Maja Schmidt vom Regionalmanagement im Landratsamt kann eines ganz besonders gut: Fördertöpfe anzapfen. Fast von Anfang an war sie für das Leader-Projekt zuständig. Was sich hinter Leader verbirgt, was in dieser Zeit alles passiert ist und wie man auch heute noch an finanzielle Unterstützung kommt, sagt sie in den Freitags-Fragen.
Maja Schmidt: Ich habe tatsächlich meine Diplomarbeit über das europäische Förderprogramm Leader geschrieben – das ist also schon eine ganze Weile her.
Schmidt: Es ist die Abkürzung einer französischen Beschreibung dieses Förderprogramms und könnte so übersetzt werden: 'Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft'. Das Motto in Bayern ist verständlicher: 'Bürger gestalten ihre Heimat'. Es geht darum, vor Ort mit vielen Personen und Institutionen aus unterschiedlichen Bereichen zu überlegen, was der Weiterentwicklung der Region dient und wie man das mit Projekten und gemeinsamen Aktionen erreichen kann.
Schmidt: Ich bin seit Ende 2003 am Landratsamt unter anderem für Leader zuständig und unterstütze beispielsweise die Kommunen, aber auch andere Projektträger, bei der Antragstellung.
Schmidt: Eines der ersten Projekte war 2002 der Jugendhof auf dem Schwanberg. Die vier Bungalows bieten sich an für Schullandheimaufenthalte, für Tagungen und Jugendfreizeiten. Eine Besonderheit ist die damals schon mitgedachte inklusive Einrichtung der Häuser und das Bildungsprogramm, das dazu gebucht werden kann.
Schmidt: Es sind rund 80 Förderanträge, da manche Projekte – wie die Traumrunden oder die Kanuanlegestellen der 'Gelben Welle' – aus mehreren Förderanträgen bestehen. Insgesamt sind es etwa 60 Projekte.
Schmidt: Sie entstehen teilweise im Rahmen der Zusammenarbeit mit verschiedenen Mitstreitern aus der ganzen Region. Oft entsteht eine Projektidee auch bei Kommunen oder Vereinen.
Schmidt: Einige Projekte konnten im Anschluss an eine Förderung nicht fortgeführt werden. Das sind vor allem größere Netzwerkprojekte, bei welchen wir ein Partner unter vielen waren. Vor etlichen Jahren haben wir eine Videowerkstatt gefördert, die auch funktioniert hat, aber dann von der technischen Entwicklung überholt wurde. Im Großen und Ganzen sind die meisten der Projekte von Dauer.
Schmidt: Wir haben rund sieben Millionen Euro in den vergangenen Jahren für die Weiterentwicklung des Kitzinger Landes einwerben können. Von kleinen Maßnahmen mit wenigen tausend Euro Zuschuss, bis hin zu Großprojekten wie das „Haus für Jugend und Familie“ in Kitzingen mit einer Million Euro, das gerade entsteht. Oder auch das Kultur- und Kommunikationszentrum Dettelbach: Dafür gab es rund 1,5 Millionen Euro.
Schmidt: Meistens sind es europäische Fördergelder, manchmal stockt der Freistaat Bayern noch auf.
Schmidt: Herausragend ist die Vernetzung, die durch viele Projekte in der Region entstanden ist, wie die Zusammenarbeit der Kommunen, Touristiker und Wegewarte im Rahmen der Traumrunden. Ebenso herausragend ist das ehrenamtliche Engagement, das hinter etlichen Projekten steckt. Besonders schön finde ich auch, dass wir im Laufe der Jahre viele touristische Projekte umsetzen konnten, mit denen auch tolle neue Freizeitmöglichkeiten für die Einheimischen geschaffen wurden. Hervorzuheben ist zudem, dass bei der Einrichtung des Kulturzentrums Deutsche Fastnachtakademie auch finanzielle Unterstützung aus rund 20 anderen Leader-Regionen in ganz Nordbayern eingeflossen ist.
Schmidt: Das ist unterschiedlich. Manche Projekte sind schnell umzusetzen. Manchmal dauert es länger, weil konzeptionelle Vorarbeiten nötig sind. Außerdem versuche ich gemeinsam mit dem Projektträger, auch die Kombination von mehreren Förderprogrammen zu erreichen. Meist lohnen sich die Mühe und die Geduld!
Schmidt: Aktuell können bei Leader keine Anträge eingereicht werden. Wir haben im Juli die Bewerbung des Kitzinger Landes für die Jahre 2023 bis 2027 eingereicht und müssen uns gedulden bis zum Frühjahr 2023. Diese Zeit können wir nutzen, um zu verschiedenen Projektideen weiter zu sondieren.
Schmidt: Wir haben anlässlich des Jubiläums ein Programm zusammengestellt. Die Veranstaltungen reichen von Schnupperflügen mit dem geförderten Lehrflugzeug über diverse Angebote in Museen bis hin zu Aktivitäten in der Natur, wie beispielsweise einer Führung auf dem Waldumbauweg in Wiesentheid zusammen mit einer Försterin. Am 23. Oktober kann das Kultur- und Kommunikationszentrum in Dettelbach – eine gelungene Kombination von Tourist-Info, Vinothek, Bücherei, Museum und Treffpunkt in der Dettelbacher Altstadt – bei einer Führung erkundet werden, abgerundet mit einem Wein in der Vinothek. Und die Naturschützer des Landratsamts haben am 26. Oktober eine Führung an der Mainschleife vorbereitet, die sich auch für Familien eignet.
Schmidt: Auf der Internetseite unter regionalmanagement.kitzingen.de und ein Programmflyer liegt auch in vielen Rathäusern aus.
Schmidt: Neben den größeren Förderanträgen gibt es die Möglichkeit, bürgerschaftliches Engagement über ein vereinfachtes Antragsverfahren mit bis zu 2500 Euro zu unterstützen. Auch hier haben engagierte Gruppen und Vereine in den letzten Jahren tolle Maßnahmen umgesetzt: der erste Bärlesweg in Mainbernheim, ein Dorftreffpunkt in Unterickelsheim, der temporäre Kunstweg „Wasser Marsch“ in Mainstockheim oder das Angebot eines monatlichen gemeinsamen Mittagstischs für Senioren in Brück, um nur einige zu nennen. Für solche ehrenamtlichen Aktivitäten sind noch finanzielle Mittel da und Interessierte, die erste Ideen haben, können sich gerne bei mir melden!