Corinna Berz aus Volkach hat geschafft, wovon viele träumen: Die 27-Jährige hat im Sommer ihr erstes Buch publiziert. "Mythalia - Zwischen zwei Welten" heißt es und spielt im fiktiven Pfauenreich, einer fantastischen Welt mit Elfen und Menschen, Drachenwesen und Ghulen.
Fantasyepos mit vielen Intrigen
Worum geht es? Linnea ist fahrende Musikantin und hat plötzlich Visionen von einer Brücke aus purem Licht. Mit einer bunt zusammengewürfelten Heldentruppe zieht sie durch das Land, um solche Brücken zu finden, denn sie könnten höchste Gefahr für den Frieden im Pfauenreich bedeuten. Ein zweiter Erzählstrang dreht sich um Marion, eine ehemalige Adlige, die sich als Dirne verdingt und in einen ihrer Freier verliebt. Doch der Freiherr von Hagel ist nicht, wer er zu sein scheint – eine Geschichte voller Intrigen entfaltet sich.
Selbst wer mit dem Fantasy-Genre nichts anfangen kann, dürfte sich fragen, wie man es neben dem Beruf schafft, einen 784 Seiten starken Roman zu schreiben und zu veröffentlichen. Und das alles in Eigenregie, denn Berz verzichtete darauf, bei einem klassischen Verlag anzuklopfen. "Ich habe mich direkt für Selfpublishing (deutsch: Selbstveröffentlichung) entschieden", sagt Berz, "weil ich dann alles selber machen kann."
Selfpublishing ist einfach, aber viel Arbeit
Das heißt aber auch, alles selber machen oder bezahlen zu müssen: Korrektorat, Lektorat, Buchsatz, Vermarktung. Nur den Druck und den Vertrieb übernehmen Onlinepublisher wie "Book on Demand", wenn man sich dafür entscheidet. "Technisch gesehen kann das jeder", sagt Berz. Sie nutzt den Selfpublishing-Anbieter Epubli. "Man lädt das Buch hoch und die vergeben eine ISBN", so die Autorin. Epubli trägt das Buch außerdem ins Verzeichnis lieferbarer Bücher ein. Buchhandlungen können es dann, wie Bücher großer Verlage, bei ihren Großhändlern bestellen.
Allerdings kommt das Buch nicht über Nacht, wie es der Buchhandel sonst möglich macht. Denn Berz entschied sich für das Print-on-demand Verfahren: Die Bücher werden erst bei Bestellung gedruckt. "Das ist die beliebteste Form von Selfpublishing, weil man da keine riesige Auflage drucken und selbst bezahlen muss", sagt die Autorin. Wer nicht mehrere Tage warten will, kann das E-Book kaufen.
Doch bevor es druckfertig ist, muss ein Buch geschrieben, korrigiert und lektoriert werden. Das Korrektorat, also die Durchsicht des Textes auf Rechtschreib- und Grammatikfehler, übernahm Berz selbst. "Ich liebe es, Texte Korrektur zu lesen", sagt sie. "Es ist sogar ein kleiner Traum, irgendwann einmal selbst ein Korrektorat aufzumachen." Für die inhaltliche Verbesserung, also das Lektorat, suchte sich die Autorin drei Testleser, die zum Teil selbst Bücher schreiben. "Bei der Seitenmenge hätte mich ein professionelles Lektorat echt viel gekostet", so Berz. Nach einer weiteren Korrekturschleife machte sie sich an den Buchsatz – eine langwierige Arbeit. "Das war das Schlimmste", sagt Berz.
Für Berz ist Schreiben mehr als ein Hobby
Ihre Leidenschaft liegt beim Schreiben, was auch erklärt, wie man so viele Seiten zu Papier bringt. "Es ist ja nicht so, dass ich mich dazu zwingen muss", sagt Berz. "Es ist mehr als nur ein Hobby. Wenn andere abends um acht Fernsehen gucken, schreibe ich halt." Aber auch sie müsse sich manchmal überwinden. Der Kontakt mit anderen Schreibenden hilft.
Viele Autorinnen und Autoren hat Berz über die Social Media App Instagram kennengelernt. Dort gibt es eine ganze Szene von Self Publishern, die die Dinge selbst in die Hand nehmen und einander unterstützen. Vor kurzem organisierte sie mit einer anderen Autorin eine gemeinsame Live-Lesung auf Instagram. So kann Vermarktung heute aussehen. Aber Berz klapperte auch alle Buchhandlungen der Region ab, stellte ihr Buch dort vor, und will demnächst Amazon-Werbung schalten.
Bisher geringe Einnahmen mit "Mythalia"
Wer selbst veröffentlicht, steckt also viel Arbeit und manchmal auch Geld in sein Buch. Die Honorare sind bei den fast 100 Exemplaren, die Berz bisher verkauft hat, gering. Ein gedrucktes Exemplar von "Mythalia" kostet 21,99 Euro, ein E-Book 2,99 Euro. Und doch bringt das E-Book einen höheren Erlös als die Printvariante. "Das ist eigentlich traurig. Der Druck ist teuer, gerade die Papierpreise steigen immer mehr", sagt die Autorin.
Vom Bücher schreiben zu leben bleibt also erst einmal ein Traum. Doch ein Ende des Schreibens steht nicht zur Debatte. Berz arbeitet schon an Band zwei von Mythalia, der im Idealfall nächsten Sommer erscheinen soll. "Es ist ja mehr als nur ein Hobby", sagt Berz. "Die Idee in meinem Kopf ist ja da, die will raus."
Das mit den Papierpreisen ist leicht zu erklären. Wir haben nicht nur eine Chipkrise im Moment sondern leider auch eine Papierkrise. Nur ist diese nicht so medial behandelt. Daran sieht man aber auch was in der heutigen Zeit von mehr Bedeutung ist.