
Es ist kein Geheimnis: Schülerinnen und Schüler nutzen das im Mai im südlichen Landkreis Schweinfurt und im nördlichen Landkreis Kitzingen eingeführte Rufbussystem "Callheinz" gerne. Manche so oft es geht. Sie sparen sich somit lange Fahrten in vollen Schulbussen. Andere dagegen kämen ohne die "Callheinz"-Busse kaum zur Schule oder nach Hause, weil die Schulbusverbindung mangelhaft ist. Wenn "Callheinz" versagt, haben diese Kinder und ihre Familien Probleme. So ergeht es drei Schülerinnen und Schülern aus Oberschwarzach, die das Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach (EGM) und die Mädchenrealschule in Volkach besuchen.
Nicole Malaneys Zwillinge besuchen die fünfte Klasse, Sohn Corey das EGM und Tochter Caitlín die Mädchenrealschule. Seit einigen Wochen erleben sie es immer wieder, dass "Callheinz" morgens nicht buchbar ist, berichtet die Mutter. Oder, was für sie noch schlimmer ist: Der Betreiber storniert gebuchte und bestätigte Fahrten kurzfristig vor Beginn. Fahrten seien auch schon Minuten nach dem vorgesehenen Start nachträglich und ersatzlos gestrichen worden. Jüngst kam eine Fahrerin zu spät, sie hatte eine andere Abfahrtszeit erhalten als die über die "Callheinz"-App bestätigte Terminbuchung.
Wenn die Busse nicht erscheinen muss Malaney als berufstätige Mutter aus dem Stegreif schauen, wie sie ihre Kinder zur Schule bringt. Das Problem kurzfristiger Stornierungen bestätigt eine weitere Mutter aus Oberschwarzach, die ihren Namen nicht öffentlich machen möchte. Ihr Kind besucht ebenfalls das EGM.
Warten am Busbahnhof – im Dunkeln und mit fragwürdigem Publikum
Grundsätzlich fährt ein Linienbus um 6.18 Uhr von Oberschwarzach nach Gerolzhofen. Dort startet laut Malaney um 7.10 Uhr ein Bus nach Volkach, von wo ein Bus nach Münsterschwarzach fährt. Das hört sich nach viel Wartezeit für die Kinder an. Doch das ist nicht die Hauptsorge der Mutter mit dieser Form der Busanbindung: Ihr ist unwohl zumute, wenn ihre Kinder im Winter im Dunkeln eine halbe Stunde am Gerolzhöfer Busbahnhof warten müssen. Selbst bei Tageslicht, schildert sie, hielten sich dort manchmal Betrunkene auf. Das möchte sie ihren Kindern nicht zumuten.

Das Landratsamt Schweinfurt, das zusammen mit dem Landratsamt Kitzingen das Pilotprojekt "Callheinz" im Altlandkreis Gerolzhofen initiiert hat, bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion, dass "Callheinz" vermehrt zwischen 8 und 13 Uhr genutzt wird. Mutmaßlich dürfte es darunter etliche Schüler-Fahrten geben. Deshalb seien "systemseitige Einstellungen" vorgenommen worden, um zu verhindern, dass Schülerinnen und Schüler "Callheinz" nutzen. Denn wenn für diese parallel Regionalbuslinien vorhanden sind, soll "Callheinz" nicht als bequemes Schülertaxi fungieren.
Landratsamt: Buchungssystem erkennt nicht, ob es sich um Schüler handelt
In der Praxis wirkt sich das so aus: Im genannten Zeitraum wird das Fahrtangebot künstlich verknappt. Das trifft letztlich alle Nutzerinnen und Nutzer von "Callheinz", auch diejenigen, die mit der Maßnahme nicht gemeint sind. Den Grund nennt Landratsamt-Pressesprecher Andreas Lösch: Das Buchungssystem könne nicht erkennen, ob eine Fahrt für eine Schülerin oder einen Schüler gebucht wird.
