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Kitzingen
Leerstand in Innenstädten: Diese 4 Traditionsgeschäfte in Kitzingen behaupten sich gegen die Krise im Einzelhandel
Optik, Mode oder Schmuck: Vier langjährige Einzelhändler erzählen, wie sie ihr Geschäft dem drohenden Leerstand entziehen – und warum die Kundschaft ihnen die Treue hält.
Blick in die Kitzinger Fußgängerzone: Immer noch gibt es dort eine Auswahl von Läden, die sich kreativ gegen die Krise des Einzelhandels stemmt.
Foto: Andreas Brachs | Blick in die Kitzinger Fußgängerzone: Immer noch gibt es dort eine Auswahl von Läden, die sich kreativ gegen die Krise des Einzelhandels stemmt.
Julia Graber
 und  Laurens Emmerich
 |  aktualisiert: 27.08.2024 02:41 Uhr

Der eine verkauft Brillen, der nächste Schmuck, und zwei andere vertreiben Mode. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind alle noch da. Obwohl Kitzingens Einzelhandel mit viel Leerstand zu kämpfen hat, gibt es auch Traditionsgeschäfte, die seit Jahrzehnten wichtige Nahversorger sind. Sie bieten ihren Kundinnen und Kunden Beratung und Qualität vor Ort. Eine Auswahl von vier Geschäften, die sich erfolgreich in der Kreisstadt behaupten.

1. Stefanie und Gerald Zörner (Frankonia Hören Sehen): seit 30 Jahren in Kitzingen

Stefanie Zörner und Gerald Zörner stehen in ihrem Laden, der sich seit über 30 Jahren in der Kitzinger Innenstadt befindet.
Foto: Julia Graber | Stefanie Zörner und Gerald Zörner stehen in ihrem Laden, der sich seit über 30 Jahren in der Kitzinger Innenstadt befindet.

Frankonia sieht seine Stärken in der kundennahen Betreuung und der modernen technischen Ausstattung. "Wir setzen konstant auf Qualität", beteuert Gerald Zörner. 60 Prozent seiner Kundinnen und Kunden stammen aus Kitzingen, manche kämen auch von weiter her. Sie schätzen laut Zörner, dass sich sein elfköpfiges Frankonia-Team Zeit für sie nimmt. "Die ältere Kundschaft verbringt ein bis zwei Stunden bei uns."

Ihre Expertise holt sich die Frankonia-Belegschaft über Praktika, Ausbildungen und Schulungen, etwa bei Augenärzten. Auf zwei Dinge ist Zörner besonders stolz: dass sein Team die Brillengläser der Kundinnen und Kunden noch selber schleift und seit über zehn Jahren auch eine Augenanamnese anbietet. "Das heißt, wir machen eine Augendruckmessung und eine Netzhautaufnahme." Die Daten werden an einen Augenarzt weitergeleitet, der dann einen Bericht zurücksendet.

Mit dieser wichtigen Dienstleistung könne Frankonia den Menschen rechtzeitig helfen. "Wenn ich ein Netzhautbild mache und ein Problem sehe, dann schicke ich den Kunden sofort in die Klinik und kann so sein Augenlicht retten", erzählt Zörner. "Diesen Fall", so ergänzt Stefanie Zörner, "hatten wir hier wirklich schon."

2. Detlev und Dominik Bachmann von Otto Mode: seit 125 Jahren in Kitzingen

Detlev Bachmann und sein Sohn Dominik betreiben mit ihrem Team den Herrenausstatter Otto in der Kaiserstraße.
Foto: Laurens Emmerich | Detlev Bachmann und sein Sohn Dominik betreiben mit ihrem Team den Herrenausstatter Otto in der Kaiserstraße.

Detlev Bachmann und sein Sohn Dominik setzen beim Herrenausstatter Otto auf enge Kundenbindung. "80 Prozent unserer Kunden sind Stammkunden. Und unser Kundenstamm reicht bis nach Würzburg", sagt Geschäftsführer Detlev Bachmann.

Mit Dienstleistungen wie einer eigenen Änderungsschneiderei im Haus hebt Otto sich hervor. Die Kunden schätzen das vom Chef entwickelte Ausleihverfahren, um Kleidung außer Haus anprobieren zu können. "Der Kunde nimmt einige Stücke mit nach Hause, bringt die Dinge zurück, die er nicht möchte, und zahlt die Ware, die er behält", erklärt Bachmann. Dieses System verhindere Spontankäufe, ganz im Sinne von Nachhaltigkeit. Weiterer Pluspunkt: "Für unsere Kunden nehmen wir uns gerne Zeit. Da kann es schon mal ein bis zwei Stunden dauern, bis das Passende gefunden ist", erklärt der Inhaber.

