Wer täglich auf Kitzingens Straßen unterwegs ist, kennt das Problem: Schlaglöcher, Risse, Senkungen. Viele Verbindungen sind – man muss es so sagen – einfach abgefahren. Im Rathaus kursiert seit Längerem eine "Prioritätenliste", die den Sanierungsstau dokumentiert und am Donnerstagabend den Stadtrat erreichte. Dort war die Ratlosigkeit zunächst groß. "Wir waren in der Fraktion zusammengesessen und wussten nicht, was ihr von uns wollt", sagte Timo Markert (CSU) an die Adresse von Bauamtsleiter Oliver Graumann.
Auf zwei DIN-A4-Seiten hat das Sachgebiet Tiefbau insgesamt 27 Projekte im Stadtgebiet und in den Stadtteilen gelistet. Neben dem reinen Straßenbau geht es in dem Papier auch um die Sanierung von Kanälen, aber weil das eine von der Dringlichkeit her nicht immer mit dem anderen zusammenpasst, gab es im Stadtrat die von Markert angesprochene "Verwirrung". Graumann hatte dem Straßenbau in seiner Liste Priorität eingeräumt.
Alle Projekte zusammengerechnet, summieren sich auf einen Betrag von gut 42 Millionen Euro, und genannt sind laut Verwaltung "nur die wichtigsten und dringlichsten Maßnahmen". Auch wenn sie auf einen Zeitraum bis 2034 gestreckt sind, lässt sich allein an den Kosten erkennen, dass es ohne Gewichtung nicht gehen wird. Dies soll nun Aufgabe des Stadtrats sein; er wird die einzelnen Projekte wägen und priorisieren müssen.
Das Prestigeobjekt Kaiserstraße trägt erstmals ein Preisschild
Graumann sieht dabei wenig Spielraum. "Die Möglichkeit, die uns der Haushalt bietet, gibt uns die Priorität schon vor." Auf den ersten Plätzen stehen die Sanierung der Breslauer Straße in der Siedlung (drei Millionen Euro), der Ausbau des Amalienwegs am Bahnhof (660.000 Euro), die Erneuerung der Gabelsberger Straße im Wohngebiet Marshall Heights (70.000 Euro) und schließlich die Erneuerung des Bahnhofsumfelds (6,7 Millionen Euro). Das Prestigeobjekt "Neugestaltung von Kaiserstraße und Königsplatz" steht an sechster Stelle und hat erstmals ein Preisschild bekommen: 7,3 Millionen Euro. Los gehen soll es hier frühestens 2027.
Manfred Paul (SPD) wünschte sich mit Blick auf den maroden Zustand, die Sanierung des nördlichen Hindenburgrings von Platz elf vorzuziehen. Und auch die Situation in der Alten Poststraße (Platz 17) werde "jeden Tag schlimmer". Wenn das so weitergehe und nichts geschehe, solle man überlegen, die Straße mittels Einbahnregelung zu entlasten. Erst im Mittelfeld landet der Ausbau der Westtangente zwischen Kaltensondheimer Straße und Innerer Sulzfelder Straße, der mit 1,45 Millionen Euro taxiert ist. Dort und im weiteren Bereich bis zur Südbrücke geht es auch um die Erneuerung der Gehwege und Rinnen.
Ein altgedienter Stadtrat wie Wolfgang Popp (KIK) erinnerte in der Sitzung daran, dass "vor drei Legislaturperioden schon dieselben Straßen auf der Liste standen". Die Breslauer Straße sei bereits vor 30 Jahren als "dringend sanierungsbedürftig" bezeichnet worden, und erst jetzt gehe es dort mit der Sanierung los. Mit Blick auf diese Verzögerungen und die vom Bauamt getroffenen Handlungsempfehlungen stellte Popp fest: "Alles Kurzfristige ist auch langfristig geworden."
Das städtische Straßennetz ist rund 150 Kilometer lang
Nach Angaben der Verwaltung hat die Stadt Kitzingen ein Straßennetz von rund 150 Kilometern und ein Kanalnetz von etwa 180 Kilometern zu unterhalten. Weil sie die Reparaturkosten weitgehend selbst tragen muss, sollte – so die Empfehlung aus dem Rathaus – gut überlegt werden, ob und wann eine Generalsanierung notwendig ist. Die vom Bauamt vorgelegte "Prioritätenliste" hat der Stadtrat am Donnerstag einstimmig abgesegnet. Alle Projekte daraus müssen noch einmal einzeln abgestimmt werden.