3-Konsortiums (rechts), erstaunte den Kitzinger IHK-Ausschuss bei der Herbsttagung in Dettelbach mit seinem Vortrag über den A-3-Ausbau.

Ist es dann Ende 2025 vollbracht, zeichnet das Konsortium weitere 25 Jahre für den Abschnitt verantwortlich – samt eigener Autobahnmeisterei. In diesen Jahren fließt dann auch nach und nach das vorgestreckte Geld vom Bundeshaushalt an das Konsortium zurück.

Eine neue Baustellen-Dimension: Die A3 bei Mainsondheim im vergangenen September.
Foto: Silvia Gralla | Eine neue Baustellen-Dimension: Die A3 bei Mainsondheim im vergangenen September.

Dass sich die Wirtschaft nach quälender Dauerbaustellen-Jahren auf die Fertigstellung freut, war auch bei dem Treffen in Dettelbach nicht zu überhören. Die größte Autobahn-Baustelle Deutschlands brachte einiges an Entbehrungen mit sich. Eine Belastungsprobe, das Nadelöhr von Nord nach Süd kostete Nerven. Engpass reihte sich an Engpass, teilweise wurde zeitgleich auf fast 50 Kilometern gebaut. Dazu immer wieder Vollsperrungen über Nacht.

Auch die Raststätten, wie hier in Haidt, bekommen teilweise ein ganz neues Gesicht.
Foto: Silvia Gralla | Auch die Raststätten, wie hier in Haidt, bekommen teilweise ein ganz neues Gesicht.

Was die Kosten anbelangt, fiel irgendwann im Frühsommer eine magische Grenze: Im Juni war eine Milliarde Euro verbaut. Dass das Material dafür nie ausging, lag an einer ausgeklügelte Beschaffungsstrategie. Jahre vorher wurden Verträge abgeschlossen.

Der Nachschub rollte, ein Totalausfall wurde vermieden

Die frühzeitige Bestellung zahlte sich dann beim Bau aus: Es gab hier und da – wie heutzutage eigentlich überall – Verzögerungen. Ein Totalausfall aber konnte vermieden werden.

137.000 Quadratmeter Lärmschutzwände  gilt es – wie hier bei Atzhausen – zu bauen.
Foto: Silvia Gralla | 137.000 Quadratmeter Lärmschutzwände  gilt es – wie hier bei Atzhausen – zu bauen.

Fast wie nebenbei wurden zwei neue Park- und Rastanlagen mit WC-Gebäude aus dem Boden gestampft: der „Obersambacher Wald“ und der „Dreifrankenstein“. Dazu kommt die Erweiterung der Tank- und Rastanlage Steigerwald. Insgesamt werden rund 360 neue Lkw-Stellplätze geschaffen. 

Eine Großbaustelle in der Großbaustelle: Die A-3 Auffahrt Kitzingen/Schwarzach im September.
Foto: Silvia Gralla | Eine Großbaustelle in der Großbaustelle: Die A-3 Auffahrt Kitzingen/Schwarzach im September.

Wenn am 1. Mai 2050 der Bund wieder übernimmt, muss die Strecke in einem vertraglich definierten Zustand sein. Gerade die Fahrbahnoberfläche wird wohl noch einmal erneuert werden müssen. Vor allem der mancherorts verbaute offenporige „Flüsterasphalt“ hat beispielsweise eine deutlich kürzere Lebensdauer als der Asphaltbelag der übrigen Strecke. Es wird also eine geordnete Übergabe stattfinden – wie sich das für Wunder gehört.

