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Kitzingen
"Katastrophe für kleinere Firmen": Grünen befeuern Debatte um Logistikzentren im Landkreis Kitzingen
Logistikzentren werden heute vor allem an autobahnnahen Standorten errichtet, wie es sie im Landkreis Kitzingen zuhauf gibt.
Foto: Anand Anders | Logistikzentren werden heute vor allem an autobahnnahen Standorten errichtet, wie es sie im Landkreis Kitzingen zuhauf gibt.
Bearbeitet von Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:29 Uhr

In der hitzigen Debatte um die Ansiedlung immer neuer großer Logistikzentren im Landkreis Kitzingen hat sich die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen auf die Seite der Kritiker dieser Vorhaben geschlagen. Sie unterstützten die Aussage von SPD-Kreisrat Robert Finster in der Sache, heißt es in einer von den Fraktionssprechern Andrea Drexelius und Klaus Sanzenbacher unterzeichneten Stellungnahme.

Finster hatte kürzlich im Wirtschaftausschuss des Kreistags mit Blick auf die Logistikcenter erklärt: "Wir sollten uns Gedanken machen, wie man diesen Wahnsinn aufhalten kann." Für seine offene Kritik hatte der altgediente Kommunalpolitiker eine harte Replik der Jungen Union hinnehmen müssen. Die CSU-Jugendorganisation warf der SPD im Landkreis vor, "auf merkwürdigen wirtschaftlichen Wegen unterwegs"  zu sein.

Für die Grünen steht fest: "Wer in Zeiten des Klimawandels mit steigenden Temperaturen und zunehmender Trockenheit mit Starkregenereignissen weiter auf die großflächige Versiegelung von Natur und Landschaft anstatt auf eine nachhaltige Wirtschaft und einen schonenden Umgang mit den vorhandenen Ressourcen setzt, handelt unverantwortlich gegenüber den nachfolgenden Generationen." Jüngste Vorhaben im Landkreis sind das gerade entstehende, gut 70.000 Quadratmeter große Logistikzentrum von s.Oliver im Dettelbacher Gewerbegebiet Ost und das auf etwa 80.000 Quadratmetern geplante Logistikcenter der Firma Geis bei Kleinlangheim.

Die Grünen sehen die Sache mit den Arbeitsplätzen kritisch

Boden sei nicht vermehrbar, so der Hinweis der Grünen. Immer mehr Menschen müssten von immer kleinerer Anbaufläche ernährt werden. "Da mutet es schon grotesk an, dass Vertreter derselben Gruppierungen, die im letzten Jahr noch den Umbruch der wenigen vorhandenen Naturschutzflächen zum Nahrungsanbau gefordert haben und sich aus dem selben Grund gegen eine Wiedervernässung von Mooren und Wiederbewaldung aussprechen, hier vehement für die großflächige Versiegelung unserer Heimat eintreten."

Die Grünen äußern "Verständnis für die Kommunen, die meinen, so eine Ansiedlung bringe Arbeitsplätze und spüle zusätzlich Geld in die Gemeindekasse". Sie verweisen aber darauf, dass im Landkreis Kitzingen "nahezu Vollbeschäftigung" herrsche, und werfen die Frage auf: "Wo sollen die Arbeitskräfte herkommen?"

Es habe sich gezeigt, dass die meisten Arbeitskräfte im Logistikbereich durch höhere Löhne von anderen Firmen abgeworben würden. Für kleinere Firmen könne das "mitunter in der Katastrophe enden". Überhaupt wäre es nachhaltiger, statt noch mehr Verkehr auf die Straße zu bringen dafür zu sorgen, dass mehr Ware auf die Schiene kommt.

 
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  • Georg Schulz-Hertlein
    Mit einem "Rückhaltebecken" wird das Wasser i.d.R. nur zeitverzögert abgeleitet. Niederschläge sollten in der Fläche versickern können (Grundwasserneubildung). Diese Flächen werden immer weniger und fehlen der regionalen Nahrungsmittelerzeugung. (Auch durch Solaranlagen - die könnte man aber auch schneller zurück bauen). Ich glaube nicht, dass wir noch sehr lange diese üppigen Nahrungsmittelimporte aus dem Ausland haben werden. Diese großen versiegelten Flächen erhöhen die Temperaturen weiter. Klimaanpassung ist das Gebot der Stunde. Dazu gehört es auch den massiven Flächenverbrauch zu beenden. Bereits 2015 wies der Regierungsbezirk Unterfranken mit 55,4 % den höchsten Versiegelungsgrad in Bayern aus. Die Gewerbeflächen im Landkreis KT haben sich (Stand 2018) in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt und sind von ca. 280 Hektar auf 540 Hektar angestiegen. Da kann Wahlkampf sein oder auch nicht. Es ändert nichts an den Fakten. Es wird Zeit der Realität ins Auge zu schauen.
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  • Elisabeth Hofmann
    Wo ist das Problem, dass auf den neuen Gebäuden Solarflächen entstehen. Und das Dachwasser gespeichert wird, einmal für den Wasserverbrauch in der neuen Firma, oder in einem Rückhaltebecken zur Versicherung vor Ort. Das kann alles per Baugenehmigung geregelt werden.

    Damit sind doch die ganzen angesprochenen Problem gelöst, jeder bekommt was er will und zusätzlich wurden neuen Solarflächen auf einem reinen Acker vermieden.

    Das ist doch keine komplizierte Raketentechnik. oder kommt es den Personen, die das so vehement kritisieren, wie der SPD und Grünen genau so - NUR AUF BILLIGES WAHLKAMPFGEPLÄNKEL - an, wie den genau so vehement dafür polemisierenden Nachwuch- CSUlern.

    Jeder kritisiert den Anderen, ganz egal ob vernünftige pragmatischen Lösungen geradezu nach einer Umsetzung förmlich schreien. Hauptsache es werden öffentliche Kommentare zu Wahlkampfzwecken abgesetzt und jeder und alles herabgesetzt.

    Und wer wird durch den Streit: gewählt genau eine vermeintliche Alternative
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