Da staunten die Kitzinger Bürger nicht schlecht: Durch die Fußgängerzone schritten zwei große Pferde. Und darauf saßen zwei Polizistinnen. "Filmaufnahmen für die Sendung Versteckte Kamera", lautete die erste Reaktion eines Kitzingers, als er das sah. Oder etwa doch eine ausgefallene Idee für einen Junggesellinenabschied? – "Alles falsch", sagt dazu der Kitzinger Polizeichef Markus Hack. "Hier handelt es sich um eine neue Ausrichtung der Polizei im "Präsenz- und Kontakteinsatz", wie es in der Amtssprache heißt.
Das bisherige Konzept der Fußstreife soll ausgebaut werden. Man habe erkannt, dass der Kontakt zum Bürger "aus dem Funkstreifenwagen heraus" nicht optimal gehalten werden könne. Deswegen suche die Polizei durch persönliches Auftreten und Ansprechen die Begegnung mit den Bürgern. "Wir brauchen das Gespräch mit dem Bürger", betont der Polizeidirektor.
"Hierbei erlangen wir Informationen, die für die allgemeine Sicherheitslage eventuell wichtig sein können. Daher wurde auch die seit Jahren gut funktionierende Einheit der Sicherheitswacht personell aufgestockt", erklärt Hack. Das sei "ein wichtiger Punkt in unserer polizeilichen Strategie".
Nun ist es allerdings nicht so, dass die Kitzinger Polizei zwei Pferde angeschafft hätte. Die Reiterinnen kommen von der Nürnberger Polizeireiterstaffel, die für den gesamten nordbayerischen Raum zuständig ist und bei besonderen Lagen von den Polizeidienststellen angefordert werden kann. "Wir sind in der Lage, mit unseren Pferden das gesamte polizeispezifische Programm abzudecken", erklärt Polizeireiterin Silvia Diebel. Angefangen von reiner Streifentätigkit bis hin zum Einschreiten bei gewalttätigen Menschenansammlungen.
Schicke Uniformen als Radlerdress
Was aber bei der Kitzinger Polizei neu beschafft wurde, sind zwei Polizeifahrräder mit Elektromotor (Pedelecs) und die dazugehörige, den Polizeifarben angepasste, moderne Radlerkleidung. Die Polizeihauptmeisterinnen Simone Zschätzsch und Sabine Diener sind für die Radstreife zuständig und sozusagen die ersten radelnden Polizisten bei der Kitzinger Polizei. Am Wochenende waren sie erst das zweite Mal auf ihren Rädern unterwegs. Noch befinden sie sich auf Testfahrt.
Doch schon dabei mussten sie eingreifen: In der Fußgängerzone bemerkten sie einen handgreiflichen Streit. Ein Fußgänger hatte einen Radler anscheinend absichtlich zu Fall gebracht, weil dieser angeblich zu schnell an ihm vorbeigefahren sei. Daraus entwickelte sich eine größere Auseinandersetzung. Die Polizistinnen gingen sofort dazwischen, trennten die Streithähne und protokollieren den Vorfall für eine Anzeige. "Genau so muss es sein", beurteilt Polizeichef Hack zufrieden diesen Vorgang im Nachhinein.
Stadtpolitik von neuer Idee begeistert
Später trafen sich am Bleichwasen alle eingesetzten Polizeikräfte sowie Oberbürgermeister Stefan Güntner mit einigen Stadträten zu einem gemeinsamen Gespräch. Die Stadtoberen waren begeistert von den Ideen der Kitzinger Polizei und der OB betonte, dass dieses polizeiliche Auftreten mit Pferden und radelnden Polizisten bei ihm, seinen Kollegen und bestimmt auch in der Bevölkerung einen großen, positiven Eindruck hinterlassen habe. Und auch die Bürger hatten etwas Neues wahrgenommen, wie ein Zuschauer schmunzelnd feststellte: "Die Sicherheit ist in Kitzingen fest in weiblicher Hand."