
Der Hausherr war gekommen und hielt mit seiner Gattin Hof. Direkt am Eingang des Iphöfer Rentamts standen Baldwin und Inge Knauf und hießen die Gäste willkommen, die an diesem Abend der Reihe nach eintrafen. Seit Jahrzehnten begegnen sich Iphofens Stadträte zum Ausklang des Jahres noch einmal in Feststimmung unterm Tannenbaum, und statt Trübsal bläst Bürgermeister Dieter Lenzer mit seiner Combo bei diesem Anlass neuerdings schmissige Weihnachtslieder. "Bravo!", ruft der Hausherr nach dem letzten Stück.
Lenzer hat dann zwar einige schwere Botschaften im Gepäck – an der düsteren Weltlage kommt auch ein Iphöfer Bürgermeister nicht vorbei. Aber zwischen Erderwärmung, Flüchtlingskrise, Kriegen und der überall ausufernden Bürokratie verstecken sich – wie die Kerzen auf den Tischen – kleine Lichter der Hoffnung und der Zuversicht.
Blickt Lenzer auf Iphofen in der Nacht, dann ist er mitnichten um den Schlaf gebracht. Dann sieht er immer noch manches Leuchtturmprojekt wie die große Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher, die ab dem nächsten Jahr den Bereich von Schule, Karl-Knauf-Halle und Hallenbad mit Solarstrom versorgen soll. Und er sieht andere Lichtpunkte, die sich eine Stadt wie Iphofen dank der Finanzkraft seines größten Gewerbesteuerzahlers immer noch leisten kann.
Knaufs Millionen beeinflussen den städtischen Haushalt
Anfang 2024, so berichtet Lenzer in seiner von wohldosiertem Optimismus getragenen Rede, habe man zwar noch eine "beachtliche Steuerrückzahlung" leisten müssen, die den Haushalt kurzzeitig in Turbulenzen brachte. Doch im Laufe des Jahres habe sich die städtische Kassenlage "entspannt". Im Herbst kam dann aus der Kämmerei die Nachricht, dass die Rücklage Ende 2023 um fast vier Millionen Euro gewachsen sei.

Auf Knauf und seine Millionen für die Stadtkasse ist also weiterhin Verlass, und doch kommt der Bürgermeister an diesem Abend nicht umhin, den Hausherrn nicht nur als leuchtendes Beispiel für die verlässlich sprudelnden Einnahmen zu zitieren. "Wir müssen mehr leisten, damit wir uns mehr leisten können", hat der Unternehmer im September in einem Exklusivgespräch mit dieser Redaktion erklärt und damit auf manche Diskussionen in der Berufswelt reagiert. Diesen Satz greift Lenzer jetzt auf, um daraus selbst eine Frage abzuleiten: "Was wollen, was können wir uns als Stadt noch leisten?"
An den "Pflichtaufgaben" wie der Feuerwehr werde die Stadt auch künftig nicht sparen. Aber andere wünschenswerte Projekte – so muss man die Botschaft wohl interpretieren – könnten durchaus auf den Prüfstand kommen. Ob dazu auch der Neubau des Hallenbads zählt, lässt Lenzer offen. Manches, so sagt er gut gelaunt, spreche er an diesem Abend nicht an, "um die weihnachtliche Stimmung nicht zu gefährden".
Neue Bauplätze in der Stadt, ein neues Gasthaus im Stadtteil
Zu den positiven Dingen, die ihm zum ausklingenden Jahr einfallen, zählen die Erschließung von gut 20 Bauplätzen im Iphöfer Osten ("Die ersten Häuser stehen"), der Umbau des jetzt barrierefreien Bahnhaltepunktes und die nach drei Baustellen-Jahren vollendete Sanierung der "Goldenen Krone" in Mönchsondheim. Dort, so der kleine Haken, warte das schmucke Gasthaus immer noch auf einen "motivierten Betreiber".
Schon dieses Projekt hat wegen seiner Gesamtkosten von vier Millionen Euro mitunter Kritik auf sich gezogen. Was die Zukunft angeht, müsse man "Umsicht walten lassen", appelliert Lenzer an seine Stadträte. "Wir müssen Kosten und Nutzen abwägen." Und an "manche Bürger" draußen sendet er die klare Botschaft, ihr Anspruchsdenken sei zu hoch. Man kennt das, schon von seinem Vorgänger. Und Baldwin Knauf, der einst schon im Stadtrat den Rotstift an manches Projekt setzte, dürfte still genickt haben.