
Der nächste Starkregen kommt bestimmt, und "davor", sagt der Mann, "graut mir schon jetzt". Er weiß, was die Wassermassen des Repperndorfer Mühlbachs im vergangenen Juni dort angerichtet haben.
Die Welle schoss auf das Kitzinger Muldenweg-Wohngebiet zu, schwappte über das dicht besiedelte Areal hinweg und ließ wenig heil. Häuser, Keller und Garagen wurden geflutet, dazu eine frisch gebaute Kita, Autos soffen ab, Existenzen standen auf dem Spiel.

Der Anwohner, der hier an einem warmen Frühlingstag mit dem Rollstuhl unterwegs ist, hat die Bilder von damals noch im Kopf. Um so mehr wundert er sich, dass die Stadtverwaltung nicht wie angekündigt mögliche Sofortmaßnahmen ergreift: das Bachbett ausbaggern und vertiefen, Durchlässe säubern – kleine Dinge, die helfen könnten, dass die nächste Welle nicht ganz so groß wird. Weiter oben, in den Weinbergen, befindet sich zudem ein Regenauffangbecken. Es ist komplett mit Schilf zugewachsen. "Ich dachte erst", sagt der Mann, "das ist ein Biotop."
Aus den Rückhaltebecken ist ein Biotop geworden
Streng genommen, sind es sogar zwei Regenrückhaltebecken. Sie seien bei der Flurbereinigung angelegt worden, um das Wasser aus den Weinbergen aufzufangen, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. "Der Unterhalt wurde in den letzten Jahrzehnten tatsächlich vernachlässigt, zumal kein entsprechender Bedarf gesehen wurde." Jetzt hätten sich dort "wertvolle Biotope" gebildet. Mit dem Landratsamt habe man besprochen, die Becken wieder in ihre ursprüngliche Funktion zu versetzen – "naturschonend", wie es heißt.

Den Bach selbst, so betont die Stadt, habe man in diesem Jahr samt Uferbereich "verstärkt" gepflegt. Dass Bachläufe ihre Uferränder ändern, sei allerdings normal und natürlich. "Die Alternative dazu wäre eine Kanalisation." Das Bachbett regelmäßig auszubaggern, widerspreche dem ökologischen Gedanken und hätte auch nur geringe Wirkung auf den Abfluss. Mit einer Begradigung erhöhe man nur die Fließgeschwindigkeit.
Die Stadt wartet auf die Ergebnisse eines Schutzkonzepts
Der Anwohner ist mit dem Rollstuhl regelmäßig auf dem Radweg Richtung Repperndorf unterwegs. Zweimal schon sei der Weg in diesem Jahr überflutet gewesen. Der Stadt sind "aus den letzten Monaten" keine solchen Fälle bekannt. "Aber auch bei Starkregenereignissen gehen bei einer Überflutung – sofern der Radweg dann überhaupt genutzt wird – keine unmittelbaren Gefahren für verantwortungsvolle Nutzer aus."
Dass der Durchlass etwas verlandet ist, habe mit dem ungünstigen Verlauf des Bachbetts und zwei fast rechtwinkligen Kurven zu tun. "Unfreiwillig" fließe dadurch bei Starkregen eher weniger Wasser in die unterhalb gelegene Wohnbebauung.
Ob andere Lösungen an dieser Stelle besser geeignet sind, will die Stadt den Ergebnissen des Sturzflutrisikomanagements entnehmen. Das Konzept soll zum Jahresende vorliegen und sei "Grundlage für etwaige Förderungen" und ein "sinnvolles Hochwassermanagement".
wenn man technische Bauwerke "einfach mal so" in Biotope umwidmet (und sich dann über die Folgen wundert).
Toll!
"Eher weniger Wasser" - das erinnert mich angesichts der Berichterstattung über die seinerzeitige Sturzflut an den blöden alten Witz, wo jemand den Wetterdienst anruft, um mitzuteilen, dass die Feuerwehr gerade anderthalb Meter leichte Bewölkung aus seinem Keller pumpt. Bleibt zu hoffen, dass das Sturzflutrisikomanagement rechtzeitig greifbare Konsequenzen nach sich zieht!
In den Niederlanden wo Land hysterisch knapp ist , werden in solchen Rückhaltzonen Freizeitanlagen, wie z. B. Sportplätze, Inlineparks und dergleichen angelegt. hier ein Beispiel aus 2015!!! https://www.detail.de/de_de/rotterdam-erstes-rueckhaltebecken-mit-aufenthaltsqualitaet-26411?srsltid=AfmBOoqmJIhKiZze0W_vCgkQS44cdpKHyzkwPCm3EBvtgqkobEqS8KEJ