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Kitzingen
Kommentar zur Innenstadt: Der Kitzinger Stadtrat verschläft Politik
Hotel, Veranstaltungshalle, Marshall Heights, Bahnhof – immer wieder scheitert der Stadtrat an sich selbst. Jetzt steht ein Projekt an, bei dem er sich nicht mehr wegducken kann.
Wie bringt man wieder Leben in die Stadt? Das ist die spannende Frage, an der sich der Kitzinger Stadtrat zu bewähren hat.
Foto: Maria Faiß | Wie bringt man wieder Leben in die Stadt? Das ist die spannende Frage, an der sich der Kitzinger Stadtrat zu bewähren hat.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 13.02.2024 09:36 Uhr

Es ist müßig zu diskutieren, wo die Stadt Kitzingen stehen könnte, wenn sie sich bewegen würde. Sie hat es sich im Stillstand bequem gemacht und kommt in wesentlichen Punkten nicht voran. Dass Teile des Stadtrats das heute anders sehen, dass sie sich ihrer Taten rühmen und schöne, bunte Bilder entwerfen, ist weitgehend Wunschdenken und eine massive Beugung der Realität. Die Entwicklung der Stadt wird verzögert, wenn nicht verhindert. So war es vor Jahrzehnten bei der Ansiedlung eines Hotels am Main und einer Veranstaltungshalle; beides ist nie gekommen. So war es bei der Wohnsiedlung Marshall Heights, vor deren Kauf die Stadt zurückschreckte. So war es lange Zeit beim Bahnhof, der vor sich hinrottete. So ist es nun bei der Innenstadt.

Man staunt und rätselt über diesen Stadtrat, der sich immer wieder selbst lähmt. Er tut es – was noch schwerer wiegt – im vollen Bewusstsein. Es gilt das Wort des langgedienten Ratsmitglieds Thomas Rank: „Wir haben kein Erkenntnis-, wir haben ein Umsetzungsproblem.“ Ein weiser Spruch. Er wird später mal in gerahmter Form über der Türschwelle jedes ausgeschiedenen Stadtratsmitglieds hängen.

Die Politik der kleinen Schritte passt nicht zur Größe der Probleme

Kitzingen steht vor riesigen Herausforderungen. Die größte ist der Umbau der Innenstadt, die ihre Magnetwirkung verloren hat – durch Einflüsse, die nicht in erster Linie die Stadt zu verantworten hat: Globalisierung, Onlinehandel, wachsende Mobilität der Kundschaft. Bei der Bewältigung der Folgen steht sich der Stadtrat seit Jahren selbst im Weg. Er verhakt sich im Kleinklein und stolpert in kleinen Schritten, die nicht zur Größe der Probleme passen.

Dabei wird er gerade an den Ergebnissen der Altstadtentwicklung gemessen werden, weil sie ins unmittelbare Lebensumfeld der Menschen hineinwirken. Sie leben, parken, kaufen, verweilen und genießen in der Innenstadt. Verliert sie weiter an Attraktivität, wenden sie sich ab. Bisher ist der Stadtrat an dieser Aufgabe grandios gescheitert; er hat sich noch nicht einmal auf ein Prozedere verständigen können, wie er die unmittelbar betroffenen Bürger oder Geschäftsleute in die Diskussion einbinden soll.

Und der OB? Es gibt – anders als beim Bundeskanzler – kein Gebot, wonach er die Richtlinien der Politik bestimmt, aber es gibt einen Selbstanspruch und eine Erwartungshaltung, die Stefan Güntner nicht zuletzt im Wahlkampf geweckt hat. „Kitzingen ist meine Heimatstadt; ich will sie weiterentwickeln.“ Der OB gibt sich jovial nach allen Seiten, seine Gestik, Mimik und Sprache in den Sitzungen signalisiert: Macht ihr ruhig mal!

Er ist eher Mittler als Macher. Bei manchen Punkten wirkt er, als gehe ihn das alles wenig an. Das kann Mittel zum Zweck sein. Die vormalige Bundeskanzlerin machte mit dieser Haltung ziemlich lange ziemlich erfolgreich Politik. Aufbruchstimmung entsteht daraus nicht.

 
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Kommentare
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    Herr Lenz macht einen Fehler, denn der Oberbürgermeister hat bei einer Abstimmung auch nur 1 Stimme.
    Er sollte sich bevor er einen Bericht schreibt, erstmal in der Gemeindeordnung einlesen.

    Ich habe selten eine einseitigere Berichterstattung gelesen, die mit wenig Aufwand und Recherche geschrieben wurde.
    Das Problem in Kitzingen sind die ungewöhnlich vielen Parteien, die schwer unter einen Hut zu bringen sind.
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  • Haenson
    Wir brauchen in Kitzingen keinen Bikepark, keinen Einkaufstempel vor der Stadt und auch kein Staatsarchiv für 60 Millionen Euro. Was wir in der jetzigen Zeit der hohen Energiekosten bräuchten wären sichere Radverkehrswege. Viele Bürger*innen werden wohl vermehrt auf das Zweirad Umsteigen.
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  • elkatvelo@t-online.de
    genau - wenn das Staatsarchiv für mindestens 60 Millionen fertig ist, dann wird die Innenstadt von den vielen Benutzern des Archivs förmlich geflutet werden, so viele sind da zu erwarten.

    Wan begreifen die Kitzinger Politikgrößen dass mit dem Archiv die schlechteste Alternative einer "Behörde" zugewiesen bekommen haben. Bei dem Verlust durch den Abzug der Amerikaner hätte ein ein jeder Dorf-Bürchermäster eine richtig gscheite Verwaltungsbehörde an Land gezogen. Man muss sich doch nur den ehemaligen Iphöfer Bürgermeister anschauen. Obwohl er im Ort - und seinerzeit sogar im Stadtrat - den größten Steuerzahler weit und breit hatte, konnte er noch genug andere Zuschussprojekte ans Land ziehen.

    Und in Kitzi wollen und wollten die OB´s halt nur aussitzen bis die Pension erreicht ist.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Vor allen Dingen

    kommt es mir so vor, als wäre Kitzingen (maximal) in den siebziger Jahren stehengeblieben, wo es noch en vogue war, Eisenbahnen rauszureißen und innerstädtisches Grün durch Beton, Asphalt und Blech zu ersetzen. Naja wenn die Stadt Glück hat, ist man dort in 50 Jahren auf dem heutigen Stand (und lamentiert, was man damals alles für ### gebaut hat, den man jetzt nur mit teurem Geld rückgängig machen könnte)...
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  • Passender kann man die Situation in Kitzingen nicht beschreiben. Hervorragend.
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  • dr.hoerlin@gmx.de
    Herr Lenz hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
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