Seit sechs Jahren umfasst Ottos Sortiment auch Herrenschuhe. "Meistens ist es ja so: Unsere Kunden kommen zu uns und möchten das Geschäft mit einem vollständigen Outfit wieder verlassen. Bei uns gibt es alles unter einem Dach", sagt der Geschäftsführer. Bachmann hat mit verschiedenen Schuhgeschäften in der Stadt abgesprochen, welche Schuhe er in seinem Sortiment anbietet. "Warum sollten wir uns unnötig doppeln?"

3. Sandra Dostal und Stephanie Gloos (Fashion Point): seit über 40 Jahren in Kitzingen

Inhaberin Sandra Dostal (links) und Stephanie Gloos verkaufen im Fashion Point ausgewählte Damenmode.
Foto: Laurens Emmerich | Inhaberin Sandra Dostal (links) und Stephanie Gloos verkaufen im Fashion Point ausgewählte Damenmode.

Dass Fashion Point zu den Traditionsgeschäften in Kitzingen gehört, ist kein Geheimnis. Seit mehr als 40 Jahren bietet der Laden in der Kaiserstraße stylische Frauenmode von Kopf bis Fuß. "Unsere Chefin kauft die Ware ein", sagt Stellvertreterin Stephanie Gloos, "ist jedoch gleichzeitig auch auf der Fläche bei den Kunden und bekommt ihre Meinungen hautnah mit." So könne sie perfekt abschätzen, was gerade gefragt ist.

Die ausgewählte Ware wird von geschulten Mitarbeitern präsentiert. "Wir haben ein großartiges Team, das die Kundschaft dank unterschiedlichem Alter, Geschmack und Vorlieben individuell beraten kann", sagt Sandra Dostal.

Präsent ist Fashion Point auch auf Instagram, dem Social-Media-Kanal für jüngeres Publikum. "Wir sehen einfach, dass das Kunden zu uns bringt", erzählt die Chefin. "Ich merke genau, wenn Kunden Kleidungsstücke in der Hand haben, die ich vorher auf Instagram gezeigt habe. Das macht mich stolz und bestätigt mir, dass unsere Werbung dort etwas bringt." Die Möglichkeit, kostenlos Werbung auf Instagram zu machen, sei eine gute Option, um bei den Kunden im Kopf zu bleiben. 

4. Lothar Herbach (Juwelier und Optiker Herbach): seit 1927 in Kitzingen

Lothar Herbach führt seit 1994 das gleichnamige Juweliergeschäft in der mittlerweile vierten Generation.
Foto: Laurens Emmerich | Lothar Herbach führt seit 1994 das gleichnamige Juweliergeschäft in der mittlerweile vierten Generation.

Herbach Juwelier und Optiker ist ein bekannter Name in der Kitzinger Innenstadt. "Unsere Stärken sind vor allem die Dienstleistungen für den Kunden, besonders aber die Modernisierungen durch meinen Sohn Fabian", erzählt Geschäftsführer Lothar Herbach. "Seit 1927 haben wir den Standard und die Qualität auf dem gleichen, hohen Niveau weitergeführt", sagt Herbach nicht ohne Stolz.

Durch regelmäßige Sanierungen oder den Onlinehandel ist der Laden heute auf dem Stand der Zeit. "Online funktioniert es so: Die Kunden sehen die Uhren mit den Preisen im Internet, rufen an, machen einen Termin aus und holen die Uhren ab. Unser Kundenstamm reicht von Berlin bis in die Schweiz", erklärt Herbach. Der Onlinehandel mache mittlerweile 50 Prozent seines Umsatzes aus.

"Durch meinen Sohn als Nachfolger ist das Geschäft in besten Händen."
Lothar Herbach, Geschäftsführer Herbach Juwelier und Optiker

Das Geschäft mit Trauringen etwa hat durch Unterstützung des Online-Services an Attraktivität gewonnen. "Wir haben eine Auswahl an Modellen vor Ort", so Herbach. "Sobald der passende Ring gefunden ist, geht es an die individuelle Anpassung, die wir bequem online durchgehen können." Angst vor der Zukunft habe er nicht. "Durch meinen Sohn als Nachfolger ist das Geschäft in besten Händen", sagt Lothar Herbach. Dank ihm wird man in der Falterstraße noch lange die Uhren hinter den Vitrinen ticken hören.

 
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