
Baustellenstaub und schlaflose Nächte prägen nach dem Hochwasser in Kitzingen am 2. Juni 2024 den Alltag der Amtmanns. Acht Monate später stecken sie noch inmitten ihrer Bauarbeiten zur Beseitigung der Schäden. Es gibt noch viel zu tun. Ihr Blick in die Zukunft mit ihrem Haus am Mühlbach ist eher düster.
Die Adlers sind schon fertig – zurück in der Normalität, die Betriebsräume der WSG Bädergalerie im Untergeschoss wieder eröffnet. Sie sind nicht nur glücklich über die schöneren Räume, sondern auch davon überzeugt, dass sie ein ähnliches Schicksal nicht noch einmal ereilt.
Acht Monate nachdem in Kitzingen der Mühlbach und der Esbach über ihr Bachbett getreten sind und unzählige Keller geflutet und Häuser verwüstet haben, geht es bei den Familien Stück für Stück in Richtung Normalität. Ihre Gefühlswelt könnte allerdings nicht gegensätzlicher aussehen.
Barbara Amtmann und Meinolf Schmidt-Amtmann von der Hebammen-Praxis Amtmann: "Wir fühlen uns wie im Gefängnis in unserem Haus"

Beim Betreten des Hauses der Amtmanns ist von Normalität noch nicht viel zu sehen. Im Flur stehen Eimer, Kisten, Werkzeug. Im Wohnzimmer ist es auch ungewöhnlich beengt. Meinolf Schmidt-Amtmann sitzt zwischen Sofa und Kücheninsel an seinem Schreibtisch, der vorher der Esstisch war. Sein Büro hatte er zuvor im Keller, doch da ist jetzt eine Baustelle – Rohbau.
"Jetzt ist der Moment, in dem man langsam sieht, dass es wieder wird wie zuvor", sagt Barbara Amtmann. Im Keller sind gerade die Handwerker zugange: Sie verlegen Kabel und Leitungen; bald ist der Fußboden dran. Es geht voran!
Auf fast 100.000 Euro belaufen sich die Reparaturkosten, schätzt Schmidt-Amtmann. Die Hälfte der Arbeiten sei erledigt, und trotzdem habe man noch viel vor sich. Die Wohnsituation sei unter diesen Umständen belastend, die anhaltenden Aufgaben rund um den Wiederaufbau zehrend.

"Man hat keine Zeit, depressiv zu werden", sagt Schmidt-Amtmann. Bis Dezember 2024 sei man zeitlich "heftig in Anspruch" genommen worden. "Die ersten drei Tage nach dem Unwetter haben wir kaum geschlafen", erinnert er sich. Das hat sich bis heute nicht geändert, ergänzt seine Frau: "Wir haben Schlafstörungen wie die Sau." Permanent schwirre der Gedanke im Kopf herum: "Morgen kann es wieder passieren."
"Wir haben Angst, in den Urlaub zu fahren", sagt Schmidt-Amtmann. "Wir fühlen uns wie im Gefängnis hier in unserem Haus, wir können nicht weg." Zu groß sei die Angst, nicht vor Ort zu sein, sollte es noch einmal so regnen. Wenn das wieder passiere, dann sei das Haus durch, sagen beide.
Trotz all der Fortschritte und der allmählichen Beruhigung der Situation "sind die Ängste da" und überlagern alles, sagen Amtmann und Schmidt-Amtmann. "Unser Muldenweg wird immer vergessen. Wir sind also die ersten, die wieder betroffen sind."
Simone Adler von der WSG Bädergalerie: "Es ist schöner geworden als je zuvor"

Erleichtert und sehr optimistisch blickt man bei der Familie Adler, die die Bädergalerie in Kitzingen betreibt, in die Zukunft. "Es gibt ja keinen Schuldigen, man muss es so annehmen", findet Simone Adler. "Man geht ja daran zu Grunde, wenn man zu lange darüber grübelt."
Pünktlich vor Weihnachten und nach einer nervenaufreibenden Zeit mit einem "Wechselbad der Gefühle" und dem "Familienleben auf Sparflamme" ist alles fertig geworden. Die Reparatur – und Umbauarbeiten sind bei den Adlers abgeschlossen, und sie haben laut Adler endlich Zeit, um "zu regenerieren und uns wieder in der Familien gegenseitig zu finden".

"Neues Jahr, neues Glück", sagt Adler mit breitem Grinsen auf dem Gesicht. Im Januar konnten sie die unteren Räume, die vor acht Monaten geflutet wurden, wieder eröffnen. "Es ist schöner geworden als je zuvor", staunt die 45-Jährige. "Und die Unterstützung von allen Seiten war unglaublich, überwältigend", betont sie.
Außerdem habe der Betrieb zuvor "so gut gewirtschaftet", dass Geld da war, um grundlegende Umbauten zu finanzieren. In Zukunft könne das Gelände einem ähnlichen Starkregenereignis besser trotzen. Knapp eine Million Euro seien in den Ausbau geflossen.

Direkt nach dem Hochwasser überlegte die Familie, wie man es besser machen könnte. Wo vorher eine Tür war, ist jetzt ein Fenster. Eine druckdichte Tür lässt in Zukunft kein Wasser mehr ins Innere. Und alle Fenster an der gefährdeten Seite habe man höher gesetzt.
"Das Ziel ist, dass wir bis zu 1,30 Meter hochwasserdicht und geschützt sind." 1,90 Meter hoch stieg das Wasser im Juni 2024. "Doch das passiert nicht nochmal", davon ist sie fest überzeugt. "Das war ein Jahrhunderthochwasser und kommt nicht nochmal."