Aus einem Guss hatten kürzlich die beauftragten Planungsbüros ihre Vorstellungen vom Umfeld des Kitzinger Bahnhofs präsentiert: neue Parkplätze, ein Fahrrad-Parkhaus, neue Aufenthaltsflächen mit viel Grün – und als Kernstück einen Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB). Alles zusammen kostet rund 14,5 Millionen Euro.
Der Stadtrat beschloss auch prompt, die Planung umzusetzen. Doch ausgerechnet den Beschluss über den ZOB stellte die Kitzinger Stadtverwaltung zurück. Oberbürgermeister Stefan Güntner und der Leiter Tiefbau in der Verwaltung, Jens Pauluhn, begründeten das damit, dass ihnen unklar sei, was genau der Landkreis dort brauche beziehungsweise bezuschusse.
Das Landratsamt Kitzingen widerspricht dieser Darstellung nun vehement und wehrt sich dagegen, als Verantwortlicher für weitere Verzögerungen hingestellt zu werden. Es werde seit nahezu drei Jahrzehnten immer wieder über einen ZOB diskutiert, erklärt der Leiter des Sachgebiets ÖPNV, Frank Albert.
Der ZOB soll für den ganzen Landkreis Kitzingen die zentrale Drehscheibe des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) bilden. Sprich: Dort sollen sich alle Landkreis-Buslinien punktgenau treffen, um ein leichtes Umsteigen der Passagiere von Bus zu Bus und zugleich die Anbindung an den Zugverkehr in Richtung Nürnberg und Würzburg zu ermöglichen.
Der ÖPNV soll im Landkreis Kitzingen an Bedeutung gewinnen
In Zukunft soll der ÖPNV noch an Bedeutung gewinnen, um den Landkreis besser zu vernetzen und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Doch damit der Umstieg vom Auto in den Bus gelingt, braucht es leistungsfähige Linien und Umsteigeplattformen. Dafür braucht es einen ZOB, den allerdings die Stadt Kitzingen bauen muss. Zwar profitiert der ganze Landkreis davon, aber auch Kitzingen hat einen großen Nutzen, wenn sie als attraktiver Verkehrsknoten Passagiere und andere Gäste anlockt.
Kitzingen biete dafür ideale Bedingungen, sagt Albert, weil die Züge in Richtung Nürnberg und Würzburg nahezu zeitgleich dort abfahren. Damit könnten alle Buslinien mit den Zügen und untereinander optimal vernetzt werden. Das heißt allerdings auch: Alle Busse müssen zur selben Zeit in Kitzingen ankommen. Dann ist der Nutzen für die Fahrgäste am größten.
Der Haken: Dafür braucht es viel Platz. Acht Busspuren müssen dafür am ZOB gebaut werden. Und genau das, betont Albert, haben das Landratsamt und der Gutachter, der den Verkehr untersucht und den Bedarf errechnet hat, immer wieder der Stadt Kitzingen mitgeteilt. Selbst vor der Stadtratssitzung habe es noch Gespräche zwischen den Beteiligten gegeben, um klarzustellen: "Die acht Busspuren sind unbedingt nötig", wie die ÖPNV-Sachbearbeiterin im Landratsamt, Petra Nellen, hervorhebt.
Acht Busspuren am ZOB sind nötig
Denkt man weiter in die Zukunft, wären selbst zehn Busspuren nicht übertrieben, argumentiert das Landratsamt. Denn die acht Haltebuchten berücksichtigen nicht die Bus-Abstellflächen während der Pausen der Busfahrer, den Schüler-Busverkehr und auch nicht einen womöglich noch kommenden Stadtbus. Aber der Kreisbehörde ist klar, dass der Platz am Bahnhof endlich ist und deshalb bleibt sie bei der Empfehlung für acht Spuren.
Apropos Stadtbus: Auch den halten Landratsamt und Gutachter schon lange für sinnvoll. Bisher bietet die Große Kreisstadt ihren Bürgerinnen und Bürgern nur ein Anruf-Sammeltaxi als Alternative, und die hoch fliegenden Pläne für einen autonom fahrenden Shuttle-Bus sind zuletzt krachend gescheitert. Einen Plan B haben Stadtverwaltung und Stadtrat aber nie entwickelt.
Für das Landratsamt ist auch nicht nachvollziehbar, dass die Stadtverwaltung den ZOB-Beschluss mit Blick auf mögliche Landkreis-Zuschüsse zurückgestellt habe. Auch das war ein Argument in der Stadtratssitzung. Albert erklärt die Fördermöglichkeiten: Sollte der Landkreis einen Zuschuss zum ZOB-Bau zahlen, würde er mit der staatlichen Förderung verrechnet und folglich davon abgezogen.
Unterm Strich hätte die Stadt Kitzingen also nichts gewonnen, der Landkreis aber Geld verloren – sinnlos aus Sicht der Kreisverwaltung. Das habe man der Stadtverwaltung ebenfalls erklärt und darauf hingewiesen, dass die Stadt für ihr ZOB-Projekt bei der Regierung von Unterfranken die Förderanträge stellen müsse.
Fazit: Auf die Kreisbehörde müsse niemand warten, erklärt Albert. Bauträger sei Kitzingen. Und daher müsse die Stadt ihre Hausaufgaben machen und den lange ersehnten ZOB verwirklichen: Der ganze Landkreis wartet darauf.
Und wenn man den Platz fünde und die Busspuren bauen würde, was täte dann passieren? Man würde feststellen, dass es keine wirklich taugliche Zufahrt für die Busse gibt. Das sind keine putzigen Setra S 8 aus den 1950ern.
danke für Ihren Beitrag. Die Stadt Kitzingen bzw. die Planer haben die acht Busspuren und die Zufahrt dazu bereits berücksichtigt und in den Plänen eingearbeitet. Das ist also schon geschehen. Dafür würden dort, im Norden des Bahnhofs, Parkplätze für Autos wegfallen.
Freundliche Grüße
Andreas Brachs
Main-Post, Kitzingen