Wenn ansonsten der Sachlichkeit zugeneigte Verwaltungsbeamte ins Schwärmen kommen, muss etwas passiert sein. Ist es auch: Das neue Mobilitäts-Konzept "Callheinz", das die Landkreise Schweinfurt und Kitzingen ersonnen haben, "hat eingeschlagen wie eine Bombe". Bernhard Hornig, Nahverkehrsbeauftragter im Landratsamt Kitzingen, war die Euphorie nicht nur bei der Wortwahl anzumerken.
Auf "Callheinz" fahren gerade alle ab – und wer bisher dazu neigte, das Projekt wegen des gewöhnungsbedürftigen Namens und des Slogans "Heinz fährt, wo sonst keins fährt" womöglich nicht ganz ernst zu nehmen oder es als Lückenbüßer im Nahverkehr einzuordnen, sieht sich jetzt eines Besseren belehrt.
Hinter dem Pilotprojekt, das zunächst bis 2028 laufen soll, verbergen sich mehrere abrufbare Kleinbusse, sogenannte On-Demand-Shuttles. Dort, wo nichts fährt, holen sie die Kundschaft ab und bringen sie zur nächsten erreichbaren Verbindung. Deshalb ist die Flotte überwiegend im ländlichen Bereich unterwegs, also dort, wo reguläre Verbindungen ausdünnen. Rund um Kitzingen sind das Volkach, Prichsenstadt, Wiesentheid, Geiselwind, Abtswind, Rüdenhausen, jeweils mit allen Stadt- und Ortsteilen. Dazu kommen ein Dutzend Orte im Landkreis Schweinfurt, und das Ganze montags bis freitags zwischen 5 Uhr und 23 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen zwischen 7 Uhr und 21 Uhr.
Zwei Monate nach dem Start gibt es 3000 Kundenkontakte
Zwei Monate gibt es Callheinz inzwischen – und die Zahlen, die Hornig dem ÖPNV-Ausschuss des Landkreises Kitzingen präsentierte, sind eindrucksvoll. Angesteuert werden 81 eigene Haltepunkte sowie 66 ÖPNV-Haltestellen. Aktuell gibt es 3000 angemeldete Kundenkonten, davon sind 750 aktive Kunden. Pro Tag gibt es bist zu 110 Fahrten, die bisher durchgeführten Fahrten summierten sich auf 3300, was 64.700 zurückgelegten Kilometern entspricht.
Pro Fahrt werden im Durchschnitt 1,3 Personen mitgenommen. 60 Prozent der Fahrten finden im Landkreis Schweinfurt statt, der Rest im Kitzinger Land. Und auch das ist beachtlich: 97 Prozent der Nutzer haben für die Qualität der Fahrten mindestens vier von fünf Sternen vergeben.
Was gut ist, ist in diesem Fall allerdings auch teuer: Pro Jahr kostet das Projekt um die 1,5 Millionen Euro. Den Betrag teilen sich die beiden Landkreise, zudem fördert der Freistaat Bayern die Sache mit fast 50 Prozent. Klar ist auch, dass es trotz aller Euphorie noch Verbesserungsbedarf gibt. So müsse man weiter daran arbeiten, das On-Demand-System zu erklären, etwa dass es hier nicht um irgendeinen Party-Verkehr gehe. Auch dass bei Buchung über die eigene Callheinz-App derzeit nur mit Kreditkarte gezahlt werden könne, gehöre zu den Kinderkrankheiten, so der Nahverkehrsbeauftragte. Im Wagen selber sei aber Barzahlung ebenso möglich wie der Einsatz der EC-Karte.
So viel Heinz und so viel Begeisterung war nie: einfach "heinzigartig"
Die Kreisrätinnen und Kreisräte zeigten sich angetan von der Callheinz-Bombe: Betont wurde durch die Bank die "maximale Flexibilität", und Dieter Haag (CSU) bemühte die größtmögliche Steigerung und nannte Callheinz sogar "herausragendst". Was sich auch für die dazugehörige Werbekampagne gilt, nie gab es mehr Heinz: "Fahr mit der Formel Heinz" oder "Einfach heinzigartig!" zeigen auf nette Art, dass sich da jemand so richtig was hat einfallen lassen.
Das bekommt auch das Callheinz-Callcenter zu spüren. Es hat nicht nur gut zu tun, sondern erhält mittlerweile auch Anrufe aus Würzburg mit der dringenden Frage, wann Callheinz endlich auch im Nachbarlandkreis buchbar sei.
Weitere Infos gibt es im Internet unter www.callheinz.de. Das Callheinz-Callcenter ist zu erreichen unter Tel.: (0800) 4560011.
Vielleicht kann man mit den Fahrdaten auch feststellen auf welchen Strecken hoher Bedarf besteht und dort entsprechend einen regulären Omnibus Verkehr einführen.
In Kitzingen sehe ich immer wieder wie das Konzept Ruftaxi an seine Kapazitätsgrenzen gerät.
Wenn die ÖPNV fahrten weiter so gesteigert werden können ist das Ganze bald nicht mehr nur sozial, sondern auch ökonomisch und ökologisch sinnvoll