Um die 8000 Menschen können nicht irren. Sie alle tummelten sich im Juli bei bestem Sommerwetter am Kitzinger Stadtbalkon, um dem Musiker Johannes Oerding zu lauschen. Sämtliche Karten dazu hatte der Würzburger Radiosender "Gong" verschenkt – ein Erfolg auf ganzer Linie, der auch im Kitzinger Rathaus gut ankam. Und so sollen im nächsten Jahr gleich drei solcher Konzerte auf dem Gartenschaugelände am Main stattfinden: mit der Pop- und Volksmusikband Haindling (9. Juni) und den Solokünstlern Jan Delay (10. Juni) und Wincent Weiss (17. Juni). Das ist aber noch nicht alles. Auch beim Kitzinger Weinfest (23. bis 26. Juni) wird es – zwangsläufig – manche Neuerung geben.
Für Herbert Müller von der Hauptabteilung im Rathaus – man könnte auch sagen: den heimlichen Kulturchef – zieht mit den drei Musik-Acts ein bisschen Großstadtflair ein. "Das ist ein Pfund für Kitzingen", sagte er am Dienstagabend im Haupt- und Kulturausschuss. "Diese Künstler sind sonst nur in größeren Städten zu sehen." Auch Kulturreferent Walter Vierrether betonte die "überregionale Bedeutung" solcher Veranstaltungen, die Kitzingen "gut zu Gesicht" stünden.
Zweiter Bürgermeister Manfred Freitag kam gar auf Grundsätzliches zu sprechen. "Endlich können wir mal aus dem eigenen Schatten treten und am Ende vielleicht sagen: Kitzingen kann’s doch!" Die Stadt will ihren Teil zum Gelingen beitragen und gibt 15.000 Euro Zuschuss, davon 10.000 Euro über Bauhofleistungen. "Aus der Erfahrung" heraus regte Oberbürgermeister Stefan Güntner an, auf dem Festgelände "lieber einen Essensstand mehr" einzurichten.
Beim Weinfest wird die Stadt selbst als Veranstalterin auftreten
Was das Weinfest angeht, so muss die Stadt im nächsten Jahr selbst in die Bresche springen. Bei einem Gespräch Ende Oktober wurde ihr von der Weinfestgemeinschaft – bestehend aus der Metzgerei Frickel, dem Weingut Röser und der Winzergemeinschaft Franken – mitgeteilt, dass diese ihr Engagement einstellen und sich zum 31.12.2022 auflösen werde. Seit 2009 hatte sie das jährliche Weinfest am Main organisiert, ein "Glücksfall", wie Herbert Müller sagte, für "eines der traditionsreichsten Weinfeste Frankens", das 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen war.
In der Kürze der Zeit sei es kaum möglich gewesen, das Weinfest auf neue Füße zu stellen und sich einen neuen Betreiber zu suchen. Deshalb will die Stadt – gemeinsam mit Touristinfo und Stadtmarketingverein – nun für 2023 selbst als Veranstalterin auftreten. Die Gastro-Landschaft in Kitzingen sei "nicht so, dass es einer allein durchführen könnte", so Müller – "und einen 08/15-Veranstalter, der so etwas landauf, landab macht, wollten wir nicht." Ziel sei es, mit lokalen Gastronomen zu kooperieren und sämtliche Kitzinger Winzer für die viertägige Party zu gewinnen. Komplett umkrempeln werde man das Weinfest nicht, aber an mancher Stelle nachjustieren, etwa bei Beleuchtung, Dekoration oder Sonnenschirmen.
Das Kitzinger Weinfest sei "in die Jahre gekommen", sagte Kulturreferent Vierrether. Da könne es nicht schaden, das Ganze "ein bisschen aufzuhübschen". Auch Manfred Paul stellte fest: "Andere Dörfer machen unheimlich viel. Die sind sehr kreativ." Vierrether nannte als Beispiele die Feste in Großlangheim und Kleinlangheim, die sich "hervorragend entwickelt" hätten. Seit 1987 begleite er das Kitzinger Weinfest. 1993 wurde es vom Marktplatz an den Main verlagert und um eine Woche nach vorne datiert, um nicht länger in Konkurrenz mit Rödelsee zu geraten. Der Main, so Herbert Müller, sei als Ambiente "sensationell". Am Standort soll also ebenso wenig gerüttelt werden wie an den großen Linien. Dafür möglicherweise an Dingen wie dem Küchenzelt, das so "nicht in die Landschaft passt", wie Paul sagte.
Wenn das 64. Weinfest im nächsten Jahr vorüber ist, will die Stadt laut OB schnell in eine Analyse einsteigen und klären, wer es künftig ausrichten soll. 60.000 Euro lässt sich die Stadt die vier Tage am Main kosten, dafür fließen sämtliche Erlöse etwa aus Standgebühren zurück in die Stadtkasse. Bislang hatte man der Weinfestgemeinschaft einen jährlichen Zuschuss von 15.000 Euro gewährt, davon 10.000 Euro an Bauhofleistungen. Bewährt sich das Konzept, ist nicht ausgeschlossen, dass Stadt und Stadtmarketingverein auch künftig das Weinfest selbst betreiben werden.
Die World-Press-Ausstellung, die am 17. Februar beginnen soll, könnte erstmals über fünf Wochen in der Stadt zu sehen sein. Weitere Termine zum Vormerken sind das Stadtfest vom 2. bis 4. Juni sowie der Stadtschoppen in der Zeit zwischen 27. April und 15. Oktober, der laut Herbert Müller "immer mal wieder" von Livemusik am Stadtbalkon begleitet werden. Warum nur immer mal wieder? Weil die Stadt die Anwohner am Main nicht zu sehr beanspruchen wolle.