Dagegen ließe sich einwenden, dass bei einer "Callheinz"-Buchung abgefragt wird, ob der Fahrgast ein 365-Euro-Ticket nutzt, das für Schüler und Azubis gedacht ist. So könnten also durchaus Rückschlüsse gezogen werden, wer eine Fahrt bucht.

Von Problemen der Schülerbeförderung zwischen Oberschwarzach und Münsterschwarzach ist dem Landratsamt Schweinfurt eigenen Angaben nach nichts bekannt. "Wir können leider nur helfen und Lösungen anbieten, wenn sich die Fahrgäste an uns direkt wenden", schiebt Pressesprecher Lösch einen Teil der Verantwortung den Betroffenen selbst zu.
Mütter haben vom Landratsamt keine Erklärung erhalten
Genau dies hätten sie auch gemacht, versichern beide Mütter aus Oberschwarzach. Sie habe dreimal mit der für "Callheinz" zuständigen Stelle im Landratsamt korrespondiert und explizit das Problem mit den stornierten Fahrt angesprochen, sagt Malaney. Eine Erklärung habe sie nicht erhalten.
Ein weiterer Umstand verwundert beide Mütter: Mehrmals haben sie erlebt, dass, wenn sie "Callheinz" für ihre insgesamt drei Kinder zur gleichen Zeit an einen Abfahrtsort in Oberschwarzach bestellt haben, zwei Busse im Abstand von wenigen Minuten kamen. In beiden Bussen fuhren dann bis Volkach nur jeweils ihre Kinder mit.
Das Landratsamt Schweinfurt bestätigt vorhandenen Verbesserungsbedarf bei der Koordinierung der Fahrten. Das System werde gerade zusammen mit dem Anbieter der Buchungssoftware, dem Unternehmen Hacon/Padam, angepasst. Die Kapazitäten der aktuell vier "Callheinz"-Busse im Bediengebiet der Landkreise Schweinfurt und Kitzingen sollen besser genutzt werden.
"Callheinz"-Fahrten stiegen sprunghaft an – mit Luft nach oben
Derzeit nutzen laut Landratsamt circa 6000 Menschen "Callheinz". Besonders erfreulich entwickle sich die Zahl der Fahrten, stellt Pressesprecher Lösch fest. Wurden im Mai 30 Fahrten pro Wochentag absolviert, seien es jetzt etwa 120. Das Rufbussystem sei dennoch nicht überlastet, weist Lösch diese Annahme der Mütter aus Oberschwarzach zurück. Fahrten könnten bis zu 31 Tage im Voraus "gut planbar und verlässlich" gebucht werden.
Die drei Schüler aus Oberschwarzach erleben dies in der Realität anders. Obwohl ihre Mütter Fahrten zwei, drei Wochen vorher buchen möchten, funktioniere dies nur sporadisch, sagen sie. Dies gelte auch nachmittags, wenn ihre Kinder teilweise erst gegen 17 Uhr in Gerolzhofen ankommen. Da fährt kein Bus mehr nach Oberschwarzach. "Da bleibt nur noch das Elterntaxi", sagt Malaney.

Für genau solche Fälle, wenn Schüler auf Lücken in Busfahrplänen stoßen, ist "Callheinz" als Ergänzung des ÖPNV auch vorgesehen, bestätigt das Landratsamt Schweinfurt. Doch was hilft eine noch so schöne Theorie, wenn in der Praxis keine Fahrten zu buchen sind.
Nicht jede Schülerin darf jeden Schulbus nutzen
Schwer vermittelbar ist den betroffenen Oberschwarzacher Familien ein weiterer Umstand in Sachen Schülerbeförderung: Es fährt morgens ein Schulbus durch Oberschwarzach über Gerolzhofen nach Schwebheim, zum Förderzentrum Heide-Schule. Diesen Bus, der nicht voll besetzt ist, dürfen seit einiger Zeit aber nur Heide-Schülerinnen und -Schüler nutzen.
