
Was tun gegen Hochwasser? Diese Frage steht in Schwarzach spätestens seit jenem verhängnisvollen Tag im Juli 2021 im Raum, als der sonst so friedliche Bach nach heftigem Regen zu einem reißenden Strom schwoll und weite Teile des Dorfes überspülte. Ein hundertjährliches Hochwasser, und das zum zweiten Mal binnen acht Jahren. Die Bürger sind seither verunsichert, sie wollen und müssen sich schützen, nur geht das alleine schwer.
Eine Interessengemeinschaft "Hochwasserschutz an Schwarzach und Castellbach" hat sich gegründet – und stellte am vergangenen Wochenende vor, was Betroffene schon getan haben. Ihr Sprecher Reinhard Klos betonte, dass bei dieser Veranstaltung nicht die Forderungen an die Politik im Mittelpunkt stünden, sondern "wie wir uns selbst bereits vor Hochwasser schützen". Die vorgestellten Ideen, so Klos, ließen sich vielleicht auch bei anderen umsetzen. Ein Problem, das an vielen Stationen angesprochen wurde, ist die Umgehungsstraße, die für das abfließende Wasser ein Hindernis darstellt.
Die Gemeinde Schwarzach versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten Vorsorge zu treffen. Im Bauhof stellten Bürgermeister Volker Schmitt und Bauhofleiter Michael Ort vor rund 40 Interessierten die Sandsackfüllanlage vor, die auch mit einem Notstromaggregat betrieben werden kann. 4600 Säcke könnten so in der Stunde gefüllt werden.

Derzeit gibt es laut Schmitt die Überlegung, die Anlage im Notfall am Sportplatz in Stadtschwarzach aufzustellen. Der Platz könne sowohl von Lastwagen, die den Sand bringen, als auch von den Leuten, die Säcke abholen, gut angefahren werden. "Einen idealen Platz haben wir noch nicht", sagte der Bürgermeister. An Sandsäcken sollte es also nicht mangeln. Da diese aber nur eine gewisse Dichtigkeit garantieren, haben sich die Anlieger einiges einfallen lassen. Neben der Schwarzach gibt es da noch das Bachlaufsystem Castell-/Silberbach.
Eine kleine Mauer soll das Anwesen vor der nächsten Flut schützen
Johannes Schösser und sein Sohn Peter Schösser haben da schon schlechte Erfahrungen gemacht. Ihr Anwesen befindet sich in der Schweinfurter Straße, gleich neben der Brücke – mit drei bei Hochwasser zu engen Durchlässen. War ihr Grundstück zur Bachseite bislang komplett von einer Hecke umgeben, so durften sie nun eine kleine Mauer aus L-Steinen errichten – "begutachtet und genehmigt", wie Johannes Schösser sagte. Das Wasser habe noch genügend Ausbreitungsfläche, aber von der Seite her könne es vom Haus erst einmal ferngehalten werden.

Peter Schösser präsentierte das Equipment, dass er sich mittlerweile angeschafft hat: Pumpen, Aggregate, Schläuche oder Lampen. "Wir wollen einigermaßen unabhängig sein, so dass wir keine Feuerwehr brauchen", erklärte er. Auch einen Notfallplan habe er erarbeitet. Damit wisse jeder im Haus, welches Gerät bei einem erneuten Hochwasser an welche Stelle müsse. Zudem rät er allen, einmal im Jahr diese auf Funktionstüchtigkeit zu überprüfen.
"Jeder Geschädigte kann vom anderen lernen", stellte Peter Schösser fest. Er hofft, künftig von offizieller Seite rechtzeitig gewarnt zu werden. Beim letzten Mal habe er zum Glück eine private Warnung erhalten.
Auch Stefan Leipold hat sich vorbereitet, um einem Hochwasser wie vom 9. Juli 2021 bestmöglich zu begegnen. Bei ihm lagern jetzt unter anderem Sandsäcke und Pumpen, auch ein Trocknungsgerät zählt dazu. Für Fensteröffnungen hat er sich passgenaue Abdeckungen gebaut. Doch Leipold macht sich nichts vor: Das Wasser finde seinen Weg durch die Bruchsteinmauern.
Im Innenhof eines Anwesens an einem kleinen Seitenweg der Schweinfurter Straße haben Gerald Gambel und Herbert Kestler etliche Pumpaggregate zur Demonstration aufgebaut. "Wir wollen so weit wie möglich das Wasser vom Keller fernhalten", sagt Kestler.

Im Feuerwehrgerätehaus zeigte Peter Klos, Vorsitzender des Münsterschwarzacher Feuerwehrvereins, was die Feuerwehr sich zusätzlich beschafft hat. Derzeit lagern dort auch die Dinge, die die Gemeinde für Hochwassereinsätze gekauft hat. Die Wehr war 2021 in ihrem Gebäude selbst stark vom Hochwasser betroffen.
Bei Hochwasser soll ein selbstgebauter Fensterschutz greifen
Einige Meter weiter ist das Klos’sche Anwesen in der Sonnenstraße. Reinhard und sein Bruder Peter Klos stellten ihren selbstgebauten Fensterschutz vor: Hartschaumplatten mit Nut, in der ein Fahrradschlauch liegt. Der wird dann aufgepumpt und verschließt so relativ dicht die Öffnungen. Eine hundertprozentige Dichtigkeit werde man wohl nicht bekommen, aber die Lösung sei besser als die mit Sandsäcken. Zudem werde der Druck von den Fenstern genommen.

Transparente mit Aufschriften wie "Hochwasserschutz jetzt" sind an etlichen Anwesen angebracht. So auch bei Michael Lukacz in der Schweinfurter Straße. Wie die Familie Klos "wohnte" er kurzzeitig in einem See. Denn der Durchfluss der Schwarzach an der Brücke ist bis 50 Kubikmeter pro Sekunde ausgelegt. "Es kamen aber 85 Kubikmeter in der Zeit an", erzählt er. In seinem Hof hat er die Pegelstände von 2013 und 2021 markiert.
"Im Prinzip hat jeder etwas angeschafft", fasste Reinhard Klos zusammen. Er hofft, dass im Oktober die Ergebnisse der Planungen für den Hochwasserschutz für den Raum Schwarzach vom Wasserwirtschaftsamt vorgestellt werden. Doch auch beim Oberlauf des Baches müsste rasch gehandelt werden. "Nur Schwarzach zu betrachten ist zu kurz gegriffen."

Wenn es dann um die Umsetzung der Maßnahmen geht, hofft er, dass im Staatshaushalt auch Geld dafür da ist, sagte er in Richtung der Landtagsabgeordneten Barbara Becker, die auch bei dem Termin vorbeischaute und Unterstützung zusagte. Mit Blick auf die Anschaffungen und Maßnahmen der Anlieger sei der von der Landkreisführung geäußerte Vorwurf, dass man nichts tue, widerlegt, stellte Klos fest. "Jetzt brauchen wir Maßnahmen, die etwas bringen."