Die Würzburger Autorin Ulrike Sosnitza liest für ihr Leben gerne, am liebsten Liebesromane. "Lesen gehört zu meinem Leben wie Luft und Schokolade", sagt die 56-jährige gelernte Bibliothekarin. Sosnitza gilt als Expertin für gefühlvolle Unterhaltungsromane. Beim Mainfränkischen Literaturfestival MainLit liest sie aus ihrem neuen Buch "Die Glücksschneiderin". Im Interview erklärt sie, wie man erfolgreiche Liebesromane schreibt und warum Nähkurse und die Modeindustrie in ihrem Würzburg-Roman eine Rolle spielen.
Ulrike Sosnitza: Für mich ist Glück ist ein Zustand tiefster Zufriedenheit. Es ist der Moment, wenn man keine Wünsche mehr hat. Man kann Glück in sich selber fühlen: Das fühlt sich warm und weich an. Glück kann man umso stärker empfinden, wenn man lange kein Glück hatte. Und: Es gibt keinen Zustand permanenten Glücks.
Sosnitza: Einer meiner Lieblingsromane ist "Désirée" von Annemarie Selinko von 1951. Er stand bei meinen Eltern im Bücherregal. Wie alt ich damals war, kann ich heute gar nicht mehr sagen. Vor einigen Wochen habe ich den Roman in einem offenen Bücherschrank wiedergefunden – und noch einmal gelesen.
Sosnitza: Désirée Clary ist die Tochter eines einfachen Marseiller Seidenhändlers, die sich in Napoléon Bonaparte verliebt und sich auch mit ihm verlobt. Dieser lässt sie jedoch zugunsten von Joséphine de Beauharnais fallen. Später heiratet sie General Jean-Baptiste Bernadotte und wird schwedische Königin. Es ist ein historischer Roman, sehr turbulent, sehr gefühlvoll, spannend und sehr lebendig geschrieben. Ich glaube, dieser Roman hat mich wirklich geprägt.
Sosnitza: Man braucht ganz viele Gefühle (lacht), Liebe und Zuneigung. Aber letztendlich schreibt man einen Liebesroman wie jeden anderen Roman auch. Man braucht ein schönes Setting, tolle Hauptfiguren und eine spannende Handlung.
Sosnitza: In der Weltliteratur gibt es sehr viele Romane, die Liebesromane sind, auf denen es nicht draufsteht und die nicht rosa verpackt sind. Ich denke dabei an Madame Bovary von Gustave Flaubert oder auch an die Buddenbrooks von Thomas Mann. Diese Bücher werden auch von Männern gelesen.
Sosnitza: Auf jeden Fall das Schreiben! Ich empfinde diese Glücksmomente, wenn ich merke, dass die Figuren lebendig werden und funktionieren. Dann ergeben sich die Dialoge ganz von alleine. Dass meinen Leserinnen die Bücher gefallen, das befriedigt mich natürlich auch und macht mich glücklich.
Sosnitza: Auf den ersten Blick haben Clara, die im Roman knapp 30 Jahre alt ist, und ich nicht viel gemeinsam. Aber unsere Interessen ähnlich sich. Die Wegwerfgesellschaft geht mir schon immer gegen den Strich. In ihrem Nähcafé versucht Clara, Dinge zu reparieren und ihnen ein neues Leben zu geben. Auch ich kaufe relativ wenig Kleidung und wenn, frage ich mich: Brauche ich das wirklich? Es geht in dem Roman um Fast Fashion und um Nachhaltigkeit. Die Upcycling-Ideen von Nähbloggerinnen haben mich sehr beeindruckt.
Sosnitza: Früher habe ich gerne gestrickt und gehäkelt, aber nähen konnte ich nicht. Daher habe ich einen Nähkurs im Würzburger Atelier Fingerhut besucht. Zuerst habe ich mir eine Laptop-Tasche genäht, das war schon ziemlich knifflig. Dann habe ich noch Upcycling ausprobiert und eine alte Bluse aufgepeppt sowie aus einem alten Pullover Eierwärmer genäht.
Sosnitza: Das Schreiben hat mich mit 15 Jahren gepackt, damals haben ich nach einer unglücklichen Liebe angefangen Gedichte zu schreiben. Das war aber auch das Alter, in dem ich wirklich beeindruckende Bücher gelesen habe und dachte: das will ich auch können. Die Magie der Wörter beherrschen und Menschen so zu verzaubern, dass sie lachen oder weinen und dass sie vor allem ein Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen wollen.
Sosnitza: An "Novemberschokolade" habe ich knapp zwei Jahre gearbeitet. Ich habe diesen Roman zweimal komplett umgeändert. Zuerst wollte ich einen Psychothriller schreiben, um dann festzustellen, dass mir das gar nicht liegt. Schließlich wurde es ein Liebesroman. Mittlerweile brauche ich etwa ein Jahr, um einen Roman zu schreiben.