Das mit der Fahrt beauftragte Busunternehmen Kleinhenz aus Gerolzhofen bergründet dies damit, dass dies kein öffentlicher Bus ist. Der Bus fährt nur für die Schülerinnen und Schüler des Förderzentrums. Folglich dürfe den Bus, den das Landratsamt oder Gemeinden bezahlen, auch "nicht jeder benutzen", auch nicht gegen Bezahlung, wie es beim Busunternehmen auf Anfrage dieser Redaktion heißt.
Landkreise bzw. Ortschaften ohne vernünftigen ÖPNV dürften sich innerhalb der nächsten 10 - 15 Jahre immer mehr "umschauen", wo denn die Einwohner/innen abbleiben, wenn diese sich zunehmend das Autofahren nicht mehr leisten können. Wer seine Standortfaktoren links liegen lässt, wird irgendwann selber links liegen gelassen.
Deshalb seien "systemseitige Einstellungen" vorgenommen worden, um zu verhindern, dass Schülerinnen und Schüler "Callheinz" nutzen. Denn wenn für diese parallel Regionalbuslinien vorhanden sind, soll "Callheinz" nicht als bequemes Schülertaxi fungieren.
Wenn parallele Regionalbuslinien vorhanden sind, dürfen Schüler nicht mitfahren, Nicht-Schüler aber schon?
Sinnvoll wäre es, wenn bei nutzbarem Bus der Rufbus nicht fahren würde, unabhängig davon, wer mitfahren will.
Wobei noch zu klären wäre, wie nutzbar eine Verbindung ist, die mit mehreren Umstiegen mit langen Wartezeiten verbunden ist.
Es muss ein System geben, das alle Verbindungen kennt und dann immer die günstigste Variante wählt, einzig abhängig von Start, Ziel und der Zeit.
Große Busse und Züge bedienen die Hauptachsen entlang der Staats- und Bundesstraßen, alles andere die Rufbusse. Wie das gehen kann sieht man in der Schweiz.
Aber wir haben ein Flickwerk aus duzenden Verkehrsverbünden, Privatbussen und Zügen die alle nebeneinander und hintereinander herfahren.
Weder gehört Oberschwarzach zum Landkreis Kitzingen noch ist es so, dass im Lkr. Schweinfurt keine vergleichbaren Schulen vorhanden wären.
Wenn die Eltern (oder nur die Mutter) also der Meinung sind, ihr Kind brauche eine "besondere Schule", so ist es nicht Aufgabe der Allgmeinheit, dies zu gewährleisten.
Als Vater von drei Kindern frage ich mich eh, warum diese Kinder abgegrenzt werden.
Menschen mit anderer Hautfarbe, anderer Sprache und auch betrunkene Menschen gehören zum täglichen Leben. Und auch der Umgang mit diesen muss gelernt werden.
Stattdessen jagt man die Kinder morgen um 5 aus dem Bett.
Wie das Landratsamt SW treffend ausführt, ist "Callheinz" prinzipiell eine Ergänzung für Orte, in denen kein Bus fährt und kein "Schüler-Taxi".
Da bei der Buchung Start- und Zielort anzugeben sind, könnte man sich schon vorstellen, dass hier ein Abgleich mit den Buslinien vorgenommen und daraufhin die Fahrt storniert wird.
Braucht man für Callheinz kein Ticket ?
Ich nutze Callheinz berufsbedingt und bin bis jetzt zufrieden.
Im Fall sollte man beachten, dass das Münsterschwarzacher Gymnasium als kirchliche Privatschule nicht das Regelgymnasium ist. Nach Geo gäbe es einen Schulbus.
Dieser Mutter gebe ich vollkommen Recht.
Ich würde auch Kindern in Schweinfurt die Umsteigezeit am Roßmarkt ersparen.
Vieleicht sollten unsere gewählten Vertreter in Stadt ,- und Landkreis sich selbst mal ein Bild von der Problematik machen.
Einfach aufs Auto für eine Woche verzichten,und in den ÖPNV umsteigen.