 
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  • Peter Koch
    Ich verstehe manche Mitbürger nicht.
    Da funktioniert mal was nach Plan und trotzdem taugt es einigen nicht.
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  • Stefan Schneider
    So sind se halt 😂😂
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  • Bernhard Schebler
    In Katar baut man das in der Hälfte der Zeit, aber mitten in der Stadt.
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  • Ilse Ludwig
    Fragen Sie da mal die Arbeiter zu welchen Bedingungen. Wie sagte schon der Selige Herr Beckenbauer...Ich hab keine Sklaven da gesehen...
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  • Frank Duckstein
    PPP ist gewöhnlich eine besonders teure Finanzierung.
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  • Christian Hofmann
    Klingt nach einer Stammtischparole.
    Ist das eine freie These oder gibt es dazu in der Gesamtbetrachtung wissenschaftliche Zahlen und Fakten?
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  • Jo Schmitt
    sowas würde ich 'mal gerne bei der Bahn forciert sehen ...
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  • Herbert Stapff
    Wie lange hat der Autobahnbau Würzburg-Aschaffenburg gedauert und wie lange der von Würzburg nach Nürnberg?
    Sind Behörden noch geeignet, Baustellen zu organisieren? Sie haben kein Interesse an wirtschaftlichem und zügigen Bauen. Es ist ihnen egal, was es kostet, denn sie ist nicht ihr Geld. Sie erfinden ständig neue Vorschriften oder weiten sie aus, um sich selbst zu beschäftigen und begründen dann damit ihr eigens Versagen. Wie sähen unsere Straßen, unsere Infrastruktur, unsere Wohnhäuser aus, wenn diese Baumaßnahmen in Unternehmerhänden liegen würden?
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  • Ingrid Krapf
    Also Indien baut 30km Autobahn am Tag, das ist eine Leistung !!!

    An der A3 Frankfurt-Nürnberg wird scho seit ich denken kann gebaut,
    Und wenn se dann 2025 fertig sind können se hinten wieder anfangen!!!!
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  • Christian Hofmann
    Äpfel und Birnen ;-)

    In Deutschland erfolgt der Ausbau bei laufendem Betrieb und vor allen Dingen: Arbeitsschutz wird eingehalten und Menschenrechte bleiben gewahrt.
    Indien: 19 Tote bei Unfall mit Kran für einen Brückenbau, 40 verschüttete Bauarbeiter in einem Straßentunnel,…
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  • Stefanie Träger
    Ach da werden sicher Nachforderungen der Baufirmen kommen…
    Plötzlich kostet es dann extra den Flüsterasphalt zu tauschen…übrigens voraussichtlich in weniger als 10 Jahren…so war es jedenfalls bei AB…

    Trotzdem von aussen betrachtet eine super Planung, parallele Ausführung und Logistik

    A.Träger
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  • Marc Stürmer
    Tja, so kann es gehen, wenn die zuständigen Behörden genügend Personal haben! Nur haben die meisten nicht mehr genügend davon...

    Und dann kommt dazu das leidige Thema vom europaweiten Ausschreiben der Baustellen. Auch das erzeugt ungeheuer viel Probleme, liegt aber an der EU.
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  • Peter Koch
    Was soll das Gejammer? Hier funktioniert es doch auch mit den europaweiten Ausschreibungen. Anscheinend organisieren Profis diese Baustelle und nicht Sesself.....
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  • Mirko Gasparovic
    Ja was nun? Erst vor 7 Tagen ein Bericht wie verantwortungslos so eine 76 km lange Dauerbaustelle ist und man nur auf einen schweren Unfall warten musste zu welchem die Rettungskräfte nicht gelangen und nun ein Loblied auf die 76 km lange Dauerbaustelle?
    So ganz ohne Referenz auf den vorhergehenden Artikel um beide Seiten zu zeigen wirkt das hier wie eine als Artikel geschaltete Werbeanzeige der Autobahn AG.
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  • Peter Koch
    Aufgeblasen wurde das Unfallthema von einem Redakteur der wohl besser bei der größten deutschen Tageszeitung aufgehoben wäre.
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  • Paul Schüpfer
    Gut, dass man hier sehen kann was geht, wenn Politiker nicht dauernd dazwischenfunken.
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